Architektin Susanne Gerstberger: "Utopien, die Mut brauchen"

19.4.2021, 16:05 Uhr
Architektin Susanne Gerstberger:

Frau Gerstberger, wie kam es dazu, Herzogenaurach für ein Masterprojekt zum Thema Städtebau auszuwählen?

Ich habe bis zu meinem Abitur 1994 in Herzogenaurach gelebt. Die Stadt einmal zum Thema einer wissenschaftlichen Arbeit zu machen, hat mich schon lange gereizt.

 

Was war die Fragestellung, der sich dann 15 Studierende in sieben Projekten gewidmet haben?

Wie können wir künftig Verkehr und Mobilität in den Städten neu denken? Die Umwelt und Klimafragen, die Wohnqualität - das steckt da alles drin. Mit dem Auto werden wir diese Probleme nicht lösen, auch in Herzogenaurach nicht, wo es genauso viele Einpendler wie Bewohner gibt.

Was hat das mit Sport zu tun? Der Titel der Aufgabenstellung hieß "Eine Welt des Sports - Natur für unsere Städte".

Herzogenaurach als Sportstadt ist ein wunderbarer Anknüpfungspunkt für visionäre Überlegungen. Sport bedeutet natürlich insbesondere Bewegung, und damit ist dann vor allem Gehen und Radfahren gemeint. Die Studierenden sollten sich eine radikale Neuorganisation von Herzogenaurach in der Region überlegen.

 

Was zeichnet diese Projektarbeiten aus, die letztlich auch eine Jury überzeugt haben?

Die Studierenden haben sich intensiv eingearbeitet, haben auch Herzogenaurch besucht. Es sind sehr komplette Arbeiten.

 

Das heißt also, die Umgestaltung kann beginnen?

Nein, noch nicht. Es sind noch Utopien, und für Utopien braucht man Mut. Gleichzeitig sagen wir nicht, dass es nur Spielereien sind. Im Gegenteil. Wie gesagt, wenn wir unsere Probleme lösen wollen, müssen wir Städte künftig völlig anders denken.

 

Völlig anders denken? Derzeit wird eine Umgehungsstraße in Herzogenaurach geplant.

Das wird Niederndorf wohl entlasten, aber die Probleme insgesamt löst es nicht. Letztlich ist es der falsche Weg.

 

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