Schnappschildkröte ist hinter Schloss und Riegel

21.6.2016, 14:23 Uhr
Schnappschildkröte ist hinter Schloss und Riegel

© Berny Meyer

Tatsächlich sitzt das gefürchtete, etwa 50 Zentimeter lange Reptil in der normalen Zelle der Polizeiwache ein. Gerhard Backert, der stellvertretende Inspektionsleiter, versichert, dass das Tier sich bislang unauffällig verhalten habe: "Er randaliert nicht und verhält sich ruhig – aber er riecht schon etwas streng."

Ganz sicher sei es nicht, dass es sich bei dem Häftling tatsächlich um Suarez (benannt nach dem bissigen Fußballstürmer aus Uruguay) handle, aber der Fundort lege das nahe. In der Nacht zum Dienstag entdeckte ein Passant in der Dechsendorfer Straße in Röttenbach die Schnappschildkröte und fing sie unerschrocken ein.

Laut Backert sei dies unweit des Kleinen Bischofsweihers, an dem Spaziergänger Anfang Juli 2014 das eigentlich in Nordamerika beheimatete Reptil erstmals gesehen hatten. Weil die Spaziergänger selbst Schildkröten halten und das Tier genau beschreiben konnten, hatten sich Stadt und Landkreis damals schnell entschlossen, die Bevölkerung über das vermutliche Auftauchen der als aggressiv beschriebenen Schnappschildkröte zu informieren. Doch fortan ließ sich Suarez nicht mehr blicken.

Bei der behördlichen Jagd wurden sogar spezielle Fallen aufgestellt, als Köder dienten Rinderpansen, gammeliges Hühnerfleisch oder Fisch, am besten mit Verwesungsgeruch. Nikolaus Schadt, der Gewässerschutzbeauftragte des Bezirksfischereivereins Erlangen, baute eigens eine Art "Rettungsinsel" nach, die in den USA zu solchen Zwecken verwendet wird. Doch das Reptil war schlau und tappte nicht in die Fallen. Nun kam mit zweijähriger Verspätung "Kommissar Zufall" zu Hilfe.

Wie es weiter geht mit Suarez? Die Höchstadter Polizisten, die bisher mit dem Fall nichts zu hatten (bisher waren die Erlanger Kollegen damit befasst), haben sich schlau gemacht und sind mit der Reptilienauffangstation in München in Kontakt getreten. Ob und wann die den prominenten Zelleninsassen abholen und wohin er letztlich vermittelt wird, sei aber noch unklar, so Gerhard Backert.

Allzu lange warten sollten die Reptilienexperten aber nicht. Backert: "Wir füttern das Tier jetzt nicht, darauf sind wir nicht vorbereitet. Das muss der kleine Kerl jetzt aushalten." Ist nur zu hoffen, dass Suarez bei zunehmendem Hunger in der Zelle nicht doch noch nach einem Beamten schnappt.