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Es summt und zwitschert allenthalben. Der Hengerbach atmet befreit auf: befreit vom engen Korsett, das ihm die Flurbereinigung einst in der Schulwald-Aue zwischen Pavelsbach und An der Heide geschnürt hat. Jetzt, fünf Jahre nach Beginn der Renaturierung, kann er auf dem 1,3 Kilometer langen Abschnitt östlich der Kreisstraße NM 44 wieder frei fließen, sich seinen Weg bahnen.
Und schon mäandert der Bach fröhlich vor sich hin, nutzt die 10,8 Hektar Raum, die der Markt Postbauer-Heng entlang des Gewässers zusätzlich zu Gemeindeflächen erworben hat. "Traumhaft" sei es hier, sagt Bürgermeister Horst Kratzer, der bei den Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern ein glückliches Händchen bewiesen hat. Dank der extensiven Bewirtschaftung der angrenzenden Fläche, die vertraglich garantiert ist, könne sich die Natur nun "zurückholen, was ihr zusteht."
Atemberaubend sei es, in welcher Geschwindigkeit Fauna und Flora den Lebensraum am renaturierten Hengerbach zurückeroberten, schwärmt Werner Thumann. Wenn Libellen zwischen blühenden Ufern umher schwirren, das Braunkehlchen tirilliert, die Grabwespe aus ihrem Loch in der sandigen Böschung krabbelt – dann hüpft das Herz des Geschäftsführers des Landschaftspflegeverbands vor Glück.
Auch Landrat Willibald Gailler, der Vorsitzende des Landschaftspflegeverbands, freut sich über die Rückkehr des Hengerbachs in sein natürliches Bachbett: "Eine zusammenhängende Wiesenfläche in dieser Größenordnung für ein Naturschutzprojekt zur Verfügung zu haben, ist schon ein Glücksfall."
Mit Ersatzgeld aus Windkraftausbau
Der Landschaftspflegeverband koordinierte und führte die Renaturierungsmaßnahme im Rahmen des "Ersatzgeld-Pilotprojektes" durch.
Dieses wurde 2013 durch den erheblichen Anstieg der Ausgleichszahlungen als Folge des starken Ausbaus der Windkraft im Landkreis ins Leben gerufen. Finanziert wurde der Ankauf der benötigten Flächen in Höhe von rund 170 000 Euro vollständig aus Ersatzgeldern der Unteren Naturschutzbehörde.
Das Wasserwirtschaftsamt Regensburg förderte die Kosten für die Maßnahmen direkt am Gewässer mit einem Anteil von 75 Prozent. Die restlichen 25 Prozent steuerte der Markt Postbauer-Heng bei. Planung und Bauleitung übernahm Planungsbüro Ermisch & Partner aus Roth, das Unternehmen Franz Kirsch aus Berching die Baggerarbeiten.
Auch der Biber profitiert von der Renaturierung: Stromaufwärts in Richtung Köstlbach hat er sich bereits fest am Hengerbach angesiedelt und gestaltet dort die Landschaft neu. Bürgermeister Kratzer: "Die Akzeptanz des Bibers hat sich erhöht, wir können mit ihm leben."