Eisschwimmen in Veitsbronn: Ein bisschen verrückt sein hilft

8.1.2020, 11:43 Uhr
Eisschwimmen in Veitsbronn: Ein bisschen verrückt sein hilft

© Foto: Andreas Goldmann

Der Ort direkt an der Landkreisgrenze ist dank des Extremsportlers Christof Wandratsch, der diese Disziplin erfunden hat, zum "Mekka des Eisschwimmens" avanciert. Neben Ulf Karnikowski aus Großenseebach waren mit Zittlau und der Weisendorferin Ursula Gößmann, die bisher eher als Ausdauerläuferin bekannt war, noch weitere kälteunempfindliche Sportler aus ERH am Start. Und als Helfer viele Mitglieder der Herzogenauracher Trainingsgemeinschaft Delphin/DLRG.

Bei Wassertemperaturen zwischen 2,5 und drei Grad wagten sich 240 Eisschwimmer in das Becken des Veitsbads. Eisschwimmen sei ein Sport für prinzipiell jeden, stellt Wandratsch klar, man braucht nur "einen Schuss Verrücktheit" und einen Medizincheck, denn so ganz ohne ist das Ganze nicht. Besonders nach längeren Strecken ist langsames Wieder-Aufwärmen angesagt, um den Körper nicht zu überfordern. Dafür standen in Veitsbronn unweit des Beckens ein beheiztes Zelt, warme Getränke, heiße Whirlpools und Saunen zur Verfügung.

Eisschwimmen in Veitsbronn: Ein bisschen verrückt sein hilft

"Da sind die Wettkämpfe deutlich angenehmer als das Training", so Zittlau. Denn da gibt es im Veitsbad weder eine Warmwasserdusche noch beheizte Umkleidekabine. Und das Zittern kommt bestimmt. Zittlau: "Wir wissen nie, wie lange, aber jedes Grad hin oder her macht eine Menge aus." Da muss man sich beeilen, noch rechtzeitig in wärmende Kleidung und Schuhe hineinzukommen, bevor gar nichts mehr geht. Auch die Ohrstöpsel müssen Dritte entfernen, die eigenen Finger haben kein Gefühl mehr.

Zittlau, vielen Herzogenaurachern bekannt als Betreiber eines Uhrengeschäfts, ist Quereinsteiger. Viele Jahre kämpfte er in der Judo-Bundesliga für Altenfurt, Altdorf und den TV 48 Erlangen. Diese Karriere hat er beendet, das Schwimmen beim SV Delphin Herzogenaurach betrieb er eher nebenbei. Nun aber Eisschwimmen: 2019 verpasste er noch die Anmeldefrist, heuer trainierte er seit dem Sommer vor allem auf die 1000-Meter-Distanz hin – die längste im Angebot.

Mit Erfolg: Denn auf der Langdistanz sicherte er sich in seiner Altersklasse die Bronzemedaille, über 500 und 200 Meter landete er nicht ganz so weit vorn. "Es ist ein tolles Gefühl, wenn man das Ziel erreicht. Ich bin immer so aufgeregt und denke vorher jedes Mal: Du schaffst es nicht. Aber der Kopf sagt: Es geht!"

Manchmal frage man sich in seiner Trainingsgruppe schon, warum man sich das immer wieder antue. Zum Beispiel am kommenden Sonntag schon wieder: Beim Neujahrsschwimmen im Kanal bei Hirschaid nimmt er sogar die 1200 Meter in Angriff. Die Gastgeber von der dortigen DLRG in Neoprenanzügen, Zittlau und seine Eisschwimmerfreunde "natürlich" ohne.

Ähnlich enthusiastisch äußerte sich auch Ulf Karnikowski nach seinem zweiten Auftritt bei den "German Open": "Das war wieder super organisiert. Die Anerkennung und Unterstützung der Sportler gegenseitig zeigte sich besonders bei den Staffeln, nach denen saßen alle gemeinsam in den Saunen und Badezubern."

Eisschwimmen in Veitsbronn: Ein bisschen verrückt sein hilft

Und auch der Großenseebacher Karnikowski war erfolgreich. In der Altersklasse 35 holte er zwei Mal Gold, über 1000 (15:44,5 Minuten) und 500 Meter. Dazu wurde er auf kürzeren Strecken vier Mal Zweiter und einmal Dritter.

Ursula Gößmann sicherte sich bei ihrem zweiten Start im Eiswasser über 50 m Brust den zweiten Platz in der Altersklasse 65.

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