Dekanin Murner: Um die Ökumene bemühen

31.10.2017, 12:33 Uhr

500 Jahre Reformation das ist eine lange Geschichte voller Menschen, die für ihren evangelischen Glauben einstanden. Einer von ihnen, Martin Luther, hat die Bibel studiert und daraus Anfragen an seine Kirche, die Mächtigen seiner Zeit und die Bevölkerung formuliert.

Es waren Thesen, die zur Diskussion und zum Widerspruch anregten und doch auch die Sehnsucht vieler Menschen nach Reformen in Kirche, Wissenschaft und Staat aufnahmen. Luther war überzeugt: Wir sind vor Gott (ge-)recht, weil Jesus Christus für uns gestorben und auferstanden ist. Er tritt für uns vor Gott ein.

Diesen Glauben hat Luther aus der Bibel gewonnen. Alle Menschen sollten sie verstehen können, darum hat Luther sie ins Deutsche übersetzt. Er hat dabei immer neue Wörter gesucht und gefunden. Begriffe, die heute ganz selbstverständlich zu unserem Wortschatz gehören, wie zum Beispiel "Gewissensbisse" oder "Geizhals".

Die eigene Gewissensentscheidung und die innere Beteiligung der Menschen waren zentrale Anliegen der Reformation. Die Menschen sollten verstehen, was im Gottesdienst aus der Bibel vorgelesen wird, sie sollten mitsingen und mitbeten können.

"Hier stehe ich, ich kann nicht anders . . ." — Die Gewissensentscheidung des Einzelnen hat dazu geführt, dass es die evangelische Kirche in vielen konfessionellen Ausprägungen gibt, während manche Zeitgenossen sich eine stärkere Einheit oder eine einheitliche, verbindliche Meinung zu ethischen Fragestellungen wünschen.

Gott sei Dank sind die Zeiten der Glaubenskämpfe bei uns vorbei. Wenn auch mancher noch aus seiner Kindheit schlimme Geschichten zu erzählen weiß. Die Gegenwart ist anders: Wir, evangelische und katholische Christen, begegnen uns auf Augenhöhe. Die Feier des Reformationsjubiläums hat die Gräben zwischen den Konfessionen nicht vertieft, sondern in vielen ökumenischen Veranstaltungen die gemeinsamen Anliegen in den Blick genommen. Miteinander im Chor singen, ökumenische Gottesdienste feiern, ökumenische Trauungen – all das gehört heutzutage zum Alltag — und das ist gut so.

"Versöhnte Vielfalt" – so könnte die Zukunft der evangelischen und katholischen Kirche aussehen. Wir haben gemeinsame Wurzeln in der Bibel, in der Tradition und im Glauben. Und wir haben auch eigene Identitäten und Profile, die wir bewahren wollen. Bei uns evangelischen Christen können Frauen alle Ämter in der Kirche innehaben. Das Priestertum aller Gläubigen bedingt, dass Haupt- und Ehrenamtliche gleichermaßen die Kirche leiten. Wenn ich einen Wunsch für die Zukunft offen hätte, dann würde ich mir wünschen, dass wir uns weiter um die Ökumene bemühen, miteinander für die Welt einstehen und so bald als möglich am Tisch des Herrn miteinander Abendmahl feiern. Darum lade ich Sie herzlich ein, feiern Sie mit uns Evangelischen den Reformationstag im Gottesdienst.

Christiane Murner, Dekanin

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