Gelähmte Jüdin wurde in Heilanstalt ermordet

5.11.2019, 11:00 Uhr
Gelähmte Jüdin wurde in Heilanstalt ermordet

© Foto: Wolfgang Fellner

Jakob Hirsch Neustädter wurde 1883 in Sulzbürg geboren, lebte in Neumarkt als Händler. Bei dem Novemberpogrom 1938 wurde er für mehrere Tage in Regensburg inhaftiert. 1941 wurde Neustädter nach Riga deportiert und ermordet.

Seine fünf Jahre jüngere Frau Kathi Neustädter wurde 1938 in Neumarkt inhaftiert. Auch ihre Spur verliert sich nach der Deportation nach Riga im Jahr 1941. Zusätzlich werden zwei Platzhalter verlegt für Kurt und Lotte Neustädter, die Kinder des Paares, die nach Palästina emigrierten. Die Platzhalter sollen in den nächsten Jahren durch Stolpersteine ersetzt werden.

Die zweite Verlegestelle ist die Schützenstraße 15. Dort wohnte Julius Neustädter, Jahrgang 1879. Er musste nach den Novemberpogrom einige Zeit im Konzentrationslager Dachau verbringen. 1942 wurde er nach Piaski in Polen deportiert, wo er ermordet wurde. Zusätzlich werden zwei Platzhalter verlegt für die Ehefrau Minna, geborene Kraus, und die Tochter Nanni Neustädter, verheiratete Grünthal.

Zwei weitere Stolpersteine verlegt Gunter Demnig ab 16 Uhr in Sulzbürg vor dem Anwesen Hinterer Berg 14. Dort befand sich das Stammhaus der Familie Neustädter. Die Stolpersteine erinnern an den 1885 geborenen Siegfried Neustädter, der 1942 nach Izbica verschleppt wurde. Izbica war ein sogenanntes Transitghetto, von dem die Menschen später in die Vernichtungslager Majdanek und Auschwitz-Birkenau gebracht wurden.

Auch Ärzte mordeten

Seine Ehefrau Martha Neustädter wurde wegen ihrer Behinderung ermordet. Nach dem Ersten Weltkrieg erkrankte sie an der Spanischen Grippe, der über 20 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Martha Neustädter überlebte, behielt aber Lähmungen zurück. Seit 1922 lebte sie in verschiedenen Heilanstalten.

1940 wurde sie nach Grafeneck verlegt und dort ermordet. Im Rahmen der "T4"-Aktion töteten deutsche Ärzte und Pflegekräfte mindestens 70 000 kranke und behinderte Menschen. Mindestens 59 von ihnen stammten aus dem heutigen Landkreis Neumarkt.

engagiert sich seit 2015 mit der Verlegung von Stolpersteinen um die Erinnerung an die ungezählten Opfer des nationalsozialistischen Terrors lebendig zu halten. Seitdem sind schon 32 Stolpersteine verlegt worden.

"Wir müssen deutlich Flagge zeigen, dass so etwas nicht mehr passieren kann", sagt Gertrud Heßlinger von der Initiative Stolpersteine. Das zeigten ganz deutlich die Ereignisse von Halle, wo ein junger Deutscher aus Antisemitismus betende Menschen in einer Synagoge überfallen wollte und als er an der stabilen Holztür scheiterte, zwei Menschen wahllos tötete.

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