Leergut-Krise: Fränkische Brauerei verlangt neun Euro Pfand

30.7.2019, 16:20 Uhr
Leergut-Krise: Fränkische Brauerei verlangt neun Euro Pfand

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"Da ist Gefahr im Verzug", sagt Christof Pilarzyk dem Coburger Tagblatt. Er ist Mitbetreiber der Brauerei Grosch im oberfränkischen Rödental, seit Jahren ärgert er sich über den Rücklauf seiner Bierkästen. Acht Cent kostet im Handel eine Glasflasche Pfand, 1,50 Euro der Plastikkasten - das macht insgesamt exakt 3,10 Euro. Zahlen muss Pilarzyk wie viele seiner Kollegen in der Anschaffung aber deutlich mehr. Für bis zu zehn Euro muss der Unternehmer aus Rödental das Leergut einkaufen. Kurz gesagt: Kommt ein Kasten aus dem Handel nicht zurück, zahlt der Brauer drauf. Existenzbedrohend sei das, gerade für kleinere Braueien, sagen die Betreiber.

Das niedrige Pfand, sagt Pilarzyk, verleite zur Schlampigkeit. Hier eine Flasche, die im Gebüsch landet, dort ein Kasten, der als Sitzgelegenheit im Keller genutzt wird - und genau hier beginnen die Probleme. Auch der Handel sei nachlässig, sagt der Brauer, zuletzt habe er laut einem Bericht des Coburger Tagblattes 80 Kästen aus den Supermärkten zurück bekommen, wahllos bestückt mit verschiedenen Flaschen. Sie alle müssen aufwendig sortiert werden. Das kostet Arbeitszeit, Grosch habe dafür extra einen Mitarbeiter angestellt. Jahr für Jahr muss die Brauerei 1000 bis 1500 Kästen nachkaufen.

Häufig verschmutzen Mehrwegflaschen die Umwelt

"Es geht um die Zukunft der kleinen Brauereien und um die Biervielfalt, die wir hier in Franken haben", sagt Georg Rittmayer, Präsident des Verbandes privater Brauereien in Bayern. Die Situation sei dramatisch, die Höhe des Pfandes seit 40 Jahren unverändert. Auch er forderte erst kürzlich eine Erhöhung, auch größere Unternehmen sollen sich daran beteiligen, so der Experte. Bislang bleibt sein Vorstoß aber folgenlos. Großen Braueien sei das Leergut "ziemlich egal".

"Auf Einwegplastikflaschen beträgt das Pfand 25 Cent. Wie kann es sein, dass auf Müll ein höheres Pfand verlangt wird als auf Mehrwegbierflaschen?", sagt Rittmayer dem Coburger Tagblatt. Früher waren es Plastikflaschen, die die Natur verschmuzten. Heute sind es immer häufiger Mehrwegbehälter.

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