"Gemeinwohl-Ökonomie" in Postbauer-Heng kommt ins Rollen

18.10.2020, 11:11 Uhr

© Foto: Gerhard Streichert

Im Rahmen eines Workshops versammelten sich neben dem Kernteam des Projekts zahlreiche Mitarbeiter der Gemeinde im Saal des Deutschordenschlosses, um mehr über das Konzept GWÖ zu erfahren und Unklarheiten aus dem Weg zu räumen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Isabella Klien und Thomas Mönius, zertifizierte Gemeinwohl-Berater, die den Prozess begleiten.

Das Programm reichte von einem Informationsblock über die Klärung von Fragen bis hin zu einer Gruppenarbeit, in der bestehende Gemeinde-Aktivitäten in verschiedenen Bereichen herausgearbeitet wurden. Dabei wurde deutlich, wie gemeinwohlorientiert die Gemeinde bereits wirtschaftet, was die Teilnehmer positiv hervorhoben.

An einem Strang ziehen

Auch Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung wurden dadurch erkannt. Betont wurde seitens des GWÖ-Kernteams, dass zur erfolgreichen Realisierung des Prozesses der Einbezug aller Mitarbeitenden notwendig sei und alle an einem Strang ziehen müssen. Die Anwesenden zeigten Neugierde und Offenheit gegenüber der Thematik und nahmen wertvolle Erkenntnisse sowie Anreize, ihr eigenes Tun und Wirken zu hinterfragen, aus der Veranstaltung mit. Aufgrund der positiven Resonanz hofft die Gemeinde auf einen erfolgreichen Bilanzierungsprozess und schaut gespannt auf die bevorstehenden nächsten Schritte hin zur Gemeinwohl-Gemeinde.

Weiterhin wurde bei einem Unternehmer-Frühstück über Hintergründe und Ziele der GWÖ informiert. Teilnehmende Firmen waren unter anderem die Villa Kunterbunt, die Raiffeisenbank Neumarkt sowie die Stadtwerke Neumarkt. Anhand von Praxisbeispielen wurden Potenziale und der Mehrwert der GWÖ-Bilanzierung für Unternehmen aufgezeigt sowie konkrete Fragen geklärt. Auch die Unternehmerinnen und Unternehmer zeigten sich aufgeschlossen und interessiert am Thema. Einige ziehen bereits einen Zusammenschluss mit anderen Unternehmen im Hinblick auf die Gemeinwohl-Zertifizierung in Betracht (sogenannte "Peer-Evaluierung") und wären damit für eine Strategie-/ Organisationsentwicklung zugunsten einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise offen.

Alternatives Wirtschaftsmodell

2010 wurde die Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung vom österreichischen Publizisten Christian Felber ins Leben gerufen. Sie bezeichnet ein alternatives Wirtschaftsmodell, das auf gemeinwohlfördernden Werten basiert. Es geht um den Aufbruch zu einer ethischen Marktwirtschaft, deren Ziel nicht die Vermehrung von Geldkapital ist, sondern das gute Leben aller. Eine Gemeinwohlmatrix zeigt, wie die Werte Menschenwürde, Menschenrechte und ökologische Verantwortung im Unternehmensalltag gelebt werden. Anhand dieser Matrix erstellen Unternehmen/Gemeinden eine Gemeinwohl-Bilanz. Im Gemeinwohl-Bericht erklären sie die Umsetzung der Gemeinwohlwerte sowie ihr Entwicklungspotential und nehmen eine Bewertung vor. Bericht und Bilanz werden extern geprüft und veröffentlicht.

Ansprechpartner zum Projekt GWÖ in Postbauer-Heng ist Bürgermeister Horst Kratzer, Tel. (0 91 88) 94 06-0, horst.kratzer@ postbauer-heng.de

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