Kampf gegen Seuche: Hunde sollen tote Wildschweine aufspüren

25.11.2020, 06:00 Uhr
In Unterfranken wurde bereits der Abtransport von toten Wildschweinen, die potentiell von der Afrikanischen Schweinepest befallen sind, trainiert. Damit man aber alle toten Tiere finden kann, braucht man speziell dafür ausgebildete Hunde.

© Nicolas Armer, dpa In Unterfranken wurde bereits der Abtransport von toten Wildschweinen, die potentiell von der Afrikanischen Schweinepest befallen sind, trainiert. Damit man aber alle toten Tiere finden kann, braucht man speziell dafür ausgebildete Hunde.

Wenn sich die Afrikanische Schweinepest in einem Gebiet verbreitet, müssen dort so schnell wie möglich alle Wildschweine geschossen und verendete Tiere aus dem Wald geschafft werden. Doch die toten Tiere findet man nicht so leicht. "Die liegen nicht einfach auf dem Acker. Ein fiebriges, krankes Tier zieht sich ins Gestrüpp, in eine Hecke oder einen kleinen Tümpel zurück, um dort zu verenden", erklärt Frank Wagner.

Der Vorsitzende des Jagd-Gebrauchshundvereins Bayern und Präsident des jagdkynologischen Arbeitskreises in Bayern hat deshalb vom Bayerischen Umweltministerium den Auftrag bekommen, eine Hundestaffel zur Suche nach Kadavern von toten Wildschweinen aufzubauen, die dann im gesamten Freistaat zum Einsatz kommen soll. Etwa 20 Tiere soll Wagner ausbilden.


Wildschwein-Begegnung: So sollte man reagieren


Der Hunde-Experte aus dem Cadolzburger Ortsteil Wachendorf wurde auch deshalb ausgewählt, weil er früh den Bedarf an solchen Hunden erkannt hat. "Das Saarland hat schon solche Hunde ausgebildet. Bei uns hat man zuerst noch gesagt: Das können ja die Jäger mit ihren Jagdhunden machen. Aber dadurch erreicht man eben genau das Gegenteil", meint Wagner.

Bis zu 250 Übungsstunden nötig

Denn Jagdhunde sind natürlich dazu ausgebildet, lebendes Wild aufzuspüren und in Bewegung zu setzen. Wenn man sie einsetzt, werden die Wildschweine aus dem betroffenen Gebieten vertrieben, die Afrikanische Schweinepest dadurch noch weiter verbreitet.

Um das zu verhindern, hat Wagner im Juli in Feucht gemeinsam mit Christiana Lux, der 2. Vorsitzenden des Jagd-Gebrauchshundvereins, die Ausbildung mit zehn Hunden begonnen, von denen mittlerweile noch vier übrig sind, die ihre Ausbildung fast komplett abgeschlossen haben. 200 bis 250 Übungsstunden sind dafür nötig. Jede Woche muss auch weiterhin mit den Hunden trainiert werden, um sie auf dem erreichten Niveau zu halten.

"Die Rasse ist dabei eher sekundär. Gut geeignet sind apportierfreudige Hunde mit einer guten Mensch-Hund-Beziehung", sagt Wagner. Geübt wird mit Wildschweinschwarten in verschiedenen Verwesungsstadien, die im Wald gefunden werden müssen. Einsatzfähig ist ein Hund, wenn er in einem etwa 6000 Quadratmeter großen Waldstück (das entspricht in etwa dem Areal zwischen den Rückegassen im Forst) innerhalb einer halben Stunde drei versteckte Schwarten findet und dabei anderes Wild in der Nähe ignoriert.

Bayernweit einsatzfähige Hundestaffel

"Das funktioniert tatsächlich, die Hunde können das lernen", meint Wagner. Nach den ersten vier Hunden in Feucht wird er nun drei weitere Tiere im Landkreis Fürth ausbilden. Eigentlich wollte er nur einen Ausbildungsrahmenplan erstellen, der auch in anderen Teilen Bayerns umgesetzt werden kann. Weil er schon so viel Vorarbeit geleistet hatte, wurde er aber gleich mit dem Aufbau einer bayernweit einsatzfähigen Hundestaffel betraut.

150.000 Euro stellt das Umweltministerium dafür zunächst zur Verfügung. Gebraucht wird das Geld für Ortungsgeräte für die Hunde, Fahrtkosten, Schutzwesten für die Hunde und Schutzkleidung für deren Besitzer sowie Aufwandsentschädigungen für die Hundehalter, für die das Engagement ansonsten vorwiegend ein ehrenamtliches darstellt. "Es kann schon mal passieren, dass man in Zukunft eine Woche lang mit seinem Hund etwa in der Chamer Gegend zum Einsatz kommt. Dafür ist dann schon eine gewisse finanzielle Entschädigung nötig", verdeutlicht Wagner.


Zweites Bundesland betroffen: Schweinepest auch in Sachsen


Um den Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest zu intensivieren, setzt Bayern aber natürlich nicht nur auf die Hundestaffel. In den grenznahen Landkreisen zu Thüringen, Sachsen und Tschechien war die Aufwandsentschädigung pro erlegtem Wildschwein bereits auf 100 Euro erhöht worden, um die Abschusszahlen dort zu erhöhen.

Jetzt wurde auch im restlichen Freistaat die Entschädigung von 20 auf 70 Euro angehoben. "Das hat zuletzt auch für einigen Ärger bei vielen Jägern gesorgt. Sie konnten schwer nachvollziehen, warum sie nur 20 Euro bekommen, obwohl sie denselben Aufwand haben mit Trichinenbeschau und Radium- und Cäsium-Messung wie ihre Kollegen Nahe der Grenze haben", betont Gertrud Helm, Sprecherin des Bayerischen Jagdverbandes.

Corona beeinträchtigte Wildschwein-Jagd

Die Schwarzwild-Jagd war zuletzt durch die Corona-Pandemie beeinträchtigt, weil unklar war, inwiefern Bewegungsjagden mit vielen Teilnehmern durchgeführt werden dürfen. Etliche Jagden wurden kurzfristig abgesagt. Mittlerweile gibt es aber einen Musterantrag, mit dem Bewegungsjagden bei den örtlichen Gesundheitsämtern beantragt werden können. "Das geht zum Glück sehr flott und die genehmigen das dann auch wirklich", sagt Helm.

Voraussetzungen sind ein strenges Hygienekonzept, die Begrenzung auf 50 Teilnehmer, der Verzicht auf eine Begrüßung in der großen Gruppe und die Aufteilung auf kleinere Gruppen. "Wir empfehlen überdies, sich für kleine, spontane Jagden um ein Mais- oder Rapsfeld herum eine generelle Genehmigung ausstellen zu lassen", erläutert Helm.

Um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu verhindern, hat Bayern überdies rund 350 Kilometer Zaunmaterial angeschafft. Zusätzlich wurden zuletzt weitere drei Millionen Euro für weitere Zäune zur Verfügung gestellt. Bei einem lokalen Seuchen-Fall sollen die Zäune rasch um eine Kernzone aufgestellt werden. Auf 500 Kilometern Länge entlang der Autobahnen im Grenzgebiet zu Thüringen, Sachsen und Tschechien wurden bereit feste Wildschutzzäune installiert.

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