Mehr regionale Lebensmittel für fränkische Städte
24.2.2021, 17:10 Uhr
Ein zentrales Thema von "StadtLandBio" – so der Titel der unter anderem von der Nürnberg Messe GmbH veranstalteten Expertentagung – ist eine engere Vernetzung von Stadt und Land, die viel Potenzial für eine nachhaltige Ernährungswirtschaft bietet. "Der Kunde soll beim Einkaufen und beim Essen die Wahl haben, ob er zu regionalen Lebensmitteln greift oder zu Produkten aus dem Ausland", erklärt Christa Standecker, Geschäftsführerin der Metropolregion Nürnberg.
Regional einkaufen: "Marktschwärmerei" kommt nach Nürnberg
"Ernährungssouveränität für die Bürger" lautet darum eines der Ziele des aktuellen Leitbildes der Metropolregion, die im bundesweiten Vergleich schon ziemlich gut da steht in dieser Beziehung. Auf jeden der rund 3,6 Millionen Einwohner in diesem weite Teile Frankens und der Oberpfalz umfassenden Verbund kommen etwa 1500 Quadratmeter landwirtschaftliche Nutzfläche.
Für den Laien klingt das erst mal ziemlich beeindruckend, und in der Tat ist unsere Region bei diesem Wert der souveräne Spitzenreiter unter den elf Metropolregionen in Deutschland. Doch diese Flächen sind unter Druck und verschwinden nach und nach, wenn nicht auf verschiedenen Ebenen gegengesteuert wird.
70.000 Hektar weniger landwirtschaftliche Nutzfläche
So gingen in der Metropolregion Nürnberg in den vergangenen zwölf Jahren etwa 70.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche in eine andere Nutzung über. "Das sind etwa 20 Fußballfelder pro Tag", verdeutlicht Standecker, die dafür nicht nur den viel zitierten "Flächenfraß" für Siedlungs- und Verkehrsflächen verantwortlich macht.
Der größere Teil davon wurde in ökologische Ausgleichsflächen umgewandelt, verwaldete oder verbuschte allmählich oder wird von Spekulanten als Bauerwartungsland gehandelt, wie Professor Otmar Seibert von der Forschungsgruppe Agrar- und Regionalentwicklung Triesdorf in langfristigen Untersuchungen herausgefunden hat. Viele kleinere Flächen liegen auch brach, weil sich die ackerbauliche Bewirtschaftung nicht mehr rechnet.
Um diese Effekte in der Metropolregion Nürnberg zu untersuchen, wurde vor drei Jahren das Forschungsprojekt "ReProLa" (Regionalspezifisches Landmanagement in Stadt-Land-Partnerschaften) aus der Taufe gehoben. Seibert und seine Kolleginnen und Kollegen wollen dabei die Gründe für Flächennutzungsänderungen identifizieren und zudem herausfinden, welche Beschäftigungs- und Wertschöpfungspotenziale regionale Produkte haben.
Umsätze werden oft unterschätzt
Besagte Potenziale sind überraschend hoch, wie Tobias Chilla, Professor für Geographie an der FAU Erlangen-Nürnberg, betont. Die ökonomische Relevanz von Lebensmitteln und Spezialitäten aus regionaler Produktion wird seinen Erfahrungen nach oft unterschätzt. Mehr als zwei Milliarden Euro Jahresumsatz wird zum Beispiel allein mit bayerischem Bier gemacht.
Außerdem sind gerade in der Metropolregion Nürnberg die vielen verschiedenen Spezialitäten identitätsstiftend für die Menschen und sorgen für eine landschaftliche Vielfalt, die bundesweit ihresgleichen sucht – etwa die fränkischen Streuobstwiesen, der Hopfenanbau im Spalter Land oder die zahlreichen Karpfenteiche im nordbayerischen Raum.
Wie regional sind Frankens Lebensmittel wirklich?
Genügend Gründe also, um die regionale Nahrungsversorgung als wichtigen Bestandteil der Beziehungen zwischen Stand und Land wieder zu stärken. Anders als im Mittelalter, als das stadteigene Vorfeld – die sogenannte Stadtmark – hauptsächlich der Nahrungsmittelversorgung der Bürger diente, werden die Kommunen heute kaum noch aus dem Umland ernährt. Auch deshalb, weil es noch zahlreiche Lücken in den Wertschöpfungsketten gibt.
Weiterverarbeitung das Problem
"Viele Milchbauern in der Region würden gerne Käse herstellen, doch das scheitert oft mangels Käsereien ", nennt Christa Standecker ein Beispiel. Auch die viel zu niedrige Zahl von Getreidemühlen oder Schlachthöfen in akzeptabler Nähe steht dem Ideal von regionalen Wirtschaftskreisläufen entgegen.
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Damit möglichst viele landwirtschaftliche Nutzflächen erhalten bleiben und auch die Zielmarke von mindestens 30 Prozent Biolandbau in Franken und der Oberpfalz mittelfristig erreicht wird, hofft die Geschäftsführerin der Metropolregion auch auf das Bayerische Landesentwicklungsprogramm. Mit der Einführung von landwirtschaftlichen Vorbehaltsgebieten könnte man auch in Zukunft genügend Anbauflächen für Regionalprodukte sichern.
Und aus diesen Produkten können kreative Anbieter auch innovative neue Spezialitäten entwickeln: "Eine Bürgermeisterin hat in einer Besprechung mal gefordert, dass die Metropolregion das Silicon Valley in Sachen regionale Lebensmittel werden müsse", erzählt Standecker.
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