Leidenschaft für Brauchtum und Historie

10.3.2012, 09:00 Uhr
Leidenschaft für Brauchtum und Historie

© Fritz Etzold

Der Terminkalender ist nach wie vor prall gefüllt. „Wenn mir damals jemand gesagt hätte, ich müsste den Job 38 Jahre lang machen, hätt‘ ich dankend abgewunken“, lacht Bayerl. Doch es werden wohl noch einige Jährchen dazu kommen. Von Amtsmüdigkeit keine Spur. Ganz im Gegenteil, als Pensionär kann er sich auch neuen Aufgaben mit Hingabe widmen. Seit sieben Jahren ist Bayerl auch Vorsitzender des Historischen Vereins. Aber der Reihe nach.

Der gebürtige Ballertshofener trat nach seinem Lehramtsstudium 1966 seine erste Stelle an der Schule in der Hasenheide an. 1971 wurde er an die Sonderschule für Lernbehinderte in Neumarkt abgeordnet, entschloss sich zu einem Aufbaustudium zum Sonderschullehrer und beendete an der Erwin Lesch Schule schließlich mit dem Vorruhestand 2004 seine schulische Laufbahn als Konrektor.

Die „Wanderlehrgruppe“

Darüber hinaus hat sich Bayerl, Vater von vier Kindern, Zeit seines Lebens ehrenamtlich engagiert. Begonnen hat alles schon in der Landjugend. Als damals die „Wanderlehrgruppe des Bayerischen Jugendrings“ auf ihrer Schulungs-Tour in Deinschwang Station machte, meldete sich Bayerl für die Gruppe „Singen, Spielen, Tanzen“ und seine Leidenschaft war geweckt. Er besuchte Lehrgänge, engagierte sich während der Studienzeit in Regensburg im Volkstanzkreis und veranstaltete dann, kaum wieder zurück im Landkreis Neumarkt, zusammen mit dem Trachtenverein Sindlbach seine ersten Volkstanz-Abende.

Mit dem Thema Volkstanz hatten die damaligen Heimatpfleger Fritz Engelhardt und Gustav Fuchs nicht unbedingt viel am Hut und der damalige Schulrat Engelhardt ermunterte Bayerl, das Amt zu übernehmen. 1974, kurz nach der Gebietsreform, wurde Bayerl zum Kreisheimatpfleger des neuen Landkreises Neumarkt ernannt.

Noch heute hält er das Brauchtum mit vielen Veranstaltungen wie dem alljährlichen Kirwa-Tanz auf dem Schafhof hoch – und ist froh, dass er mit Roland Frank einen engagierten Mitstreiter gefunden hat, der sich um den musikalischen Bereich kümmert und ihm hier viel abnimmt. So bleibt mehr Zeit für sein zweites „Hobby“, die Heimatgeschichte. Vor sieben Jahren trat er die Nachfolge von Anni Lang an und freut sich über einen überaus aktiven historischen Verein mit inzwischen 449 Mitgliedern.

Rudi Bayerl hat nicht nur bei zahlreichen Veröffentlichungen von heimatkundlichen Themen mitgewirkt, sondern hat sich zusammen mit seinen Freunden aus dem Sindelbacher Kreis auch als Mundartdichter einen Namen gemacht. Und er kennt nicht nur den Tanzboden, sondern auch die Bretter der Bühne: Als Kolping-Mitglied spielte er 1999 und 2009 den Josef von Arimathäa bei den Neumarkter Passionsspielen.

Nicht zu vergessen Bayerls politisches Engagement: 1984 wurde er zum ersten Mal für die UPW in den Kreistag gewählt, 1990 in den Neumarkter Stadtrat und seit 1996 ist er einer der weiteren Stellvertreter des Landrats.

Lang auch die Liste seiner Ehrungen, von der Landkreismedaille bis zum Ehrenpreis der Hanns Seidl-Stiftung für die Verdienste um die Volksmusik-Jugendarbeit – und es könnten noch ein paar Auszeichnungen dazu kommen, wenn heute zusammen mit vielen Vereins-Vertretern mit einem Frühschoppen im Gasthaus Kaiser, in dem Sohn Martin das Regiment führt, der „Runde“ gefeiert wird. Später trifft sich dann die Familie im kleineren Kreis und der Jubilar bittet gleich im Voraus um Verzeihung, dass er an seinem Geburtstag schwer erreichbar sein wird – und deshalb auch keinem Böse ist, der ihn heute nicht anruft.

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