Spix wird unvergessen

15.5.2011, 15:46 Uhr
Spix wird unvergessen

© Panzer

Schon sein Sterbedatum verrät, dass dieser „Ritter“ nichts mit den streitbaren Gesellen in ihren eisernen Rüstungen gemein hat. Das Ölbild, das die Veranstaltung aus dem Spixmuseum entliehen wurde, zeigt ihn unverkennbar als Kind der Aufklärung. Der Ritterschlag ereilte ihn für sein vielfältiges wissenschaftliches Wirken. Vor allem für das als Zoologe, der um 1820 viele neue Tierarten in Brasilien erforscht und in Europa bekannt gemacht hat.

Späte Ehre

Vom Höchstadter Bürgermeister erfuhren die mehr als 100 Festgäste in der Sparkasse, dass das Licht von Spix auch in seiner Geburtsstadt lange unterm Scheffel gestanden hat. Dass sich das vor rund 20 Jahren geändert hat schreibt das Stadtoberhaupt den Mitarbeitern der Zoologischen Staatssammlung in München zu, einer Einrichtung, in der der „bedeutendste Zoologe Bayerns“ Gründer und erster Konservator war. Von dort war Professor Dr. Klaus Schönitzer gekommen. Hausherr Herbert Fiederling, der Sparkassenchef, stellte ihn als führenden Spix-Experten vor.

Der Österreicher reiste in Wort und Bild noch einmal auf den Spuren des Ritters und dessen Gefährten Philipp von Martius durch das südamerikanische Land. Wobei Schönitzer mit seinem bekannt locker gehaltenen Plauderton einen wohltuenden Kontrast zu den getragenen Worten in den Aufzeichnungen des Reisenden setzte.

Neben all den gefährlichen, erstaunlichen und packenden Episoden des dreijährigen Forschungstrips verblüffte Schönitzer seine mitunter belustigten Zuhörer mit der Tatsache, dass die berühmte Brasilienreise auf einem Schiff der – die gab es damals wirklich! – österreichischen Marine begann.

In Triest war der Segler ausgelaufen. Auch ohne Copacabana und Strandleben oder vielleicht gerade deshalb war der Enddreißiger bei seiner Ankunft in Rio überwältigt.

Die tropische Vegetation ließ ihm vom „wahren Paradies auf Erden“ schwärmen. Im weniger paradiesischen Hinterland wäre er später fast in der Halbwüste verdurstet. Er erkrankte lebensgefährlich, bevor er seine Expedition mit Erkundungen am Amazonas abschließen konnte.

Währendessen zweifelten die Einheimischen daran, dass man sich „bloß wegen ein paar Viechern“ unter solch schwierigen Bedingungen in die Wildnis begibt. Tausende von Pflanzen und Tieren, die den Grundstock zur Zoologischen Staatssammlung bilden sollten, nahm Spix mit nach Bayern. Auch die Arbeitskraft von Sklaven hat der fränkische Naturwissenschaftler nach anfänglichem Befremden für seine Zwecke genutzt, berichtete der Professor mit dem unaufgeregten Abstand von fast 200 Jahren.

Kostproben aus Musical

Der Chor und einige Instrumentalisten von der Ritter-von-Spix-Mittelschule indes näherten sich dem Namensgeber ihrer Einrichtung mit musikalischen Mitteln. Einige Lieder, die Rektor Michael Ulbrich für sein neues Musical „Woher, wohin, was gibt dem Leben einen Sinn?“ geschrieben hat, kamen als Kostproben vorweg zur Aufführung.

Hausherr Fiederling bescheinigte den Texten einen beachtlichen Tiefgang. Sie behandelten den renommierten Zoologen, der auch Philosophie und Theologie studiert hat, in seiner Rolle als Sinnsucher. Ohne Worte, dafür mit einigen extra für diesen Themenabend ausgewählten Instrumentalstücken unterhielt die Pianistin das Publikum im Geldhaus.