Juraleitung: Bürgerinitiativen lehnen vorgestellte Trassen ab

6.4.2021, 06:00 Uhr
Juraleitung: Bürgerinitiativen lehnen vorgestellte Trassen ab

© Foto: Günter Distler

In den vergangenen Tagen hat Tennet in mehreren Videokonferenzen den Planungsstand für die Juraleitung P53 vorgestellt. Zunächst den Landräten und Bürgermeistern der betroffenen Kommunen, in der Karwoche dann den Vertretern der Bürgerinitiativen.

Schon im Vorfeld hatte es Unruhe gegeben, weil nicht alle 34 Bürgerinitiativen des Aktionsbündnisses gegen die Juraleitung P53 eingeladen worden waren. Tennet hatte bei den BI eine Art Vorauslese betrieben. Teilnehmen durfte nur, wer nicht weiter als 400 Meter von der geplanten Trasse entfernt ist.


Angst vor "elektromagnetischer Hölle"


"Offensichtlich wird eine offene gesellschaftliche Diskussion von Übertragungsnetzbetreiber Tennet nicht gewünscht. Stattdessen werden in einer Art Klassengesellschaft zunächst Bundestags- und Landtagsabgeordnete, danach betroffene Bürgermeister vorab informiert, und erst dann werden vereinzelt BI eingeladen, die im Nachgang Infos bekommen dürfen", heißt es in einer Mitteilung des Aktionsbündnisses.

Auch die Veranstaltung selbst war unbefriedigend aus Sicht von Micha Wild, Sprecherin der BI Winterzhofen. Sie fühlte sich und ihre Anliegen nicht ernst genommen. "Aus den Plänen und aus den Aussagen von Tennet ist zu entnehmen, dass nicht eine Variante besser ist als eine andere. Generell werden nicht hinzunehmende Betroffenheiten geschaffen."

So werde in bestimmten Abschnitten mit einer Teil-Erdverkabelung geplant, obwohl Tennet keine Erfahrungen damit vorweisen könne. Erdverkabelung sei nur bei Gleichstrom-Leitungen erprobt, so die BI-Sprecherin, jedoch nicht bei Wechselstromleitungen wie die P53. "Die entstehende Hitze-Entwicklung im Boden ist eine unerforschte, unklare, gefährliche Komponente für Umwelt und Menschen." Auch zur Größe der notwendigen Übergangsanlagen an den beiden Enden der Erdkabel-Strecken seien nur vage Aussagen getroffen worden "von geschätzt bis zu je einem Hektar".

Hinzu käme, dass Erdkabel sechs bis acht mal teurer seien als eine konventionelle Leitung. Dies werde im Rahmen der Gesamtkosten auf alle Strom-Kunden umgelegt.

Auch andere Fragen sind aus Sicht der Bürgerinitiativen noch ungeklärt, wie die Genehmigungsrisiken wegen Wasserschutz- und Landschaftsschutzgebieten und die Raumverträglichkeit mit Bodenschätzen. "Sind unsere Bundestagsabgeordneten, die solche Bauwerke in ein Gesetz gießen, tatsächlich über sämtliche Missstände und Risiken im Bilde?", fragt Wild.

 


Feucht und Schwarzenbruck bleiben verschont


Das Ziel des BI-Aktionsbündnisses gegen den Ersatzneubau der geplanten Juraleitung P53 sei in erster Linie die Energiewende dezentral in Bürgerhand. "Trassen verhindern die Energiewende", sagt Wild.

Aus ihrer Sicht soll das deutsche Stromnetz zu einem dezentralen Verteilnetz ausgebaut werden mit Stromspeichern, um den selbst produzierten "grünen Strom" auch im eigenen Land zu nutzen. "Stattdessen werden heute die Wind- und Solaranlagen zu Stromspitzenzeiten abgeriegelt oder der Strom ins EU-Nachbarland verscherbelt", sagt die Winterzhofener BI-Sprecherin Wild.

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