"Wir sind Straße": Kommen neue Rap-Stars aus Franken?

24.8.2019, 06:00 Uhr

"022" – und dies ist der Polizeicode für "Bande" – als Tätowierung auf den Händen, teils rohe Sprache in post-migrantischem Mix (Promotiontext: "Streetlastige Lyrics"), manches keinesfalls #Metoo-gerecht, dunkle Sonnenbrillen und martialisches Image – bei Protagonisten des Hip Hop muss das offenbar so sein.

Sitzt man Rufuz, im wirklichen Leben Bastian Pfob (23) und Sosa alias Maximilian Rau (24) im Kreis’l gegenüber, so trifft man heimatverbundene Herzogenauracher Jungs, die im Jugendhaus rabatz und auf der Music Base der Musikinitiative ihre ersten musikalischen Schritte unternahmen. Der dritte Mann der Band, Bazu, im wahren Leben Vitaly Frolov (24), hält sich zurzeit noch in seinem Herkunftsland Kasachstan auf.

© Roland Huber

Im Januar nahmen die drei Sänger und auch Musiker (Klavier, Gitarre) zu dritt ihren ersten Song auf und generierten 1,3 Millionen Aufrufe in Social Media. Die deutsche Warner sieht in der Gruppe offenbar Potenzial. Weshalb? Basti beschreibt es so: "Wir sind witzig, wir sind Straße, wir sagen’s direkt. Im deutschen Hip Hop wird verbal geschossen. Über Schimpfwörter und Ghetto-Texte sagen unsere Freundinnen nix."

"Das geht steil nach vorne" 

Neben der Arbeit auf der Baustelle oder im Café reisen die drei nun zu Auftritten und Sessions nach Berlin, München und zum Spektrum Festival der Beatkultur in Hamburg. "Alle feiern uns", kann es Sosa noch immer kaum glauben.

Bei ihrem Song "In die Hocke" wird auf die "Russenhocke", eine im Osten verbreitete Körperhaltung, angespielt. Härter soll das Musikstück "Neugeboren" rüberkommen. "Das geht steil nach vorne", beschreibt es Basti. Schließlich zählten neben Rap-Idolen wie Sido oder Bushido auch Heavy Metal-Gruppen wie Metallica zu den Vorbildern. Das Video zur Single wurde in Kasachstan gedreht. Bazu sagt im Song: "Ich weiß, ich geh’ Nummer Eins, geh’ nach vorn/Goldkette, fühle mich wie neugeboren!"

Bayerischer und fränkischer Hip Hop ist eine Rarität: "Wir stechen weng raus", meinen Rufuz und Sosa.

Trotz der für sie faszinierenden Begegnungen im Musikbusiness – "man lernt Bands wie die 102 Boyz oder Eight O ("Wo ist dein Araber-Clan") und Veranstalter kennen, berichten die jungen Musiker beeindruckt – brechen nun viele Termine, viele Reisen herein. Rufuz: "Es ist so viel Stress, sich einen Namen zu machen. Du musst den Unterschied machen. Aber wir würden uns nie beschweren."

Wer das Phänomen des fränkischen Rap kennen lernen will, kann "Nullzweizwei" am Freitag, 18. Oktober ab 20 Uhr in der Fortuna Kulturfabrik in Höchstadt erleben.

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