Hollywood-Star Elke Sommer aus Erlangen wird 70

2.11.2010, 00:00 Uhr

Die in Los Angeles und Marloffstein bei Erlangen lebende Schauspielerin hat 50 Jahre im Beruf hinter sich, sie spielte in 97 Filmen und in 57 Bühnenstücken — darunter so bekannte Streifen wie „Der Preis“ und „Unter Geiern“. Am Theater führte sie häufig Regie nach eigenen Übersetzungen. Ihre Lebensleistung macht sie zum Weltstar.

Mit Kanzlerin Angela Merkel eröffnete Elke Sommer im August in Berlin die Funkausstellung. Unterwegs auf dem Messeplatz hörten die Damen: „Da vorn läuft eine lebende Legende.“ Die Schauspielerin lacht kehlig bei dieser Episode: „Der hat fei net die Merkel gmaand.“

Unkomplizierte Herzlichkeit

Wer bei Elke Sommer in Marloffstein zu Gast ist, ist beeindruckt von ihrer unkomplizierten Herzlichkeit: „Gehn S’ nauf ins Wohnzimmer, ich bring uns a Schorle.“ Die Gastgeberin, auf hohen Stöckelstiefeletten, in schwarzen Jeans und dickem Pulli von derselben Farbe, zündet sich erst einmal eine Zigarette an. „Bei mir is’ nix verboten“, kommt mit rauchiger Stimme.

Vier Monate hat sie mit ihrem Mann Wolf Walther, zärtlich „Babbabär“ genannt, in Franken verbracht; in Berlin den Film „Das Leben ist viel zu lang“ mit Dany Levi gedreht, Pilze gesucht und gefunden, Golf gespielt und von ihrem Haus aus oft aufs Walberla geschaut, auf den Hetzles: „Ich mag das Gefühl, daheim zu sein.“

Sie hat es satt, in Hotels zu wohnen. „Nach 50 Jahren im Beruf“, sie stutzt, als erschrecke sie die Zahl. „Das kann sich keiner vorstellen, manchmal fünf Filme im Jahr, immer unterwegs.“ Gleichwohl ist ihr im Essex-House 1992 in New York der „Babbabär“ über den Weg gelaufen, damals noch Hotelmanager.

Ein Jahr später haben die beiden geheiratet. Für beide war es die zweite Ehe. Elke Sommer war früher mit Joe Hyams zusammen, dem Autor und Journalisten. Der war 20 Jahre älter als sie, vielleicht habe sie eine Vaterfigur gesucht, meint sie.

Das bringt sie zum „Babba“. Jetzt ist der Vater, der evangelische Pfarrer, gemeint, der starb, als sie 15 war. Elke Sommer ist als Elke Schletz 1940 in Berlin geboren, der Stadt ihrer Mutter. Das Kind war zwei, als die Familie nach Franken fliehen musste. Auf der Egloffsteiner Burg, im Waffensaal, lebten sie zwei Jahre lang. „Ohne Heizung“: Fast scheint es, als fröstele sie immer noch. Elke Sommer wechselt vom fränkischen Dialekt ins Berlinische, hin und wieder kommt ein englischer Satz und pointiert gibt sie professionell die Dramaturgie vor.

Um ihren bevorstehenden runden Geburtstag macht sie kein Aufhebens. „Wie oft war ich am Geburtstag allein, ohne dass mir etwas gefehlt hätte“, beteuert sie. Diesmal wird der „Babbabär“ mit ihr sein und dessen erwachsener Sohn, ohne dass groß gefeiert würde. „Wie viel hab ich noch? 20 Jahre? Zehn Jahre?“, sagt sie nachdenklich. Die Rückschau auf Erreichtes lasse die Gläubige in ihr dankbar sein. Wenn sie nach vorn schaut, wird es auf einmal eng. Denn „ich habe noch 1.000 Ideen. Ich will lernen, reisen.“

Aber pragmatisch und offen wie sie ist, sieht sie auch den Luxus des Alterns: „Natürlich darf man sich nicht gehenlassen, aber man muss auch nicht immer nur top geschminkt sein, man darf zu seinen Falten stehen“, lacht sie wieder ihr kehliges Lachen.

„Es zählt die Erotik“

„Es geht nicht darum, sexy zu sein. Es zählt die Erotik. Erotik ist die Art der Bewegung, das sind die Augen, die Hände und das hat nichts mit Alter zu tun, erotisch kann einer auch mit 85 sein.“ Was zählt, seien Persönlichkeit, Charakter und Ausstrahlung: „Da helfen weder Botox noch lange Beine.“

„In Los Angeles wird wieder gemalt“, das klingt wie ein Versprechen. Seit langem gibt sie der kleinen Leinwand den Vorzug vor der ganz großen. 370 Bilder von ihrer Hand hat sie mit „Elke Schwartz“ signiert, sie auf internationalen Ausstellungen gezeigt und sie anschließend verschenkt. An gute Freunde, denn die Bilder seien Ausdruck dessen, was sie auf der Seele hat.

Elke Sommer schaut auf die Uhr und wechselt abrupt das Thema: „Ich muss Koffer packen. Und ich derf die getrockneten Pfiffer net vergessen.“ Smiley, ihr geliebter Chihuahua-Mischling, schnüffelt schon am Reisekorb. „Morgen früh fließen Tränen“, sagt Elke Sommer. Legenden sind auch Menschen.