Niederndorfer Chorleiter und Pianist spielt für Hollywood

16.10.2019, 15:58 Uhr
Niederndorfer Chorleiter und Pianist spielt für Hollywood

© Foto: Universum Film

Auch im Soundtrack des Films, der am 13. September in Toronto Premiere hatte und am 28. November in die deutschen Kinos kommt, ist Leyer in prominenter Gesellschaft. Britney Spears, Janet Jackson und auch die Royals haben Songs zu dem Streifen beigesteuert. Leyers Einspielung der Etüden von Frédéric Chopin aber untermalen 30 der wichtigsten Filmminuten: Traurige Momente, Liebesmomente, Eckpunkte der Handlung.

Wie schon der Titel nahelegt, ist der Film nicht eben zarte Poesie: Es geht um Striptease. Genauer, um Pole-Tänzerinnen, die in einem einschlägigen Etablissement jeden Abend ihre hauptsächlich aus Wall-Street-Spekulanten bestehende Kundschaft unterhalten.

Niederndorfer Chorleiter und Pianist spielt für Hollywood

Ein Ausbeutungsverhältnis, das die Frauen eines Tages beschließen umzudrehen. Sie hecken einen Plan aus, um die Geschäftsmänner um ihr Geld zu erleichtern. Eine Robin-Hood-Geschichte in textilarmer Variante, aber kein Märchen. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. Er hat dem Film Studio STX Entertainment in Los Angeles bereits Millionen über den Produktionskosten in den USA und in Russland eingespielt und ist, sagt Thomas Leyer, durchaus "ein lauter Film".

Dass Chopins Etüden darin so gut funktionieren, ist für den Pianisten, der seit 20 Jahren in Nürnberg lebt und arbeitet, trotzdem kein Wunder. Es liegt natürlich an der zeitlosen Größe der Musik, aber auch am Film, der nicht platt sei, sondern Stellung beziehe für soziale Gerechtigkeit. Außerdem sind unter den 27 in Opus 10 und Opus 25 zusammengefassten Stücken durchaus, so Leyer "hopsige Etüden", die sich mit Pole Dance erstaunlicherweise vertragen. Leyer: "Es passt wirklich gut."

Der Pianist, der unter seinem Künstlernamen L. H. Thomas auftritt und auch aufnimmt, hat Chopins Meisterwerke, für Pianisten so etwas wie Achttausender für Bergsteiger, 2017 eingespielt.

Die Regisseurin stieß auf die Aufnahmen und, wie Lorene Scafaria in einem Interview mit einem Fachmagazin äußerte, wurden sie "der Klang dieses Films". Besonders die Arpeggios, mit denen einige Pole-Dance-Szenen unterlegt sind, unterstreichen laut Scafaria Eleganz und Grazie der Bewegungen. Aber auch für die Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptfiguren Destiny und Ramona sei Chopin die passende Musik.

Einen Fuß in der Tür

Die Regisseurin hat in dem Interview auch gesagt, von wem die verwendeten Aufnahmen stammen – und dass die 27 Etüden wohl das Schwerste sind, was die Klavierliteratur enthält. Immerhin hat der Komponist 1833 sein Opus 10 dem großen Virtuosen Franz Liszt, Opus 25 vier Jahre später dessen Lebensgefährtin, der Gräfin Marie d‘Agoult gewidmet. Thomas Leyer ist glücklich darüber, auf diese Weise einen Fuß in eine Tür in Hollywood bekommen zu haben. STX Entertainment sei zwar ein kleines Studio, aber ein aufstrebendes, "Hustlers" schon jetzt ein Erfolg. Für seine 30 Minuten Chopin bekommt der Künstler zwar nur die in Dollars pro Minute gemessene Basis-Gage, doch auch die sei für ihn als selbstständigen Klavierlehrer nicht unwillkommen.

Rund 50 Schüler unterrichtet Leyer nach eigenen Angaben in seiner Nürnberger Klavierschule. Dazu kommt noch die Chorleitung bei Cantus Vox. Klavierschüler und Chorsänger können ihren Chef bald auch im Soundtrack neben Britney Spears hören. Die Firma Sony veröffentlicht die Filmmusik von "Hustlers" demnächst.

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