Leben in und auch mit der Kunst

03.08.2009, 00:00 Uhr
Leben in und auch mit der Kunst

© Pfrogner

Worum bei der Vernissage Vorstand und Mitglieder des Kunstkreises Jura heftig diskutierten - wann die letzte Ausstellung Mauls war, wann er gestorben ist, ob dieser Georg Maul nun Gründungs- und Vorstandsmitglied des Kunstkreises gewesen sei - alles scheint ziemlich in den Strudel vager Erinnerung gerissen worden zu sein. Umso wichtiger ist diese kleine Schau aus dem Bestand, den eine Freundin der Familie für die 103-jährige Witwe verwaltet.

Auch wenn man sich nicht eben viel Mühe gemacht hat mit der Präsentation der Arbeiten: keine Angabe von Titeln, benütztem Material oder dem Entstehungsjahr, man erkennt doch, dass zwei künstlerische Stationen Mauls hier präsent sind: seine malerischen Anfänge in den 20er Jahren mit Städteansichten im Stil der expressionistischen Moloch-Stadt-Philosophie und seine beiden sehr gegensätzlichen Positionen Mitte der 70er Jahre.

Als die letzte große Georg-Maul-Schau 1988 im Reitstadel war, konnte sie der Künstler nur noch vom Krankenbett aus begleiten. Als Neumarkt, das sich mit Maul immer ein bisschen schwer tat, ihm zum 80. Geburtstag gratulierte, überreichte Oberbürgermeister Kurt Romstöck ihm eine Ehrenmünze («Leben in der Kunst und mit der Kunst - dazu gratulieren wir ihm»). Das war auch Anlass, auf sein wechselvolles Leben zurück zu blicken, das heute nur noch bruchstückhaft präsent ist.

Stadtheizer in Nürnberg

Stadtheizer in Nürnberg war der Vater gewesen, und die Leidenschaft des Sohns für die Malerei war für ihn der Anlass, ihn in eine prosaische Malerlehre zu stecken, kein Wunder nach dem Ersten Weltkrieg. Trotzdem setzte Maul ein Studium an der Kunstgewerbeschule und Akademie durch. Bedeutende Kollegen begleiteten seinen Weg: Eitel Klein oder der nachmals berühmte Richard Lindner, zu dessen großer Retrospektive in Nürnberg 1986 die Kunsthalle ein Konvolut von Zeichnungen aus Mauls Besitz ankaufte.

Ungute Erinnerungen hatte Maul ans Dritte Reich: Malverbot, zugleich aber als Grafiker im Flugzeugbau und bei der Luftwaffe. Nach Kriegsende dann immer wieder die Notwendigkeit, sich als Grafiker durchzuschlagen, und der Wunsch, freischaffend als Künstler zu leben. Mancher Schriftzug in Mühlhausen zeugt noch heute von Mauls Tätigkeit dort.

«80 Jahre - 80 Bilder» hieß die Rückschau 1984. Da konnte Maul noch Pläne machen: «Ich habe im Jahre 1985 die Absicht, vorwiegend Landschaftsaquarelle in flotter, sparsamer Farbgebung zu bringen.» Ende 1987 las sich das auf einer Karte ganz anders: «Die jetzige Reitstadel-Ausstellung sollte ganz anders sein und werden, leider kann ich nicht mehr anders.»

Daran erinnert sich auch noch Bernhard Kopp vom Kunstkreis anlässlich der Schau am Unteren Markt: «Maul bereitete seine Ausstellungen aufs Pedantischste vor.» Auch daran, dass es damals die Stadt ablehnte, Mauls künstlerischen Nachlass (lange vor Fischer) zu übernehmen. Alfons Dürr sind noch Mauls Ausstellungen von damals in Erinnerung: in Schwabach, auf Schloss Pommersfelden. Das viele, was man in seinen Arbeiten als Widerschein der Kunst des 20. Jahrhunderts erkennen konnte, wollte er nie als Abklatsch verstanden wissen, die Spuren von Klee und Kandinsky, auch von Picasso, den er besonders verehrte. Dafür sorgten schon seine bevorzugten Materialien: gegen Ende seines Lebenswerks besonders die zurückhaltende Pastellkreide. UWE MITSCHING

Die Ausstellung läuft bis 18. September täglich zu den Geschäftszeiten; der Eintritt ist frei.