Ermittlungen nach tödlicher Attacke

Medien: IS-Material bei Würzburger Täter gefunden - Söder spricht von "Amoklauf"

26.6.2021, 13:34 Uhr
Auch am Tag nach der Tat ist das Polizeiaufgebot in Würzburg noch groß. 

© Karl-Josef Hildenbrand, dpa Auch am Tag nach der Tat ist das Polizeiaufgebot in Würzburg noch groß. 

Würzburg ist in Schockstarre. Nicht einmal 24 Stunden nach dem tödlichen Angriff in der Innenstadt, bei dem mindestens drei Menschen ihr Leben verloren, läuft die Suche nach dem Motiv des mutmaßlichen Täters auf Hochtouren. Gegen 15 Uhr wollen die Ermittler gemeinsam mit Innenminister Joachim Herrmann erste Ergebnisse und womöglich weitere Details zu den Hintergründen präsentieren. Der CSU-Politiker schloss gegenüber der Deutschen Presse-Agentur ein islamistisches Motiv des 24-Jährigen, der in Somalia geboren wurde, nicht aus. Der Geisteszustand des 2015 eingereisten Mannes spielt aber auch eine Rolle - womöglich war er psychisch krank. Ersten Erkenntnissen zufolge sei er zumindest in Behandlung gewesen.

Jetzt berichtet die Bild-Zeitung: In dem Obdachlosenheim, in dem der 24-Jährige zuletzt gemeldet war, sei Propagandamaterial der Terrororganisation IS gefunden worden. Ermittler wurden dem Bericht zufolge in einer Mülltonne fündig. Zeugen sagten aus, der Mann habe unmittelbar vor der Messer-Attacke in einem Würzburger Kaufhaus "Allahu Akbar" gerufen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nannte die Tat einen "Amoklauf".


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Der mutmaßliche Täter soll noch im Lauf des Samstages vor den Haftrichter - er entscheidet, ob der 24-Jährige in Untersuchungshaft muss. Laut einem Bericht des Spiegel habe der Mann ausgesagt, die Tat sei sein "Dschihad" gewesen. Gegenüber der Bild-Zeitung widerspricht aber der Anwalt des gebürtigen Somaliers: "Mein Mandant hat keine Angaben zum Motiv gemacht." "Bis Mitternacht habe ich nichts davon gehört, dass bei der Durchsuchung seines Zimmers in einer Obdachlosenunterkunft irgendwelche Hinweise auf ein islamistisches Motiv gefunden wurden." Von einer psychiatrischen Behandlung sei dem Juristen ebenfalls nichts bekannt.

Somalier erhielt wohl subsidiären Schutz in Deutschland

Auch die Deutsche Presse-Agentur berichtet mit Verweis auf Sicherheitskreise von einem möglichen religiösen Motiv. Der Mann habe Äußerungen gemacht, die auf Fanatismus schließen lassen. Hinweise auf Kontakte zu militanten Salafisten in Deutschland oder im Ausland gebe es dem Vernehmen nach bisher aber nicht. Der Täter soll 1997 in Mogadischu geboren worden sein, er kam 2015 nach Deutschland - dort erhielt er sogenannten subsidiären Schutz.

Drei Menschen starben bei der Attacke am Freitagabend. Passanten griffen ein, stoppten den Mann, der mit einem Messer hantierte. Mindestens zwei seiner Opfer schweben am Tag danach noch immer in Lebensgefahr. Zwei Leichtverletzte konnten das Krankenhaus laut Polizei wieder verlassen. "Die Ereignisse sind unfassbar und schockierend", sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. "Wir bangen, beten und hoffen mit den Verletzten und den Angehörigen." Er ordnete eine landesweite Trauerbeflaggung an. Sie soll drei Tage - bis einschließlich Montag - dauern.