Für wen sich der Umstieg lohnt

Jetzt geht's los: Das müssen Sie zum 49-Euro-Ticket wissen

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

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29.4.2023, 06:00 Uhr
Für 49 Euro im ganzen Land unterwegs sein: Das ist jetzt möglich. Aber nicht für alle lohnt sich das D-Ticket.

© Adobe Stock Für 49 Euro im ganzen Land unterwegs sein: Das ist jetzt möglich. Aber nicht für alle lohnt sich das D-Ticket.

Ob Berlin, München oder Nürnberg - bundesweit unterwegs sein mit nur einer Fahrkarte, ganz ohne komplizierte Zonen und Tarife. Das verspricht ab Mai das neue Deutschland-Ticket. Vor allem für viele Pendler lohnt sich der Umstieg.

Was ist das Deutschland-Ticket?

Das Deutschland-Ticket, D-Ticket oder auch 49-Euro-Ticket genannt, ist ein monatlich kündbares Abo für den öffentlichen Nahverkehr. Bund und Länder haben entschieden, es einzuführen, um die Bürger finanziell zu entlasten und umweltfreundliche Mobilität zu fördern.

Wo und wann gilt der Fahrschein?

Das Ticket gilt ab Montag, 1. Mai, deutschlandweit rund um die Uhr für eine Person im Regional- und Nahverkehr, also in Regionalzügen, S-Bahnen, U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen. Mancherorts berechtigt die Karte außerdem zur Fahrt mit Fähren, die in den Nahverkehr eingeschlossen sind, wie etwa in Hamburg auf der Elbe oder über den Wannsee in Berlin.

Wo gilt das Ticket nicht?

Es gilt nicht in Fernverkehrszügen, wie IC, EC und ICE, und auch nicht für Sitzplätze in der 1. Klasse. Eine Zusammenarbeit mit Fernbusanbietern wie Flixbus war angedacht, ist aber nicht zustande gekommen. Auch Verkehrsmittel, die überwiegend touristisch oder aus historischen Gründen betrieben werden, wie private Fahrgastschiffe im Fränkischen Seenland oder Museumseisenbahnen in der Fränkischen Schweiz, sind nicht im Preis enthalten.

Wo gibt es die Fahrkarte zu kaufen?

Bund und Länder haben entschieden, dass das Deutschland-Ticket ein rein digitales Angebot sein soll. Deshalb ist es nicht bei Busfahrern oder an Fahrscheinautomaten erhältlich, sondern auf den Internetseiten und in der Handy-App der Deutschen Bahn sowie der regionalen Verkehrsunternehmen. Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) vertreibt das Abo als Chipkarte oder Handyticket unter anderem in den Apps „VGN Fahrplan & Tickets“ und „NürnbergMobil“ sowie im Onlineshop. Auch bei der infra in Fürth und den Erlanger Stadtwerken können Nutzer eine Chipkarte bestellen.

Wie lange gilt das Deutschland-Ticket?

Das Ticket ist nur als Abonnement verfügbar und wird beim Kauf auf unbestimmte Zeit abgeschlossen. Kündigt man nicht, verlängert sich das Abo immer automatisch um einen weiteren Monat.

Wie lässt sich das Abo kündigen?

Das Abo muss dort gekündigt werden, wo es gekauft wurde. Bei der Deutschen Bahn geht das online im Kundenportal bis zum 10. eines Monats. Auch beim Kauf des Deutschland-Tickets über den VGN-Onlineshop muss die Kündigung spätestens bis zu diesem Tag erfolgen, allerdings schriftlich per Mail, Fax oder Brief. Wer das Abo über die App NürnbergMobil abgeschlossen hat, hat dagegen bis zum Ende des Kalendermonats Zeit, entweder in Textform oder über die in der App verfügbare Kündigungsfunktion.

Kann man das Ticket auch noch kaufen, wenn ein Monat bereits begonnen hat?

Wer sich bislang noch nicht entschieden hat, aber in einer Woche doch noch ein Deutschlandticket will, kann auch später zugreifen. Bis zum 15. Tag kann der Fahrschein für den laufenden Monat erworben werden. Allerdings muss immer der volle Preis von 49 Euro gezahlt werden.

Wer hilft bei Fragen?

