Dietfurter Hafen für Bauern das Tor zur Welt

8.7.2011, 00:00 Uhr
Dietfurter Hafen für Bauern das Tor zur Welt

© Fritz-Wolfgang Etzold

Das klingt überhaupt nicht nach Provinzhafen: Rund 60000 Tonnen Getreide lässt die Baywa AG in Dietfurt von ihrem zwei Hektar großen Gelände am Main-Donau-Kanal in Schiffsbäuchen verschwinden und abtransportieren. Auf dem Wasserweg kommen etwa 10000 Tonnen Düngemittel für heimische Bauern — und neuerdings einige 1000 Tonnen Soja-Futtermittel, die garantiert nicht gentechnisch verändert sind.

Dietfurter Hafen für Bauern das Tor zur Welt

„Der Hafenanschluss gibt uns die Chance, die Erzeugnisse der Landwirte in der ganzen Welt zu vermarkten, wir können unseren Kunden mehr bieten“, sagt Josef Auburger, Baywa-Agrar-Geschäftsführer für die Oberpfalz. Silos und Flachlager für Getreide, Raps und Düngemittel liefern dafür die Infrastruktur.

„Wir sind gut dabei“

Über mögliche Zuwächse bei den Umschlagsmengen und Umsätzen möchte Auburger nichts Konkretes sagen. „Das ist intern, aber wir sind gut dabei.“ Tatsache ist, dass das Gesamtunternehmen laut Geschäftsbericht die Getreide-Absatzmenge von 4,1 Millionen Tonnen (2007) auf fünf Millionen Tonnen (2010) gesteigert hat. Im Neumarkter Raum schätzt der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Thomas Bayerl, den Baywa-Marktanteil beim Agrarhandel ganz grob auf ein Drittel. „Ein Baywa-Monopol gab es noch nie“, sagt Bayerl.

Im gesamten Landkreis Neumarkt gibt es eine starke mittelständische Konkurrenz. So bietet etwa die Firma Moser aus dem Raum Pfaffenhofen von Riedenburg aus der Baywa Paroli. „Die Baywa hat zwar eine dominierende Bedeutung, aber die Märkte sind offen, die Bauern sind flexibel und die Konkurrenz ist da“, so der Neumarkter BBV-Kreisobmann Martin Schmid. Aber der Bauern-Offizielle hat offenbar auch Grund zum vorsichtigen Appell: „Die Baywa ist ein kompetenter Marktpartner, aber das Unternehmen ist gefordert, dass es seine Marktposition nicht ausnützt und mit vernünftigen Preisen agiert.“

Tatsächlich sieht sich die Baywa in der gesamten Oberpfalz einem „gesunden Wettbewerb“ ausgesetzt, wie der regionale Geschäftsführer Josef Auburger erklärt. „Das ist gut für die Landwirte und auch für uns, denn wo es einen starken Wettbewerb gibt, da müssen wir mit guten Leuten gegenhalten.“

Das Unternehmen erwehrt sich der Mitbewerber nicht nur mit dem „Kompetenzzentrum“ Diefurt, sondern auch von weiteren Standorten aus. In Neumarkt hat die Baywa kürzlich in die Getreideannahme-Infrastruktur investiert. Von hier aus rollen Lkw mit Weizen und Raps auf der Ladefläche zum Dietfurter Hafen. Für Braugerste ist Neumarkt der direkte Umschlagplatz. Der Standort Beratzhausen fungiert als sogenanntes Saisonlager, in dem die Baywa Düngemittel für die Landwirte vorhält und Getreide einlagert. Im Winter ist dieses Lager geschlossen.

Auch der Baywa-Agrarbetrieb in Parsberg fungiert als Relaisstation für die Verschiffung von Getreide in Dietfurt. Eine Betriebsstätte in Seubersdorf ist inzwischen aufgelöst, Siloanlage und Lagergebäude abgerissen. Das Unternehmen kommt an diesen Standorten mit einer Belegschaft von rund 25 Mitarbeitern aus. Die Landwirte auch rund um Neumarkt haben in den vergangenen Jahren ihre Marktposition dadurch gestärkt, dass sie große Mengen Getreide selbst einlagern, um von der aktuellen Marktlage unabhängiger zu sein.