"Dorothea" hat großen Appetit

Neues Mähboot verbessert Badequalität im Seenland

9.7.2021, 16:26 Uhr
Umweltminister Thorsten Glauber brachte zur Einweihung des neuen Mähboots im Ramsberger Hafen seine Mutter Dorothea mit, die die Rolle der Taufpatin übernahm.

© Jürgen Leykamm, NN Umweltminister Thorsten Glauber brachte zur Einweihung des neuen Mähboots im Ramsberger Hafen seine Mutter Dorothea mit, die die Rolle der Taufpatin übernahm.

Die Wasserpflanzen im Fränkischen Seenland zeugen von guter Wasserqualität, sind bei Badegästen aber unbeliebt und können Panik auslösen. Damit soll jetzt Schluss sein – dank „Dorothea“: Ein neues Mäh- und Sammelboot, das künftig die Badebereiche von den Gewächsen befreien soll. Nun wurde das 350.000 Euro teure Amphibienfahrzeug von Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber seiner Bestimmung übergeben.

Ein Blick in das gefräßige „Maul" der Mähkuh: Mit dem Balkenmesser schneidet es die Pflanzen, die über ein Förderband ins Bootinnere gelangen, das bis zu fünf Kubikmeter Mähgut fasst.

Ein Blick in das gefräßige „Maul" der Mähkuh: Mit dem Balkenmesser schneidet es die Pflanzen, die über ein Förderband ins Bootinnere gelangen, das bis zu fünf Kubikmeter Mähgut fasst. © Jürgen Leykamm, NN

Bezahlt hat es der Freistaat, der damit ein Provisorium beendet. Bisher musste zum Mähen ein ähnliches Fahrzeug vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) Nürnberg ausgeliehen werden, um die Badezonen von Laich-, Nixenkraut, Tausendblatt und mehr zu befreien. Es nennt sich „Molly“ und ist in der Regel am Wöhrder See im Einsatz. Nun verfügt auch der Brombachsee über ein eigenes Gefährt, das mit dem Balkenmesser die Pflanzen abmäht und über ein Förderband aufnimmt.

"Wir nehmen unseren Müll immer mit"

Bis zu fünf Kubikmeter Mähgut kann es transportieren. „Wir nehmen unseren Müll immer mit“, betonte bei der Feierlichkeit am Segelhafen bei Ramsberg der Leiter des WWA Ansbach, Thomas Keller, in Anspielung auf die Diskussionen um das neue Müllkonzept am See, das Gäste und Einheimische eben dazu anhalten will. Um die sperrige Fahrzeugbezeichnung zu umgehen, schlug Pleinfelds Bürgermeister Stefan Frühwald bei der Einweihung vor, das Boot doch einfach als „Mähkuh“ zu betiteln.

Mit der Anschaffung des neuen Gefährts sei für den Zweckverband Brombachsee ein Wunsch in Erfüllung gegangen, betonte Landrat Manuel Westphal in seinem Grußwort. Das Amphibienboot leiste einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit und das Wohlbefinden der Gäste und Einheimischen. Nun könnten die Verantwortlichen flexibler als in der Vergangenheit agieren, der wiederum nun auch die langen Wartezeiten auf das Mähboot aus dem Norden angehören.

Gut für die Wasserqualität

Mit dem Mähen, Aufsammeln und Abtransportieren des Pflanzengutes würden dem Gewässer zugleich Nährstoffe entnommen, wovon es ebenso profitiere. Die Investition „ist ein großer Gewinn für uns“, betonte Westphal auch in seiner Funktion als Verbandsvorsitzender.

Gemächlich glitt die fast zehn Tonnen schwere und 350.000 Euro teure „Mähkuh“ im Ramsberger Hafen zu ihrer Jungfernfahrt ins Wasser.

Gemächlich glitt die fast zehn Tonnen schwere und 350.000 Euro teure „Mähkuh“ im Ramsberger Hafen zu ihrer Jungfernfahrt ins Wasser. © Jürgen Leykamm, NN

Glauber selbst hatte zum Termin seine Familie mitgebracht – aus einem besonderen Grund: Er hatte seine Mutter Dorothea als Taufpatin für das Boot auserkoren. Er sorge sich mit seinem Ministerium ums gute Wasser, sie habe sich einst um ihn gesorgt, begründete der Umweltminister die Wahl.

In den Morgenstunden unterwegs

Für ihn selbst war es die erste Bootstaufe seiner Amtszeit: „Ein toller Tag für die Wasserwirtschaft“, befand der Minister. Das Badeerlebnis werde nun durch ein Einzelstück gestärkt, das eigens für den Brombachsee entwickelt wurde. Bei Bedarf soll das fast zehn Tonnen schwere Fahrzeug mit Maßen von zehn mal 50 Metern in den Morgenstunden seine Arbeit verrichten.

Bei einer Schiffstaufe darf die zerberstende Flasche Sekt ebenso wenig fehlen wie das Weihwasser, mit dem Pfarrvikar Patrick Okonkwo das Mähboot "Dorothea" besprengte.

Bei einer Schiffstaufe darf die zerberstende Flasche Sekt ebenso wenig fehlen wie das Weihwasser, mit dem Pfarrvikar Patrick Okonkwo das Mähboot "Dorothea" besprengte. © Jürgen Leykamm, NN

Mit gut 100 Pferdestärken bringt es die TÜV-geprüfte „Mähkuh“ an Land auf drei Stundenkilometer, im Wasser ist sie doppelt so schnell. Im Sommer wird sie bei Absberg geparkt, im Winter findet sie in einer Halle der Seemeisterstelle bei Pleinfeld Unterschlupf. Bei der ökumenischen Segnung verwiesen die evangelische Pfarrerin Pfofelds, Dorothee Stadler, sowie der katholische Pfarrvikar Pleinfelds, Patrick Okonkwo, als Parallele zur Bootstaufe auf eine Bibelstelle, die von der Stillung des Sturms auf See durch Jesus erzählt. Anschließend ging es auf Jungfernfahrt mit den Ehrengästen.


Gewagte Idee: Ein neuer See fürs Seenland?


Das Boot soll nicht nur im Großen Brombachsee seinen Dienst tun, sondern auch in den anderen Gewässern des Fränkischen Seenlandes. Da es als Amphibienfahrzeug über Kettenantrieb verfügt, kann es selbstständig ganz ohne Autokran und Tieflader zwischen ihnen wechseln.

Die Mäharbeiten beschränken sich dabei überall auf die Badebereiche der Seen. Denn „grundsätzlich ist das vermehrte Aufkommen von Wasserpflanzen zu begrüßen“, betonte Keller. Sie bieten einen wichtigen Lebensraum für Wasserlebewesen, Laichmöglichkeiten für Fische und Unterschlupf für Jungfische. Außerdem wirkten Tausendblatt und Konsorten dem Algenwachstum entgegen und sorgten für klares Wasser.

Keine Kommentare