Herzogenauracherin will Image der Siebenbürger Sachsen aufpolieren

5.1.2020, 07:57 Uhr
Herzogenauracherin will Image der Siebenbürger Sachsen aufpolieren

© Foto: privat

"Ich freue mich auf die vor mir liegenden Aufgaben", sagt Dagmar Seck. Ihre "Feuertaufe" indessen hat sie bereits bestanden: Denn nachdem sie die Stelle am 1. Oktober 2019 angetreten hat, wurde sie gleich "in das große Jubiläum reingestoßen", wie sie selbst sagt. Der Verband feierte im vergangenen Jahr nämlich 70. Jubiläum, und Dagmar Seck übernahm bei der Festveranstaltung im Bayerischen Landtag in München die Moderation.

Apropos München: Dort ist nun Dagmar Secks Büro. Eigentlich hatte Seck nicht nach München gehen wollen. 24 Jahre lang lebte sie in Herzogenaurach (und nahm auch immer aktiv am Kronenfest teil), dann sechs Jahre in Nürnberg. Gebürtig ist sie freilich in Agnetheln in Siebenbürgen. Doch schon mit vier Jahren, im Sommer 1989, wanderte sie mit ihrer Familie nach Franken aus. Konkrete Erinnerungen an die alte Heimat hat Dagmar Seck (eine geborene Hutter) nicht mehr. Laut Seck ging es ihrer Familie in Siebenbürgen auch gar nicht so schlecht, aber nachdem viele Familien auswanderten, fehlte irgendwann die Identität. "Die Gemeinschaft war zerbrochen."

Doch wurden in der Familie Hutter weiterhin durchaus die Traditionen gepflegt. Und die Familie war seit ihrer Einreise immer schon im Verband der Siebenbürger Sachsen aktiv, Secks Mutter Doris Hutter ist heute eine von vier stellvertretenden Bundesvorsitzenden. Dagmar Seck studierte Geschichte und Französisch, arbeitete an der Uni im Bereich Linguistik und war mit Stadtführungen für das BZ und "Geschichte für alle" in Nürnberg tätig – dort wohnt sie mit ihrem Mann seit 2013. Eine Weile unterstützte sie in Herzogenaurach auch Rosa Abel bei der Partnerschaftsarbeit.

Doch nun steht wohl ein Umzug nach München an. Obwohl sich Dagmar Seck anfangs eigentlich gar nicht für die ausgeschriebene Stelle als Bundeskulturreferentin interessierte. "Doch als meine Mutter mir die Aufgaben genauer erläuterte, habe ich gedacht, warum eigentlich nicht." Es gehe dabei nämlich vorrangig wirklich um Kultur und weniger um Verwaltung.

Die Pflege des kulturellen Erbes ist ein wichtiger Bestandteil des Verbands der Siebenbürger Sachsen, der schon 1949 entstanden ist – damals, um den Landsleuten zu helfen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Anlaufstelle Nummer 1

Dagmar Seck hat zehn Mitarbeiter und viele ehrenamtliche Helfer – "ohne die ginge gar nichts". Nach der Jubiläumsveranstaltung im Oktober 2019 stand auch gleich der Verbandstag mit 166 Delegierten auf dem Programm. Weitere Aufgaben, die nun auf die 34-Jährige zukommen: Förderanträge stellen, Seminare organisieren und vor allem eine niederschwellige Anlaufstelle sein. "Wir wollen Anlaufstelle Nummer 1 sein, wenn es um Siebenbürgen geht, denn so haben wir ja auch Multiplikatoren-Funktion", sagt Seck. Auch ihrem Vorgänger Hans-Werner Schuster sei das wichtig gewesen. Und dann ist da natürlich der Heimattag in Dinkelsbühl. Die Vorbereitungen müssen jetzt schon beginnen, denn "der Tag hat eine hohe Ausstrahlungskraft, rund 20 000 Leute kommen da".

Dagmar Secks Anliegen ist allerdings, vom Image der "ewig Gestrigen" wegzukommen, das Image aufzupolieren und ihm einen modernen Anstrich zu geben. "Es wird schon ein Spagat – Traditionen wie unsere Trachten und die Blasmusik erhalten, gleichzeitig aber auch zeigen, dass wir nicht nur konservativ und im Alten verhaftet sind", so Dagmar Seck. Dennoch meint sie, dass sie als junge Frau in dieser Position durchaus ein Zeichen setzen und es schaffen könne, junge Leute noch mehr einzubinden. Obwohl die Siebenbürgische Jugend durchaus aktiv sei. "Da herrscht ein tolles Gemeinschaftsgefühl." Es sei eher die Generation dazwischen, zwischen 30 und 50, die fehle.

Dagmar Seck plant auch einen Tag der offenen Tür in ihrer Geschäftsstelle. "Wir wollen uns öffnen. Denn wir sollten uns und unsere Kultur nicht verstecken, sondern mit Selbstbewusstsein auftreten."

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