Museum für Johann Baptist Spix

1.10.2009, 00:00 Uhr
Museum für Johann Baptist Spix

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Kurzer Ausflug ins Amazonas-Gebiet gefällig? Wer drei Minuten im Urwaldraum des Spixmuseums verbringt, dem mag das vorkommen wie ein ganzer Tag. Und das ist durchaus beabsichtigt, denn das Licht in dem kleinen Kabuff wechselt rasant gemäß den Tageszeiten. Aus Morgendämmerung wird grelle Mittagssonne, aus Abenddämmerschein wird Nacht. Auch die Tierlaute, die über Lautsprecher kommen, passen sich dem imaginären Sonnenstand an. Hinter den Mini-Bäumen, die jemand liebevoll aus Holz ausgesägt hat, stehen ausgestopfte Tiere wie Leopard und Klapperschlange.

Wie genau die beiden Forscher Johann Baptist Spix und Carl Friedrich Philipp Martius die Natur im Amazonasgebiet empfunden haben, darüber lässt sich lediglich spekulieren. Immerhin aber schwärmte Spix in seinen Aufzeichnungen von der lieblichen und prächtigen Landschaft Brasiliens.

Von 1817 bis 1820 waren der Zoologe Spix und der Erlanger Botaniker Martius zunächst gemeinsam mit einer österreichischen Brasilien-Expedition von Rio de Janeiro in das Landesinnere unterwegs. Später befuhren sie den Amazonas. Auf die Reise geschickt hatte die zwei Naturwissenschaftler nebst einem weiteren Tross an Forschern König Maximilian I. Der hatte beschlossen, die Forschergruppe nach Südamerika zu entsenden.

Im Gepäck hatten die Männer auf der Rückreise eine üppige Sammlung an Tieren und Pflanzen. Viele davon waren bis dahin in Europa unbekannt, war Spix doch der erste Zoologe, der das Amazonasgebiet bereiste. 6500 Pflanzen, 2700 Insekten und 85 Säugetiere sowie Fische, Amphibien, Affen und Papageien hatten die Forscher bei ihrer Rückkehr nach Europa an Bord. Sie sind heute noch im Völkerkundemuseum in München archiviert, darunter auch der Spix-Ara, die inzwischen ausgestorbene Papageien-Art, die nach dem Forscher benannt wurde. Im Höchstädter Museum kann man in einer Vitrine einige der Mitbringsel bestaunen, die Spix und Martius mitgebracht haben dürften. Etwa Kalebassen aus Früchten, Fächer, mit denen man Feuer anfachte, gruselige Masken aus Holz. Die Mineraliensammlung im Museum stammt ebenfalls von Spix und Martius; zum Teil haben die Steine noch die Originalbeschriftung der Forscher.

Auch die drei Bände von Spix’ Werk «Reise in Brasilien» stehen auf einer Vitrine im Museum. Auf dieses Exponat ist Karl Dieter Reinartz, Vorstand des Ritter von Spix Fördervereins Höchstadt/Aisch, besonders stolz. Im Internet war er zufällig über die Ausgabe gestolpert; ein Antiquar aus Rosenheim bot die Bände für 5000 Dollar an. Reinartz war sofort klar, dass er sie im Museum haben wollte. Er handelte mit dem Verkäufer und suchte einen Sponsor. Am Ende landeten die Bücher in der Ausstellung.

Ein Raum für den Bader

Vom Leben der beiden Forscher erzählt auch ein Film, der in einem der gedrungenen Museumsräume gezeigt wird. Außerdem ist in dem ehemaligen Vierseithof, in dem Mensch und Tier gemeinsam lebten und der Spix’ Geburtshaus ist, ein Raum mit alten medizinischen Geräten eingerichtet. Er soll an den Vater des Forschers erinnern, der als Bader arbeitete, also ein «Arzt der kleinen Leute» war.

Als Johann Baptist Spix 1820 nach der dreieinhalbjährigen Reise wieder in seine Heimat zurückkehrte, hatte auch er eine medizinische Behandlung bitter nötig. Eine Leberkrankheit hatte den Forscher befallen, auch Martius blieb davon nicht verschont. Spix jedoch erholte sich nie mehr richtig. Während er noch die Reise nachbereitete und die nächste plante, starb er im Jahr 1826 im Alter von 45 Jahren. Sein Kollege Karl Friedrich Philipp Martius sollte ihn um 42 Jahre überleben.