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Herzogenaurach: Die evangelische Kirche freut sich auf ihre 570.000 Euro teure Orgel

3.7.2021, 07:53 Uhr
Kantor Gerald Fink an der jetzigen Orgel in der evangelischen Kirche. Knifflig: Das neue Instrument darf nach den Vorstellungen des Architekten die beiden Fenster aus der Vorgängerkirche nicht verdecken. 

© Matthias Kronau, NN Kantor Gerald Fink an der jetzigen Orgel in der evangelischen Kirche. Knifflig: Das neue Instrument darf nach den Vorstellungen des Architekten die beiden Fenster aus der Vorgängerkirche nicht verdecken. 

Wenn alles klappt, wird das neue Instrument im Herbst 2022 eingeweiht. "Dieses Wissen motiviert uns nun, verstärkt in die Öffentlichkeit zu gehen und auch für die Mithilfe bei der Finanzierung zu werben", sagt Kantor Gerald Fink. 570.000 Euro kostet die Orgel insgesamt.

Hohe Spendenbereitschaft

Rund ein Viertel trägt, wie schon bei den früheren Instrumenten in St. Otto und St. Magdalena, die Stadt Herzogenaurach. Rund 100.000 Euro hat der Orgelbauverein bereits an Spenden eingesammelt.

Filigranarbeit bei Orgelbau Waltershausen: Dr. Laura Sattler beim Aufschneiden der Octave 4` des Hauptwerkes. 

Filigranarbeit bei Orgelbau Waltershausen: Dr. Laura Sattler beim Aufschneiden der Octave 4` des Hauptwerkes.  © Orgelbau Waltershausen, NN

Nun sollen bis zu diesem Herbst eine Reihe von Aktionen stattfinden, die Lust machen auf das neue Instrument und die Orgelmusik im Allgemeinen. Seit einiger Zeit findet bereits wieder die sonntägliche Reihe "Klangbad" statt, bei der Kantor Fink rund eine Stunde an der alten Orgel spielt und auch Erläuterungen zu Musik, Komponisten und dem Orgelinstrument an sich gibt.

Eine entspannte Nachmittagsstunde, bei der die freiwilligen Eintrittsspenden der Finanzierung der neuen Orgel zugute kommen. Im August werden auch Orgelschüler von Gerald Fink ihr Können zeigen.

Patenschaften für Klänge und Melodien

So soll die neue Orgel einmal aussehen, wenn sie im Herbst 2022 eingeweiht wird. 

So soll die neue Orgel einmal aussehen, wenn sie im Herbst 2022 eingeweiht wird.  © Orgelbauverein Herzogenaurach, NN

Derweil reift eine weitere Idee: Klangpatenschaften. Unterstützerinnen und Unterstützer können dabei nicht nur (anteilige) Patenschaften für einzelne Orgelpfeifen übernehmen, sondern auch für Klangfarben, Töne, Melodien. Wie das genau funktionieren soll, das tüftelt der Orgelbauverein derzeit aus.

Die erste Pfeife für die neue Orgel ist fertig: Pfeifenbauer Tilman Reinhardt von Orgelbau Waltershausen hält sie in der Hand. 

Die erste Pfeife für die neue Orgel ist fertig: Pfeifenbauer Tilman Reinhardt von Orgelbau Waltershausen hält sie in der Hand.  © Orgelbau Waltershausen, NN

Was man schon sagen kann: "So etwas hat es bisher wohl noch nicht gegeben", freut sich Fink. Jede Patenschaft also schon ein kleines musikalisches Ereignis - man darf gespannt sein. Und wenn es Corona zulässt, soll es auch bald wieder eine "Lange Nacht der Orgel" geben. Eine weitere Busfahrt zur Orgelbaufirma in Waltershausen (Thüringen) ist für den Herbst geplant.

Kleine Orgel im großen Raum

Seit dem Bau der neuen evangelischen Kirche, die im Jahr 2010 eingeweiht worden war, gibt es den Wunsch nach einer neuen Orgel. Das alte Instrument der Orgelbaufirma Steinmeyer von 1976 war für den kleinen Vorgängerbau an gleicher Stelle konzipiert worden und passt nun klanglich nicht mehr nicht mehr wirklich zu dem vergrößerten Kirchenraum.

Was deswegen besonders schade ist, so Gerald Fink, weil die Akustik der neuen Kirche von Beginn an als besonders gut beurteilt ist. Um Missverständnisse vorzubeugen: "Die neue Orgel wird zwar doppelt so groß sein, aber nicht doppelt so laut", erläutert der Musiker. Es gehe um klangliche Vielfalt, und deswegen wurde mit der ausgewählten Orgelbaufirma Waltershausen auch lange um das passende musikalischen Konzept gerungen.

Die alten Fenster müssen sichtbar bleiben

An diesen Gesprächen beteiligte sich auch der Architekt der Kirche, Eberhard Wimmer. Denn der pochte stark auf die Einhaltung des architektonischen Konzepts. Unter anderem sollte der Blick freibleiben auf zwei alte Fenster aus der alten Kirche, die zwar durch die Raumvergrößerung ihre Funktion verloren haben, doch als Erinnerungsobjekte sichtbar bleiben sollen.

Das schränkte den Orgelbauer in dem ohnehin engen Raum hinter dem Rundbogen der alten Kirche zwar ein, doch am Ende wurde ein guter Kompromiss gefunden, ist Gerald Fink überzeugt.

Orgel zu verkaufen

Für die alte Orgel sucht die evangelische Gemeinde übrigens noch einen Käufer. Das gestaltet sich nicht ganz so einfach, weil in allen Kirchen in Deutschland vieles auf dem Prüfstand steht. Unter anderen: Welche Kirchen werden in den nächsten Jahren überhaupt noch genutzt? Rentiert sich eine Investition? Andererseits: Vielleicht ist gerade deshalb ein gebrauchtes Instrument sinnvoll. Gerald Fink will noch keine konkreten Betrag nennen, aber er dürfte sicher im fünfstelligen Bereich liegen.

Mittlerweile kommt der Pfeifenbau in Waltershausen gut voran.

Mittlerweile kommt der Pfeifenbau in Waltershausen gut voran. © Orgelbau Waltershausen, NN

Vielleicht findet die Orgel ihren Weg auch in eine Kirche im Ausland. Unter anderem eine Gemeinde in Slowenien hat offenbar Interesse an der Herzogenauracher Orgel. Was nicht ungewöhnlich wäre: Wer heute die Klänge der früheren Orgel von St. Magdalena hören will, der muss eine Reise nach Kiew antreten.

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