Albert-Reich-Straße wird umbenannt

12.11.2010, 22:55 Uhr

Der Antrag zur Umbenennung, diesmal gestellt von Flitz, war nicht der erste. Doch die Stimmung im Senat war diesmal eindeutig. Das erst zwei Tage vorher im selben Saal präsentierte Buch „Neumarkt im Nationalsozialismus“ hatte seine Wirkung nicht verfehlt, zumal Autor Markus Urban bei der Präsentation der Stadt nahe gelegt hatte, den Namen schnellst möglich aus dem Stadtbild verschwinden zu lassen. Der Untertitel „Verhängnisvoller Förderer des Nationalsozialismus“ am Straßenschild sage doch alles, „nach Speer sind in Nürnberg oder Hamburg doch auch keine Straßen benannt“.

„Es wird Zeit, dass der Name verschwindet“, sagte Ursula Plankermann. Werner Thumann pflichtete bei und regte an, das Thema noch zu vertiefen, pädagogische Konzepte für Schulen zu erarbeiten und diese dort anzubieten.

Nicht viel Neues zu Albert Reich biete das Buch, sagte Arnold Graf. Wer bisher hätte wissen wollen, was da Sache sei, habe es wissen können. Die Untertitel auf den Schildern, eines ist schon lange verschwunden, seien trotzdem richtig gewesen, rechtfertigte er. Er hatte den Text vorgeschlagen und war gegen die Umbenennung gewesen. Die Schilder hätten Wirkung gezeigt. Nachdem sich verfestigt habe, was alles gegen Reich spreche, sei er nun für die Umbenennung.

Die Entscheidung fiel denn auch einstimmig, doch mehrstimmig wurde der Chor sofort wieder, als es an einen neuen Namen ging. Magnus Weinberg hatte Markus Urban vorgeschlagen. Für einen jüdischen Wissenschaftler dieses hohen Ranges sei die Straße von zu untergeordneter Bedeutung, sagte Arnold Graf, das gleiche gelte für Friedrich Ebert, den Ursula Plankermann vorschlug. Weil die Straße nicht weit vom Kriegsgräberfriedhof weg ist, könnte, hieß es, doch auch Pfarrer Ludwig Heigl als Patron dienen, er hatte beispielsweise den Häftlingen aus Komen beigestanden.