Zubza: An Covid-19 oder am Hunger sterben?

23.4.2020, 07:56 Uhr
Zubza: An Covid-19 oder am Hunger sterben?

© Foto: Ernst Klimek

Am 17. März wurden demnach alle Institutionen geschlossen und die indische Regierung hat ab 24. März die allgemeine Sperre ausgesprochen. Bis zum 14. April gab es im Nagaland nur eine offizielle Covid-19-Erkrankung, die aus Kalkutta eingeschleppt wurde und jetzt im Bundesstaat Assam behandelt wird. Im Nagaland gibt es aber auch keine Testmöglichkeit. Leute werden zum Test nach Assam gebracht. Man denkt jetzt darüber nach, im Nagaland (Dimapur und Kohima) ein Labor einzurichten.

Die Dorfleitung in Zubza hat ein Komitee für Covid-19 eingerichtet. Sie haben Vorschriften für die Bewohner erlassen: Alle müssen in ihren Häusern oder Hütten bleiben, Versammlungen wurden verboten, aus einer Familie darf nur eine Person zum Einkauf, eigene Reisfelder können bearbeitet werden.

Nur für dringende Fälle gibt es eine Fahrerlaubnis in die 15 Kilometer entfernte Stadt Kohima. Notfalltransporte und Händler, die Ware liefern wollen, müssen eine Lizenz vorzeigen und dürfen dann die Kontrollposten passieren. Polizei wurde an strategischen Orten in den Distrikten eingesetzt, um die Bewegung von Menschen einzuschränken und zu kontrollieren.

Für die Kinder, schreibt Klimek, ist es schlimm, wenn sie nicht in die Schule oder Kindergarten gehen dürfen, weil sie den langen Tag in den oftmals düsteren Hütten auf engstem Raum bleiben müssen. Abwechslung bringt nur ein Fernseher, wenn vorhanden, Spielzeug fehlt. In manchen Hütten gibt es nur Bambushocker oder man sitzt auf dem Bettgestell.

Das Bezirkskrankenhaus ist das einzige Hospital im Nagaland, das über eine Intensivstation mit vier Betten verfügt. Berichten zufolge haben die Beatmungsgeräte im Krankenhaus jedoch ein "mechanisches Versagen".

Klimek zitiert den Verbindungsmann Vilasenuo aus Zubza: "Wir dürfen nicht rausgehen und müssen in der Hütte bleiben. Wir haben noch Vorrat an Reis und Linsen für Dal (Haupternährung in Indien) und Mehl für Chapati (indische Fladen).

Eine Behandlung im Krankenhaus, Medikamente oder eine ärztliche Versorgung müssen wir selbst bezahlen. Eine Krankenversicherung kann sich niemand leisten. Aufgrund der Ausgangssperre haben die meisten Menschen kein Einkommen mehr. Es gibt keinerlei Unterstützung. Nur wenige haben das Glück, beim Staat zu arbeiten und bekommen noch Geld." Mindestens bis zum 3. Mai ist alles (Schulen, Kirchen) geschlossen.

In einigen Städten sind Berichte über Belästigungen von Menschen aus den nordöstlichen Bundesstaaten inmitten der Covid-19-Pandemie aufgetaucht. Junge Leute aus dem Nagaland, die in Kalkutta leben, würden belästigt und verspottet, weil man sie auf Grund ihres asiatischen Aussehens für Chinesen halte und für die Corona-Krise schuldig mache.

Die Rassendiskriminierung der nordöstlichen Einwohner hat in Indien an Dynamik gewonnen. Insbesondere nach dem Ausbruch von Covid-19. Schüler werden vertrieben, nur weil sie anders aussehen als Inder. "Wir, aus dem Nordosten, sind in Indien nicht sicher". Ein 40-jähriger Mann wurde am vergangenen Mittwoch verhaftet, weil er eine Frau aus dem Nordosten bespuckte und sie "Coronavirus" nannte.

 

900 Euro für 445 Familien

 

Das Dorf Peducha hat 69 000 Rupien (ca. 900 Euro) als "Hilfsmittel" für 445 Familien vom Staat erhalten. Wenn jemand unter Quarantäne steht, müssen Lebensmittel, Transportmittel und medizinische Kosten durch diese Hilfe beglichen werden. Diese Hilfe wird allen Dörfern in der westlichen Region gewährt.

"Was soll ich machen"? zitiert Klimek das Schreiben einer Mutter. "Wir haben noch Vorräte für ein paar Tage, aber dann wissen wir nicht mehr weiter. Erst hieß es, wir werden an dem Corona-Virus sterben, aber ich denke, wir werden eher verhungern. Wie und wo soll ich jetzt Geld hernehmen? Mein Mann hat kein Einkommen mehr. Ich weiß nicht, wie ich die Miete, 15 Euro im Monat, bezahlen soll. Wie wird sich der Vermieter verhalten ? Das ist alles hoffnungslos hier. Die indische Regierung hat für die Armen mehr als 20 Milliarden Euro angekündigt, aber viele Menschen erreicht diese Hilfe nicht".

Ein andere Nachricht aus Zubza: Die Shops haben von früh 6 bis 9 Uhr und von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Frisches Gemüse gibt es nicht mehr, nur noch Linsen und Bohnenkerne. Die Menschen haben mehr Angst vor der Polizei und dem Hunger, als vor dem Virus. Die Armen meinen, dass die Krankheit sie töten wird, wenn sie aus der Hütte gehen und der Hunger wird es tun, wenn sie drinnen bleiben.

Pater Joseph teilt laut Klimek mit, es sei eine schwere Zeit für die Tagelöhner. Eine staatliche Organisation verteile Reis an die Armen. Salesianer und Mitglieder der Pfarrei suchten in Zubza die Menschen auf, die Hilfe brauchen. "Es ist ein Problem, weil in den staatlichen Büros weder Arbeitslose, Tagelöhner oder alte hilflose Menschen registriert sind. Die Kinder und Verwandten aus fernen Dörfern können ihre bedürftigen Eltern nicht mehr erreichen und Hilfe bringen. Wir wollen dafür sorgen, dass niemand verhungern muss."

Es gibt eine Möglichkeit zu helfen. Mit den Partnern vor Ort, den Salesianern Don Boscos und ihrer Pfarrgemeinde St.Maria Goretti, entscheidet das Zubza-Team Weisendorf über die Hilfsprojekte. Nur nach deren Anweisung und projektbezogen werden die Spendengelder von Don Bosco Bonn an die Salesianer Don Boscos im Nagaland überwiesen.
Bankverbindung: Empfänger: Don-Bosco Mission  Bonn IBAN: DE92370601930022378015 BIC: GENODED1PAX Pax-Bank-Köln          
  Im Verwendungszweck immer angeben: IND 15-116 ZUBZA   Spendenbescheinigung:Von Don Bosco Bonn erhält jeder zeitnah eine Spendenbescheinigung.Bitte Namen mit Adresse angeben.

Mehr Infos unter www.zubza.de

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