Heute vor 30 Jahren: Der Horrorunfall im Münchberger Nebelloch
19.10.2020, 11:46 Uhr
Die Münchberger Senke war als Nebelloch gefürchtet. Auch an jenem 19. Oktober im Jahr 1990 zogen am Morgen Nebelschwaden durchs Tal. Für einige Autofahrer kam die Sichtbehinderung unerwartet. Mehrere Pkw krachten ineinander.
Wenige Minuten später waren schon rund 100 Wagen zusammengeprallt, einige fingen Feuer. Das Ausmaß der Katastrophe verschlimmerte noch ein 38 Tonnen schwerer Milchlastzug, der in die Unfallstelle schleuderte.
Schreckliche Bilanz: zehn Tote und 122 Verletzte, davon 38 schwer. Insgesamt waren 121 Fahrzeuge in die Massenkarambolage verwickelt. Die Autobahn war bis in die späten Abendstunden komplett gesperrt.

Der schwere Unfall ließ die Autobahndirektion Nordbayern nicht ruhen. „Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung liefen schon die Planungen für den sechsspurigen Ausbau“, erinnert sich Behördensprecher Wolfgang Würker. Nun wurde auch ein Konzept entwickelt, wonach eine Talbrücke den acht Meter hohen Damm ersetzen sollte, auf dem die A9 bisher verlief.
Dieser Damm hatte wie ein Riegel dafür gesorgt, dass sich im Tal Kaltluft stauen und immer wieder Nebelbänke bilden konnten. Bis zum Jahr 2000 entstand schließlich die knapp 500 Meter lange Brücke, auf der die Fahrzeuge der angehobenen Autobahn jetzt rund 18 Meter über dem Talgrund dahinbrausen.

Es sollte aber noch einen zweiten Massenunfall geben: Im April 2003 stießen bei Schneetreiben insgesamt 182 Pkw und Lkw gegeneinander. 56 Menschen wurden dabei verletzt, doch zum Glück waren keine Todesopfer zu beklagen.
Die Autobahndirektion reagierte wiederum und installierte in diesem Bereich zur besseren Absicherung des Verkehrsstroms im Jahr 2004 eine sogenannte Verkehrsbeeinflussungsanlage. Damit wurden unterm Strich 70 Millionen Euro in diesen Abschnitt gesteckt. Die Investition hat sich gelohnt: Wolfgang Würker zufolge hat sich die Unfallrate halbiert.
Vom unglücklichen Fahrer des Milchlastzuges heißt es, dass er zu drei Jahren Haft verurteilt worden ist. Mitschuld am Unfall von 1990 war ihm nur bedingt nachzuweisen: Er hatte noch vor Ort die Tachoscheibe aufgegessen.
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