Neue Skulptur am Ludwigskanal in Mühlhausen

10.8.2020, 10:15 Uhr
Neue Skulptur am Ludwigskanal in Mühlhausen

© Foto: Franz Xaver Meyer

Eigentlich hätte heuer das Jubiläum "10 Jahre Bildhauer-Symposium" mit vielen Künstlern stattfinden sollen, das jetzt um ein Jahr verschoben wurde. Am Kanal schlängelt sich ein langer Skulpturenpfad entlang, das Ergebnis von einem Jahrzehnt Arbeit mit Stein.

Alle Steine stammen aus einer aufgelassenen Schleuse im Gemeindebereich von Mühlhausen und bestehen aus Jura-Kalkstein. Das Motto des diesjährigen Treffens lautete "AUF ABSTAND 1,5". Das Natursteinwerk Alois Regnet aus Unteremmendorf bei Kinding holte einen großen Block aus Mühlhausen ab und zersägte diesen in kleinere Teile.

Fünf waren für die Bildhauer Michael Königer, Stefan Fürbacher, Günter Schinn, Michael Lynderup und Oskar Reihmeier vorgesehen. Die Skulpturen wurden aufeinander gesetzt und – dem Motto gemäß – mit 15 Zentimeter großen Quadern auf Abstand gehalten.

Jeder Bildhauer hatte einen Tag zur Verfügung, um seine Idee zu Corona in der persönlichen Formensprache zu verwirklichen. Stefan Fürbacher entwickelte eine Sanduhr, in die er Hölzer einsteckte, mit denen die Zeit symbolisch angezapft wird. "Corona hat die Zeit verändert. Sie läuft nicht so, wie wir es gerne hätten", erklärte der Bildhauer sein Werk.

Spaltung der Gesellschaft

Michael Lynderup setzte die Pandemie um, indem er die Spaltung der Gesellschaft mit einem Riss in den Stein trieb. Oskar Reithmeier wurde von der fühlbaren Angst inspiriert. Seine Figurenreliefs auf dem Stein laufen in unterschiedliche Richtungen. Sie wissen nicht, wie es weiter geht. Michael Königer ritzte einen Totenschädel mit nachdenklichen Inschriften in den Stein.

"Ich hoffe, dass die Pandemie die Menschen zurechtstutzt", sagte er. Günter Schinn, dessen Werk ganz oben aufgesetzt worden ist, trieb mit Pressluft einen senkrechten Krater in den Stein als Ausdruck dafür, wie Corona die Menschen zerrissen hat. Ein stilisierter Mensch wurde eingearbeitet. Der Betrachter hat Angst, dass ein Stück des labilen Materials abbrechen könnte.

Das rund 550 Kilogramm schwere Kunstwerk, einschneidend im wahrsten Wortsinn, wird am Rathausplatz als Mahnmal und zur Erinnerung aufgestellt. "Wo genau, steht noch nicht fest", sagte Mühlhausens Bürgermeister Martin Hundsdorfer bei der Enthüllung.

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