Die Mitarbeiter der DB Reisezentren in Bahnhöfen unterstützen beim Kauf des Handytickets. Auch das VAG-Kundencenter am Nürnberger Hauptbahnhof hilft bei der Buchung. Um lange Wartezeiten zu verhindern, können dafür Termine vereinbart werden. Die VAG hat im April vor Ort in den Nürnberger Stadtteilen beraten. In der kommenden Woche gibt es noch Termine im Stadtteilzentrum Südpunkt am Dienstag, 2. Mai, von 9.30 bis 13.30 Uhr sowie im Kulturladen Röthenbach am Mittwoch, 3. Mai, von 14 bis 18 Uhr und am Donnerstag, 4. Mai, von 10 bis 14 Uhr. Das Servicetelefon des VGN ist rund um die Uhr verfügbar unter (0911)27075-99.

Für wen lohnt sich der Umstieg?

Alle, die regelmäßig mit Bus und Bahn über die Grenzen einer Stadt oder eines Verkehrsverbunds hinaus unterwegs sind, sollten über das Deutschland-Ticket nachdenken. Im VGN kostet ein Monatsticket für den Geltungsbereich Nürnberg-Fürth-Stein ohne Ausschlusszeiten aktuell 82,50 Euro. Wer 31 Tage lang im gesamten Verkehrsverbund allein unterwegs sein will, hat monatlich bislang 313 Euro gezahlt. Alle Abonnements für Einzelpersonen, die monatlich mehr als 49 Euro kosten, stellt die VAG automatisch um. Die Kunden werden per Brief informiert.

Für wen lohnt es sich nicht?

Genauer nachrechnen sollten Personen, die den Öffentlichen Nahverkehr selten nutzen oder meist innerhalb weniger Tarifzonen. Auch Familien müssen zwei Mal überlegen. Bei Monatskarten wie der Mobicard dürfen zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder mitfahren. Je nachdem, wie viele Personen zusammen unterwegs sein wollen, und wie alt die Kinder sind, lohnen sich dafür einzelne Deutschland-Tickets nicht. Der VGN bietet online einen „Ticketberater zum D-Ticket“ an. Damit kann jeder Kunde, der bereits ein Abo hat, prüfen, ob sich der Umstieg auf das neue Ticket finanziell rechnet.

Darf ich jemanden mitnehmen?

Anders als bei einigen anderen Abonnement-Fahrscheinen können beim Deutschland-Ticket keine weiteren Personen, Hunde oder Fahrräder mitgenommen werden. Nur Kinder unter sechs Jahren fahren kostenlos mit. Kinder ab sechs Jahren brauchen ein eigenes Ticket.

Ist der Fahrschein übertragbar?

Nein, das Deutschland-Ticket ist personengebunden. Wer 16 Jahre und älter ist, muss auf Verlangen einen amtlichen Lichtbildausweis vorzeigen. Bei jungen Menschen unter 16 dient dafür ein Schülerausweis, eine Krankenkassenkarte oder Ähnliches.

Was passiert mit dem Semesterticket für Studierende und dem 365-Euro-Ticket?

Die bayerische Staatsregierung hat angekündigt, für Studierende, Auszubildende und Freiwilligendienstleistende ein ermäßigtes Deutschland-Ticket zum Preis von 29 Euro einzuführen. Aktuell soll es zum Start des neuen Ausbildungsjahres ab September oder zum Wintersemester ab Oktober verfügbar sein. Bis dahin wird im VGN die Zusatzkarte des Semestertickets ab Mai umgewandelt. Die Studierenden haben per Mail einen Gutscheincode für eine kostenlose Aufwertung erhalten. Das 365-Euro-Ticket für Schülerinnen, Schüler und Azubis bleibt mit der bisherigen Gültigkeit nur im Gebiet des VGN bestehen.

Und was ist mit Senioren und Sozialhilfeempfängern?

Einen Rentnerrabatt gibt es nicht. Das Nürnberger Sozialticket wird an das Deutschlandticket angekoppelt und kostet künftig 19 Euro.

Was passiert, wenn ich meine Chipkarte nicht dabei habe oder das Handyticket nicht vorzeigen kann?

Wer nachträglich nachweisen kann, dass er zum Zeitpunkt der Kontrolle ein gültiges Deutschland-Ticket hatte, muss kein erhöhtes Beförderungsentgelt zahlen. Stattdessen fällt eine Bearbeitungsgebühr von rund zehn Euro an.

Kann man mit dem Deutschland-Ticket über Landesgrenzen fahren?

Anders als der Name vermuten lässt, ist das teilweise möglich. Die Tarifgrenzen einiger deutscher Verkehrsverbünde liegen in einem Nachbarland. So können Reisende zum Beispiel von München nach Salzburg und Kufstein in Österreich fahren. Von Koblenz führen Verbindungen nach Frankreich, von Düsseldorf in die Niederlande, von Aachen nach Belgien und von Dresden nach Polen.

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