Großprojekt

ICE-Werk zwischen Pyrbaum und Allersberg: Drohen Wasserknappheit und Verkehrsinfarkt?

22.10.2021, 06:00 Uhr
Der Protest gegen das geplante ICE-Werk geht weiter, hier eine Kundgebung mit Betroffenen aus Harrlach und Feucht.

© Alex Blinten Der Protest gegen das geplante ICE-Werk geht weiter, hier eine Kundgebung mit Betroffenen aus Harrlach und Feucht.

Die Gegner des ICE-Werkes befürchten einen rasant steigenden Wasserbedarf und einen drohenden Verkehrsinfarkt durch den geplanten Betrieb.

Nach Angaben der Bahn wird ein (Ab-)Wasserbedarf von rund 240 Kubikmeter pro Tag beziehungsweise 88.000 Kubikmeter pro Jahr veranschlagt. Auch Regenwasser soll genutzt werden. Dies stünde dann allerdings zur Grundwasserneubildung nicht mehr zur Verfügung, meint die Bürgerinitiative.

Verbrauch niedrig gegriffen?

Dabei erscheinen nach deren Darstellung die angegebenen Verbrauchszahlen als sehr niedrig gegriffen. Eine Präsentation der Bahn über das ICE Werk in Berlin-Rummelsberg gehe von einem Wasserbedarf von 72.000 Kubikmeter pro Jahr allein für die Reinigung aus, hinzu kämen 66.000 Kubikmeter pro Jahr für die Frischwassertanks, damit insgesamt 138.000 Kubikmeter pro Jahr.

Selbst wenn man von lediglich 88.000 Kubikmeter pro Jahr ausgeht, dürfte der Verbrauch die Möglichkeiten des zuständigen Versorgers, der Brunnbach Gruppe, weit übersteigen. Wie nun plötzlich ein zusätzlicher Wasserbedarf gedeckt werden soll, erscheint vor diesem Hintergrund völlig offen.

Grundwasserspiegel gesunken

Zudem sank der Grundwasserspiegel in der Gemarkung Harrlach und damit im Wassereinzugsgebiet der Infra in den letzten Dürrejahren bereits um 1,50 Meter. Diese Situation dürfte sich weiter verschärfen, wenn für das ICE Werk großflächig Bannwald abgeholzt wird und gleichzeitig der Boden versiegelt wird, argumentiert die BI.

Auch die ohnehin angespannte Verkehrssituation dürfte sich durch den Bau eines ICE-Werks noch erheblich verschärfen. Bereits durch das neu ausgewiesene Logistikgebiet Allersberg West I sei eine Zunahme des Schwerlastverkehrs um 900 Prozent zu erwarten. Diesen Anstieg könne das bestehende Straßennetz bei weitem nicht verkraften, stattdessen ist zu erwarten, dass sowohl der Allersberger Kreisel als auch die Autobahn-Auf-und Abfahrt zu Hauptverkehrszeiten nicht mehr funktionieren.

20.000 Fahrgäste täglich

Zu dieser bereits äußerst kritischen Situation könnte nun der erhebliche Verkehr durch ein ICE-Werk hinzukommen.. Die aktuellen Standort-Planungen machen zudem die Verlegung der Verbindungsstraße RH 35 zwischen Allersberg und Harrlach erforderlich, es stehe zu befürchten, dass der Verkehr großräumig zusammenbricht.

Bei 25 ICE-Zügen mit einer Kapazität von je 950 Sitzplätzen sei mit etwa 20.000 Fahrgäste täglich zu rechnen. Für diese müssten jeden Tag die Lebensmittel für das Bordrestaurant angeliefert und die angefallenen Abfälle abgefahren werden.

Chaos perfekt?

Hinzu kommen 450 Mitarbeiter. Regional ansässige Mitarbeiter dürften eher die Ausnahme sein. Komme es dann noch zu einem Stau auf der Autobahn mit entsprechender Umleitung über genau diese schon überlasteten Straßen, sei das Chaos perfekt.

Wenig überraschend, dass sich vor diesem Hintergrund eine Bürgerinitiative „Kein ICE Werk bei Harrlach“ gebildet hat. Die nächste Informationsveranstaltung findet am 24. Oktober um 10 Uhr auf dem Bolzplatz in Harrlach statt. Hier können sich interessierte Bürger über die zahlreichen mit dem ICE Werk verbundenen Probleme wie beispielsweise extremen Lärm und Lichtverschmutzung informieren.

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