Frisörin trainierte an der Waffe

Nach Schießübungen in Franken: Verfahren gegen Verdächtige im NSU-Komplex eingestellt

Elke Graßer-Reitzner

Textchefin und Rechercheteam

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16.9.2022, 17:59 Uhr
Vom Doppelleben der Frisörin ahnte hier niemand etwas: Die Frau meldete sich beim Schützenverein in Büchenbach an und trainierte mit dem Gewehr.

© Roland Fengler, NN Vom Doppelleben der Frisörin ahnte hier niemand etwas: Die Frau meldete sich beim Schützenverein in Büchenbach an und trainierte mit dem Gewehr.

Die Rechtsterroristen des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) um Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe haben in den Jahren 2000 bis 2007 zehn Menschen getötet, neun Kleinunternehmer mit ausländischen Wurzeln und eine deutsche Polizistin. Die meisten Morde geschahen in Nürnberg, hier verübte die Terrorzelle auch ihren ersten Bombenanschlag.

Wer hatte den Mördern geholfen? Warum Nürnberg? Noch immer ist das Netzwerk nicht vollständig enttarnt. Seit elf Jahren ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen neun mutmaßliche Sympathisanten, die die Terrorvereinigung unterstützt haben sollen. So auch gegen eine Frisörin aus Sachsen.

Von Sommer 2002 bis März 2003 hatte sie in Büchenbach im Kreis Roth gelebt – zum Zeitpunkt, als der NSU in Nürnberg bereits zwei Morde begangen hatte. Beim dortigen Schützenverein übt sie das Schießen, wie das gemeinsame Rechercheteam von Nürnberger Nachrichten und Bayerischem Rundfunk aufdeckte.

Die Frau marschierte auch in Gräfenberg mit Rechtsextremen auf, verteilte Flugblätter in Nürnberg und unterhielt Kontakte zu führenden Neonazis in der Region. Mehr noch: Ehe sie nach Franken zog, hatte sie Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe eine Wohnung besorgt, als die drei in den Untergrund gingen.

Jetzt hat die Bundesanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen die Frau eingestellt, mangels "hinreichendem Tatverdacht", wie es juristisch heißt. Weitere Verfahren wurden beendet. Vier Ermittlungen laufen dagegen weiter, mit ungewissem Ausgang. Opfervertreter sehen die Entwicklung kritisch.

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