Kein Unterricht trotz Ferienausfall: Schulaufsicht geht Hinweisen nach

15.2.2021, 13:51 Uhr
Die meisten Klassenzimmer sind derzeit zwar leer, dennoch soll diese Woche wie gewohnt Online-Unterricht stattfinden.

© Fabian Sommer, NN Die meisten Klassenzimmer sind derzeit zwar leer, dennoch soll diese Woche wie gewohnt Online-Unterricht stattfinden.

Hat das Kultusministerium zum Verpetzen von Lehrern aufgefordert, die in der Zeit der gestrichenen Faschingsferien "Unterricht light" abhalten? Den Schulbehörden ist nach einem Rundschreiben der Regierung von Oberbayern, die unserer Redaktion vorliegt, offenbar zu Ohren gekommen, dass in der Faschingswoche auf den Regelschulbetrieb in Gestalt des Distanzunterrichts da und dort verzichtet werden soll. In einem solchen Fall bittet die Schulaufsichtsbehörde "über die Schulleitungen hinaus auch die zuständigen Referenten an der Regierung zu informieren", heißt es da. "Insbesondere, wenn aufgrund der Vorgänge spezielle Problemlagen entstehen".

Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Simone Strohmayr kritisierte das Vorgehen scharf. Wenn die Anordnung, Schulen zu melden, die in dieser Woche einen "etwas gemäßigteren Kurs" fahren, ursprünglich vom Ministerium komme, sei dies "ein Skandal". Die SPD warf Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) einen "aggressiven Kurs gegenüber Schulen" vor.


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Der Minister hatte bereits in den Medien mit der Schulaufsicht gedroht, falls in den ausgefallenen Faschingsferien Larifari betrieben werde. Schüler und Lehrer, so Strohmayr, seien "erschöpft vom wochenlangen Hin und Her, von nicht funktionierender Software und vom Unterricht zuhause. Die Ferien hätten für individuelle Förderung genutzt werden sollen. "Stattdessen fährt der Minister jetzt diesen knallharten Kurs. Das ist unverständlich."

Als "armselig und hilflos" bezeichnete der Grünen-Bildungspolitiker Max Deisenhofer, die "Drohung" Piazolos, bei reduziertem Unterricht während der gestrichenen Faschingsferien die Schulaufsicht einzuschalten. "Autoritäres Säbelrasseln aus München ist das letzte, was Bayerns Schulen jetzt brauchen", betont Max Deisenhofer. "Die Söder-Idee, die Faschingsferien ersatzlos zu streichen, war einfach Bockmist." Nachdem ohnedies erst ab der kommenden Woche wieder mehr Klassen in den Präsenzunterricht zurückkehren könnten, entfällt nach Ansicht der Landtags-Grünen auch die ursprüngliche Begründung für die Streichung der Ferien. Dass den Schulen, die diese Woche "etwas entspannter angehen lassen wollen", nun mit der Schulaufsicht gedroht wird, sei "ein weiterer Beweis für die Entfernung und Entfremdung des Kultusministers von der Schulfamilie."


Die jeweilige Schulaufsicht gehe Hinweisen nach, dass in einzelnen Fällen gar kein Unterrichtsangebot aufrecht erhalten wird, teilte das Kultusministerium auf Anfrage mit. In der Faschingswoche finde "wie bisher" Distanzunterricht und in den Abschlussklassen Wechselunterricht statt. Man gehe allerdings "selbstverständlich" davon aus, "dass unsere pflichtbewussten Lehrkräfte im Sinne der Schüler wie in den vergangenen Wochen verantwortungsbewusst ihrem Beruf nachgehen".

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