Rattenplage in Franken: Hemhofen setzt auf Tötungsmaschinen

24.9.2020, 12:04 Uhr
Rattenplage in Franken: Hemhofen setzt auf Tötungsmaschinen

© Foto: Reiner Bernhardt

Ein Tier, dass einen Giftköder frisst, verendet qualvoll und das unter Umständen sogar erst nach drei bis fünf Tagen. Hans Schockel, der in der Nachbargemeinde Adelsdorf fürs Wasser- und Abwassermanagement zuständig ist, riet den Mitgliedern des Bauausschuses in Hemhofen zu einer anderen Vorgehensweise: "Smart Pipe" heißt die Technik, die in Schweden laut Schockel längst Standard ist und vor zwei Jahren in Mittelfranken erstmals in Adelsdorf zur Anwendung gekommen ist.

Die Strategie klingt zunächst simpel: In einem bestimmten Bereich des Kanalsystems werden jeweils vier Schussapparate so postiert, dass die Nager früher oder später einen davon passieren müssen. Von Wärme- und Bewegungssensoren werden sie zuvor erfasst. Sobald sie die zylindrische Falle passieren, die in den Abwasserrohren eingelassen ist, schießen 14 meißelartig zugespitzte Bolzen blitzartig nach unten.

Kadaver wandern in die Kläranlage

Der Tod sei kurz und fast schmerzlos, denn er trete "innerhalb von Hundertstelsekunden" ein, versicherte Schockel. Die Kadaver wandern anschließend mit dem Abwasserabfluss in die Kläranlage. Auf die Umwelt habe das keine Auswirkung, so Schockel.

Nach wenigen Wochen sei ein Bereich frei von Ratten und die vier mobilen Tötungsmaschinen würden an einem anderen Brennpunkt eingesetzt, gibt der Experte die Erfahrungen in seiner Gemeinde weiter. In den ersten sechs Wochen, in denen die neue Technologie zum Einsatz kam, wurden 100 Tiere getötet.

Adelsdorf spielt eine wichtige Rolle in der Hemhofener Abwasserwirtschaft: Nachdem im Ortsteil Zeckern im vergangenen Jahr die Kläranlage stillgelegt wurde, werden die dort anfallenden Abwässer ins Adelsdorfer Klärwerk gepumpt. Die Adelsdorfer kümmern sich darüber hinaus auch um das gesamte übrige Hemhofener Kanalsystem.

Der lange praktizierte Einsatz von Fraßködern ist laut Schockel mit einem enormen personellen Aufwand verbunden, der in keinem Verhältnis zur erzielten Wirkung stehe. Mit dem Auslegen der Giftportionen sei es nicht getan, sie müssten auch immer wieder vor Nässe geschützt werden. Die intelligenten und sensiblen Kanalbewohner stellen sich mit der Zeit darauf ein und entwickeln Schutz- und Vermeidungsstrategien.

Die Falle ist digital vernetzt

Jede "Smart Pipe" verfügt über ein Steuerungsgerät, das so angebracht ist, dass die Mitarbeiter der Kläranlage es bedienen können, ohne selbst in die Kanalisation hinabzusteigen. In dem Gerät befindet sich eine SIM-Karte, die es dem Gerät ermöglicht, Daten zu übertragen. Aus der Ferne ist deshalb abzulesen, wie viele Tiere getötet werden und auch, ob eine Störung an der Falle vorliegt.

Die Mitglieder des Bauausschusses in Hemhofen waren alle überzeugt von dem System, das nun auch in Hemhofen Anwendung finden wird.

Vier "Smart Pipes" werden auf einen Zeitraum von vier Jahren geleast. Sie kosten pro Quartal 1380 Euro netto. Die einmalige Systemeinrichtung schlägt mit knapp 1500 Euro zu Buche.

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