Hüter geheimer Zeichen: Was ein Feldgeschworener tut

2.2.2021, 06:00 Uhr
Hüter geheimer Zeichen: Was ein Feldgeschworener tut

© Foto: Niko Spörlein

In Schlüsselfeld wurden gerade erst wieder Feldgeschworene vereidigt: Matthias Wagner sowie Rainer und Christian Martin vervollständigen jetzt die "Siebener"-Gemeinschaft, wie Feldgeschworene auch genannt werden.

Mal sind es Grenzsteine zum Nachbarort, mal die zu einem anderen Grund- oder Flurstück: Feldgeschworene wissen in der Regel, wo diese Steine liegen, sie kontrollieren sie, kennzeichnen sie, arbeiten mit Vermessungsbehörden zusammen, denen sie unterstehen, oder werden in Streitfragen angehört. Entscheidungsbefugnisse haben sie allerdings nicht.

Vom Vater übernommen

In Adelsdorf ist Heiner Brehm Feldgeschworener. Er übernahm das Amt 1994 von seinem Vater Alois und weiß aus Überlieferungen, dass der richtige Standort eines Marksteines gesucht, vermessen und "nicht sichtbar" gekennzeichnet werden muss.

Dafür werden geheime Siebenerzeichen verwendet, deren Inhalt und Anordnung nur den Feldgeschworenen selbst bekannt ist. Werden diese Zeichen verändert, wisse ein Feldgeschworener, dass auch der Grenzstein verändert wurde. Deshalb spreche man auch vom "Siebenergeheimnis", das in dieser Form bis zurück ins 15. Jahrhundert geht.

Hüter geheimer Zeichen: Was ein Feldgeschworener tut

© Foto: Niko Spörlein

Prompt greift Brehm zum Spaten auf seinem Anhänger und macht sich auf den Weg, um im Wald eine solche Abmarkung aufzuspüren. Dort, am Adelsdorfer Gemeindeweiher, musste vor wenigen Jahren neu gemessen werden, weil sich im Laufe der Jahrzehnte das Weiherufer verändert hatte. Gleich gegenüber des Gewässers, das nicht der Gemeinde, sondern dem Fischereiverein Aisch gehört, verläuft ein kleiner Graben, der für Brehm als Ausgangspunkt zählt.

Hier wurde ein Markstein gesetzt, um die ursprünglichen Weihergrenzen zu berechnen. Wo genau der liegt, wissen allerdings nur Brehm und seine Mitstreiter. Später wurde der Weiherdamm aufwändig saniert und – gemessen an mehreren solcher Grenzmarkierungen – wieder aufgeschüttet.

Ein Treue-Schwur

"Uns fehlt derzeit ein Feldgeschworener", so Brehm. Er hoffe aber, dass noch heuer ein Nachfolger vereidigt werden könne. Dann heißt es im Vollzug der Feldgeschworenen-Ordnung vom 27. November 1933, geändert am 31. Juli 1970 und am 6. August 1981: "Ich schwöre Treue dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Freistaates Bayern, Gehorsam den Gesetzen, gewissenhafte und unparteiische Erfüllung meiner Amtspflichten, Verschwiegenheit und zeitlebens Bewahrung des Siebener-Geheimnisses – so wahr mir Gott helfe."

Man müsse wissen, meint Brehm, der für die Gemarkungen Adelsdorf, Aisch, Nainsdorf und Uttstadt zuständig ist, dass das Amt des Feldgeschworenen das "älteste kommunale Ehrenamt in Bayern" sei und dass man eng mit den Ämtern für Digitalisierung, Breitband und Vermessen zusammenarbeite. Denn Abmarkungen würden grundsätzlich von den staatlichen Vermessungsbehörden durchgeführt, die Feldgeschworenen würden dabei mit ihren lokalen Kenntnissen mitwirken.

Eine weitere Aufgabe sei, auf Anordnung des Bürgermeister Grenzbegehungen vorzunehmen, um Grenzverletzungen festzustellen, so Brehm. Feldgeschworene sind deshalb auch nur für ihre Gemeinde zuständig. Für gemeindefreies Gebiet werden "Siebener" von der übergeordneten Verwaltung beauftragt. Und Frauen? Die dürfen das Amt ebenfalls übernehmen – wenn auch erst seit Anfang der 1980er Jahre.

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