NN/NZ-Klinikcheck

Knie-Prothesen: Hier arbeiten die besten Operateure der Region

7.8.2021, 06:18 Uhr
Schmerzen und zunehmende Steifheit im Kniegelenk sind sichere Anzeichen für einen fortschreitenden Verschleiß des Knorpelgewebes, die Arthrose.

© imago images/Panthermedia Schmerzen und zunehmende Steifheit im Kniegelenk sind sichere Anzeichen für einen fortschreitenden Verschleiß des Knorpelgewebes, die Arthrose.

Wenn ein Kniegelenk ersetzt werden muss, steht unter 23 verglichenen Krankenhäusern im Großraum das Krankenhaus Martha-Maria in Nürnberg an der Spitze bei den Qualitätsergebnissen im NN/NZ-Klinikcheck. Auch das Malteser Waldkrankenhaus in Erlangen, die Kliniken Dr. Erler Nürnberg sowie das Klinikum Forchheim bekommen in der Auswertung Bestnoten.

Sich mal eben schnell ein neues Knie machen lassen – bei seriösen Medizinern gibt es das nicht. Was muss erfüllt sein, damit nur noch ein Implantat die Knieprobleme bessern kann?

"Ein gesundes Gelenk wird nicht ersetzt", stellt Prof. Dr. Hans-Dieter Carl klar, seit 2016 Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus Martha-Maria. Auf Röntgenbildern muss eine fortgeschrittene Schädigung des Gelenks erkennbar sein. Dazu kommen Leidensdruck und Bewegungseinschränkungen im Alltag. "Viele Patienten kommen zu uns und sagen: 'Ich kann nicht mehr.'" Und drittens müssen konservative Maßnahmen, um eine Operation hinauszuschieben, bereits ausgeschöpft worden sein. Wie lange der Patient schon Schmerzmittel oder Physiotherapie erhalten hat, ist nicht entscheidend. "Die Möglichkeiten der konservativen Therapie hängen vom Einzelfall ab. Es kann zum Beispiel Begleiterkrankungen geben, die die Behandlung erschweren."

Prof. Dr. Hans-Dieter Carl, der Leiter der Orthopädie am Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg, erläutert die Funktionsweise einer Knie-Endoprothese.

Prof. Dr. Hans-Dieter Carl, der Leiter der Orthopädie am Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg, erläutert die Funktionsweise einer Knie-Endoprothese. © Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg/Fabian Gentner

Das Knie schmerzt immer mehr und wird steif. Liegen die Ursachen immer in der Abnutzung des Knorpels durch Arthrose?

Ganz überwiegend ja, und das passiert selten vor dem 40. Lebensjahr. Seltener zerstören rheumatische Erkrankungen die Gelenksubstanz. Unfälle können das Problem beschleunigen. "Früher hat man in der Therapie stark unterschieden zwischen entzündlichen Erkrankungen, wie der klassischen rheumatoiden Arthritis, und den Verschleißerkrankungen, also Arthrose", sagt Carl. "Heute gleicht man die Behandlung mehr und mehr an."

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Der Einsatz einer Knieprothese gilt als komplizierterer Eingriff als der Ersatz des Hüftgelenks; mehr Patienten behalten im Anschluss Einschränkungen. Warum?

Dieser Unterschied erklärt sich mit der Anatomie, sagt der Chefarzt. "Das Knie wird viel mehr von Weichteilen, den Bändern und Sehnen, geführt. Der Operateur muss das alles ins Lot bringen. Oft muss er außerdem, damit die Prothese funktioniert, die Beinachsen wieder geradestellen." O- oder X-Beine können eine angeborene Ursache, aber auch Folge der Gelenkschädigung sein.

Das Ranking der Kliniken in der Region.

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Manche Menschen hätten dramatische Vorstellungen von einem "künstlichen Knie" als Fremdkörper, sagt Carl. Das sei unberechtigt. "Wir ersetzen in aller Regel nur die erkrankten Oberflächen des Gelenks." Die Patienten dürften am ersten Tag nach der Operation ihr Bein wieder voll belasten. Wann sie schmerzfrei gehen können, lasse sich nicht pauschal sagen. "Ich sage immer: Wenn alles richtig läuft, geht es Ihnen schon eine Woche nach der OP besser als vorher."


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Die Sieger im Klinikcheck haben die geringsten Komplikationsraten, verzeichnen also kaum Infektionen, Embolien, Lockerungen der Prothese oder Störungen an Nerven und Gefäßen. Bewertet wird auch die Gehfähigkeit und ob die Notwendigkeit der OP geprüft wurde. Wie stellt Martha-Maria Nürnberg gute Ergebnisse sicher?

Im Durchschnitt aller Kliniken kommt es bei einem von 200 Operierten zu Problemen, erläutert Carl. Wichtig, um die Rate zu drücken, sei Sorgfalt. Alle Patientinnen und Patienten werden in einer Endoprothetik-Spezialsprechstunde von erfahrenen Oberärzten beraten. Manchmal reicht zum Beispiel eine Teil-(Schlitten-)Prothese.

Das Haus des Diakoniewerks Martha-Maria in Erlenstegen ist als "Endoprothetik-Zentrum der Maximalversorgung" für Gelenkersatz-Operationen zertifiziert, seit Oktober 2020 zudem als Zentrum für operative Rheumatologie, derzeit als einzige Klinik in Nordbayern. Solche Zentren müssen erprobte Abläufe und Strukturen nachweisen. Dazu gehört beispielsweise die Prüfung von Risikoprofilen der Patienten vor der OP.

Zur Patientensicherheit trägt bei, dass das Haus über eine Abteilung für Innere Medizin verfügt. Die Herz-, Lungen- und Magen-Darm-Spezialisten können Komplikationen vermeiden helfen.

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Außerdem: "Wir verwenden gute und bewährte Implantate, die wir gut beurteilen können", sagt Carl. "Da machen wir keine Experimente. Wir finden für jeden Patienten eine individuelle Lösung." Zur Patientenzufriedenheit mag beitragen, dass seine Abteilung einen OP-Termin binnen acht Wochen zusichert, wenn sich jemand zur Operation vorgestellt hat. Ein halbes Jahr Wartezeit hält der Chefarzt für fragwürdig. "Die Nachfrage ist auch bei uns hoch, aber das ist eine Frage der Organisation."

Der Klinikcheck zeigt die Bewertungen der Kliniken in der Region und ihre Fallzahlen pro Jahr. 

Der Klinikcheck zeigt die Bewertungen der Kliniken in der Region und ihre Fallzahlen pro Jahr. 

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Der Klinikcheck kann keinen Langzeiterfolg messen. Was ist heute medizinisch beim Kniegelenk-Ersatz möglich?

"Die Prothesen können heute Jahrzehnte halten. Auch die Wechsel-OP, wenn ein Kunstgelenk wegen Abnutzung oder Problemen ausgetauscht werden muss, beherrschen wir Ärzte immer besser. Selbst bei komplizierten Knien finden wir eine Lösung."

Kann man etwas tun, um dem Verschleiß der Kniegelenke im Alter vorzubeugen, oder ist das einfach eine Schwachstelle jedes Körpers?

"Eine echte Prävention für die Kniegelenks-Arthrose gibt es weiterhin nicht", betont Hans-Dieter Carl. Eher gefährdet sind Menschen, deren Knie durch Unfälle oder Verletzungen bereits einmal Schaden genommen hat. Ungünstig wirkt sich außerdem Übergewicht aus.

Die nächste Folge des Klinikchecks am 14. August 2021 befasst sich mit Operationen bei gutartiger Prostatavergrößerung.

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