Nach seinem Sieg:

Im Interview mit Deutschlands bestem Pizzabäcker aus Veitsbronn

15.3.2023, 14:41 Uhr
Maurizio De Giacomo setzte auf die klassische Margherita.

© Nicolas Maack Maurizio De Giacomo setzte auf die klassische Margherita.

"Ich bin absolut überwältigt, ich kann es immer noch nicht glauben", sagt Maurizio De Giacomo, noch etwas heiser von der Feier am Abend, auf unsere Frage nach seinem Gemütszustand. Dazu hat er auch allen Grund: Denn er ist nicht nur Deutschlands bester Pizzabäcker für neapolitanische Pizzen, sondern seit Dienstag auch der Drittbeste in ganz Europa.

Zusammen mit der deutschen Nationalmannschaft der Pizzaschule von Umberto Napolitano, nahm er am 13. März an der Deutschen Meisterschaft Pizza Experience Teil, die schon zum zehnten Mal im Rahmen der Internorga in Hamburg stattfand, einer Fachmesse für Gastronomie und Hotellerie. Am Dienstag fand das Kräftemessen der besten Pizzaiolos erstmals auch auf europäischer Ebene statt – hier schaffte es De Giacomo als Drittplatzierter auf das Siegertreppchen. Die Mannschaft der Pizzaschule nahm insgesamt sechs Pokale mit nach Hause, vier davon gingen nach Bayern.

Er setzte sich gegen 28 Konkurrenten aus ganz Deutschland durch.

Er setzte sich gegen 28 Konkurrenten aus ganz Deutschland durch. © Nicolas Maack

Der Wettbewerb war hart, erzählt De Giacomo: „Man hat nur 15 Minuten Zeit, um einen herum schwirren mehrere Wettkampfrichter, die einem genau auf die Finger schauen“. Während dieser Viertelstunde darf jeder Teilnehmer zwei Pizzen backen, nur eine kann aber schließlich zur Verkostung der Jury präsentiert werden. Zur Auswahl standen zwei Öfen, einer mit 370 Grad Celcius und einer mit 450 Grad Celsius Temperatur. „Ich hab mir gedacht: Augen zu und durch – eine Testpizza habe ich nicht gemacht, ich habe in beiden Wettkämpfen direkt den ersten Versuch abgegeben und beide Male auf den heißeren Ofen gesetzt“, lacht er stolz am Telefon.

5 Jury Mitglieder probierten die Pizza. 

5 Jury Mitglieder probierten die Pizza.  © Nicolas Maack

Offenbar weiß der 39-Jährige genau, was er tut. Schließlich bringt er jahrzehntelange Erfahrung mit: Schon sein Vater Toni ist seit den späten 1970er Jahren im Raum Veitsbronn als Pizzabäcker bekannt – auch heute noch steht er im Imbiss seines Sohnes vor dem Ofen.

Die Familie ist stolz - ein Lob geht De Giacomo besonders nah

„Mein Mutter hat am Telefon geweint auch, mein Vater war sprachlos“ erinnert sich De Giacomo, hörbar gerührt, an die Reaktion seiner Eltern auf den Erfolg ihres jüngsten Sohnes. Auch der große Bruder war stolz und teilte die frohe Botschaft direkt auf allen Social Media Plattformen. „Auch die Glückwünsche meiner Frau haben mir sehr viel bedeutet, sie ist meine tragendste Säule“, so De Giacomo. Was die Reaktion seiner Konkurrenten angeht, hält er sich bedeckt: „Viele freuen sich für einen, manche nicht – wie es eben überall so ist“, sagt er.

Doch ein Lob bedeutet ihm besonders viel: Das von Luca Di Massa: Er ist einer der zwei renommiertesten Experten Italiens, wenn es um die Pizza Napoletana geht und war auch auf dem Wettbewerb in Hamburg, wo er De Giacimos Pizza probierte. Wer sein Gütesiegel bekommt, darf seine Pizza „Original Pizza alla Napoletana“ nennen – nur rund 1000 Pizzen tragen diese Markenbezeichnung. De Giacomos ist künftig eine von ihnen. „Das ist für mich die größte Ehre“ – schwärmt er.

Am Abend wurde gemeinsam gefeiert. 

Am Abend wurde gemeinsam gefeiert.  © Nicolas Maack

Die eigentliche Jury der Pizza Experience bestand aus einer Mischung aus Fachleuten, Gastronomen und Pizzabäckern. Auch bei ihnen konnte De Giacomo punkten und zwar nicht nur in Sachen Geschmack: Die Jury legte auch Wert auf Auftreten, Kleidung, Hygiene und Präsentation der Pizza. Bei letzterer half vielleicht auch De Giacomos Glücksbringer: Sein Patenkind schenkte ihm als Talisman ein Urlaubsmitbringsel, eine Pulcinella - eine Figur des süditalienischen und neapolitanischen Volkstheaters. Das trug der Veitsbronner nicht nur die gesamte Zeit über in der Hosentasche, er drapierte die Figur auch auf dem Wettbewerbsteller.

Das Geheimnis der Meisterpizza

Doch was genau macht De Giacomos Pizza denn jetzt zu einer Meisterpizza? Die Antwort darauf ist so simpel wie komplex: Eine Mischung aus allem. „Eine Napoletana besteht nur aus vier Zutaten: Mehl, Wasser, Hefe und Salz – Öl und Basilikum kommt nicht in die Tomatensauce. Die Zutaten müssen qualitativ gut und frisch sein“, erklärt der Pizzaiolo.

Der Rest sei eine Mischung aus Erfahrung, zum Beispiel in Sachen Garprozess, der richtigen Temperatur und wichtig sei auch ein guter Ofen. Sein Lieblingsofen ist der Morello-Forni, verrät De Giacomo, den die Veranstalter des Wettbewerbs glücklicherweise im Angebot hatten. In Sachen Belag entschied er sich für eine klassische Margherita – also Tomate und Mozzarella, garniert mit Basilikum.

Tipps vom Meister für eine gute Pizza zu Hause

Allen, denen jetzt das Wasser im Mund zusammenläuft, können De Giacomos Foodtruck Pizza Bäcker Bande ordern, in dem auch sein Vater noch Pizzen backt. Allerdings sei das Handy des Meister-Pizzabäckers derzeit voll mit Anfragen. Eine weitere Option: Pizza selber backen. Für diesen Fall hat Maurizio De Giacomo ein paar hilfreiche Tipps, wie die Pizza auch dem Laien zu Hause gelingen kann:

„Gute Zutaten, kein Schnickschnack, nicht zu viel Wasser und natürlich viel Amore!“ Eben genau wie Maurizio De Giacomos Meisterpizza.

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