150 Mitarbeiter betroffen

Nach 125 Jahren: Traditionsunternehmen aus Franken ist insolvent

Marlene Strohmeier

31.5.2023, 13:31 Uhr
Über ein Jahrhundert gibt es die Spinnerei Neuhof schon. Ihre Zukunft ist jedoch ungewiss. (Symbolbild)

© imago stock&people Über ein Jahrhundert gibt es die Spinnerei Neuhof schon. Ihre Zukunft ist jedoch ungewiss. (Symbolbild)

Die Kanzlei Neef I Schwarz hat in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass die Spinnerei Neuhof am 22. Mai einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt hat. Der Anwalt Gunter Neef wurde vom Amtsgericht Hof zum vorläufigen Sachverwalter bestellt.

125 Jahre, und jetzt?

Mit synthetischen Garnen und Zwirnen, die vielseitig von der Automobil- bis zur Bekleidungsindustrie eingesetzt werden, hat sich die Spinnerei Neuhof einen Namen gemacht. Sie kann bereits auf 125 Jahre Firmengeschichte zurückblicken. Diese Tradition soll hier nicht aufhören, das Ziel ist laut der Kanzlei "eine finanzwirtschaftliche Restrukturierung", welche die Spinnerei Neuhof durch "die Möglichkeiten eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung" erlangen will.

Finanzielle Schieflage ist nicht neu

Die Zahlen sehen bei Neuhof schon länger nicht mehr so rosig aus. Aus der Pressemitteilung geht hervor, das Unternehmen sei seit 2016 "in einem Restrukturierungsprozess". Hauptgrund dafür ist der Kauf der Färberei Oberfranken. Auch nicht rentable Verträge mit Kunden, etwa aus Italien, haben ihren Anteil an der finanziellen Schieflage. Durch größere Sanierungsmaßnahmen konnte "die wirtschaftliche Lage [...] zunächst stabilisiert" werden.

Doch dann kam die Corona-Pandemie und der Angriffskrieg auf die Ukraine. Das sorgte für steigende Energiekosten und Wettbewerbsdruck, die das angeschlagene Unternehmen nicht kompensieren konnte. Schließlich zwang der "Einbruch des Marktsegments „Heimtextilien“ durch den Wegfall des Hauptkunden" die Spinnerei Neuhof zum Insolvenzantrag.

150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen

Für Kundinnen und Kunden ändert sich vorerst nichts. Der Geschäftsbetrieb kann wie vorher weiterlaufen. Die Bezahlung der 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist für die kommenden drei Monate durch das Insolvenzgeld gesichert. Die Eigenverwaltung gibt der Spinnerei Neuhof die Möglichkeit, unter Aufsicht des Sachwalters, "alle operativen Entscheidungen weiter eigenverantwortlich" zu treffen. Das Unternehmen arbeitet darauf hin, sich "nachhaltig zu sanieren und damit zukunfts- und wettbewerbsfähig neu aufzustellen". Sachwalter Neef äußert sich in der Pressemitteilung optimistisch. Die vorgefundenen Umstände "lassen erwarten, dass das Verfahrensziel einer nachhaltigen Sanierung und damit der Erhalt des Unternehmens erreicht werden kann“.

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