Mobil in Nürnberg

Neuer VGN-Tarif: Was halten die Fahrgäste von der egon-App?

Isabel Pogner

Online-Redaktion

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23.12.2022, 05:51 Uhr
VGN bietet den neuen Egon-Tarif an.

© Roland Fengler, Roland Fengler VGN bietet den neuen Egon-Tarif an.

Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) testet seit November ein neues Tarifmodell. Mit der egon-App soll die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln bequemer werden. Doch der Tarif hat gleich mehrere Haken - finden zumindest manche Fahrgäste auf Twitter.

Egon soll den Zugang zum ÖPNV unkomplizierter und niedrigschwelliger gestalten. Das Projekt läuft erst einmal zwei Jahre, dann wertet der VGN die Erfahrungen aus und geht möglicherweise Kritikpunkte der Nutzer an.

Das Prinzip des neuen Tarifs: Wer weiter fährt, zahlt mehr, wer öfter fährt, zahlt weniger. Allerdings sei das System nicht so einfach, wie in der egon-Werbung behauptet, finden manche Nutzer. Ein Twitter-User schreibt: "Toll, beim #VGN Nürnberg gibt es ein neues Konzept - und ich muss eine Break-Even-Rechnung anstellen, ab wie vielen Fahrten ich nicht MEHR zahle." Ein anderer schreibt: "Die Idee ist nett. Aber irgendwie fühlt sich das für mich nicht so richtig einfach / transparent an."

Das sei besonders verwirrend, da der VGN auf seiner Website schreibt: "egon macht den Fahrkarten­kauf am Automaten überflüssig, ebenso wie die Suche nach Preis­stufen und dem günstigsten Tarif." An anderer Stelle heißt es: "Keine Zonen­recherche und Tarif­vergleiche." Das suggeriert, der Kunde würde automatisch einen günstigeren Tarif erhalten.

Anja Steidl, Pressesprecherin des VGN erklärt: "Egon hat nicht den Anspruch, immer preisgünstiger als der 'normale' Tarif zu sein." Es gehe darum, den ÖPNV einfacher zu machen, nicht günstiger. Außerdem betont sie: egon sei ein Pilotprojekt und soll während und nach der Testphase weiterentwickelt werden. Wer das Angebot nicht mag, könne weiterhin die regulären Tarife nutzen.

Manche Nutzer befürworten den Ansatz des VGN. Einer twittert: "In den FAQ steht deutlich, dass es primär NICHT darum geht, den Preis zu senken, sondern ihn gerechter = proportional zur Strecke zu machen."

Gelegenheitsnutzer Marco Mazza ist ebenfalls positiv vom System überrascht. Er hat die App schon 13 Mal genutzt, elf Mal davon auf dem Weg zur Arbeit. "Damit spare ich fast die Hälfte", sagt er. Mazza hat sich am Anfang einmal ausgerechnet, welche Strecken für ihn mit der App günstiger sind und welche nicht. Er glaubt: Wenn man meistens die gleichen, kurzen Wege fährt, lohnt sich egon. "Ich kann mir denken, dass Leute, die viele unterschiedliche Strecken fahren, von der Rechnerei eher genervt sind", sagt der Franke.

Auch NN.de-Reporter Max Söllner hat die egon-App getestet. Er berichtet auf NN.de über seinen Praxistest und erklärt, ab wann der Nutzer mit egon günstiger wegkommt als mit den klassischen Tarifen.

Der VGN betrachtet die egon-Nutzer als Testkunden. Maximal 20.000 Personen können sich registrieren. Wer zu spät kommt, muss also zwei Jahre warten, bis er das Angebot nutzen kann. Noch sei das aber kein Problem, erklärt Anja Steidl, Geschäftsführerin des VGN: "Es haben sich zum 8. Dezember bereits rund 8.000 Kunden registriert".

Warum variiert der Grundpreis je nach Zone?

Das System funktioniert so: Vor der Fahrt meldet sich der Fahrgast via App an und kann direkt losfahren. Steigt er um, erkennt die App das automatisch. Pro Tag, den der Kunde den ÖPNV nutzt, zahlt er einen Euro Grundpreis. Außerhalb der Nürnberger Innenstadt zumindest, denn wer sich auch in der Zone 100/200 aufhält und dabei über zwei Kilometer Strecke zurücklegt, zahlt zwei Euro Tagesgrundpreis.

Hinzu kommen 24 Cent für jeden Kilometer Luftlinie, die der Gast zurückliegt. Nach 31 Tagen wird abgerechnet. Ab zwölf Euro Verbrauch halbieren sich Tagesgrund- und Kilometerpreis für den Rest des Abrechnungszeitraums. Ab 72 Euro gibt's noch mehr Rabatt und wer 220 Euro verfahren hat, fährt für den Rest der 31 Tage kostenlos.

Die Twitter-Nutzer fragen sich, warum die Fahrten der Zonen 100/200 teurer sind. Einer schreibt etwa: "Dann kommen doch wieder Zonen und Bedingungen, die den Tagesgrundpreis auf einmal verdoppeln? Aber nur dann, wenn man Zone 100/200 verwendet. Hä?" Ein anderer kommentiert: "Dein Umstieg liegt in Zone 100/200? Dann wird nochmal ein zusätzlicher Euro fällig. Weil...? Weil halt."

Steidl konstatiert: "Im Gebiet um die Zonen 100/200 Tarifgebiet A hat der Kunde Zugriff auf eine hohe Haltestellen- und Taktdichte. Das Angebot ist in diesem Bereich im Vergleich zur Region besser."

Was passiert mit den Nutzerdaten?

Damit "egon" die gefahrene Strecke überhaupt erfassen kann, benötigt die App Nutzerdaten wie Name, Adresse, Geburtsdatum und Mailadresse. Außerdem muss der Fahrgast seinen Standort freigeben, die App kann die Kunden also tracken. Beim Kauf der Einzel- oder Streifenfahrkarten muss der Fahrgast keine Daten angeben.

Manche Twitter-User befürchten, wenn sie die Vorzüge der App genießen: "Ich zahle halt mit Daten." Ohne die geht's bei egon aber nicht, sagt Steidl. Laut VGN werden die Informationen gespeichert und auch verarbeitet. Außerdem schließt das Unternehmen in den Datenschutzhinweisen auf der Homepage nicht grundsätzlich aus, die Nutzerdaten an Dritte, eventuell auch an Dienstleister im Ausland, weiterzugeben. Steidl konkretisiert jedoch, die Weitergabe von Daten "erfolgt lediglich an unseren langjährigen Partner für Marktforschung in pseudonymisierter Form." Sensible Informationen werden zudem gar nicht weitergegeben, sagt sie.

Zur Erfassung des Standortes heißt es in den FAQ: Die App erfasse die Informationen nur während und kurz nach der Fahrt. "Nachdem eine Fahrt beendet wurde, greifen wir zu Qualitätssicherungszwecken für maximal zehn weitere Minuten auf den Standort zu." Und: Die App nutzt den Pedometer um zu ermitteln, wann der Fahrgast umsteigt. "Egon greift aber zu keinem Zeitpunkt auf sensible Health-Daten zu", sagt Steidl.

Wie die App gewährleistet, dass egon auch an Orten mit schlechtem GPS-Empfang funktioniert und ob die Rabattstufen noch einmal neu diskutiert werden, wenn das Deutschlandticket kommt, lesen Sie hier.

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