Ruth Dorner zieht sich aus Neumarkter Politik zurück

30.4.2020, 14:00 Uhr
Ruth Dorner zieht sich aus Neumarkter Politik zurück

© Foto: Mützel

"Solche Preise sind schon eine Bestätigung", gibt Ruth Dorner zu. Neumarkt habe sich einen Namen gemacht. Ohne vorzeigbare Leistung gebe es sie nicht. Andere Städte sind auch gut dabei.

Absehbar war dies Ergebnis nicht, als die engagierte Christin 2002 erstmals Stadträtin wurde, damals noch für die CSU.

Die Herzensangelegenheiten

Doch Ihr Arbeitsschwerpunkt stand fest. "Gerechtigkeit, Globalisierung, Eine-Welt und Klimaschutz sind meine Herzensangelegenheiten."

Und so stürzte sie sich in den vom damaligen OB Alois Karl angestoßenen Leitbild-Prozess. Einen Masterplan hatte sie nicht. "Es war ein Wagnis damals mit dem Bürgerhaus, es wusste niemand genau, was wird dort passieren, wie füllen wir die Idee mit Leben." "Wir – denn ohne ein Team an ihrer Seite, nicht zuletzt Ralf Mützel, den ersten Leiter des Bürgerhauses und heutigen Chef des Amtes für Nachhaltigkeit, also als eine One-Woman-Show wäre die Initiative womöglich bald wieder eingeschlafen.

So aber entstanden viele Ideen und Projekte "Doch ehrlich gesagt: Es ermüdet, wenn man immer wieder erklären muss, was man tut und weshalb es wichtig ist." Und es ärgert sie, wenn kritisiert wird, wo Neumarkt (noch) nicht nachhaltig sei. "Natürlich ist nicht alles perfekt. Aber wir werden angegriffen, weil wir uns auf den Weg gemacht haben."

Deshalb sei es für sie persönlich Zeit für einen anderen Lebensabschnitt. "Man soll aufhören, wenn es noch schön ist", sagt sie. Doch da es ihr schwer falle, etwas nur halb zu machen, habe sie einen Schlussstrich gezogen, nicht noch einmal kandidiert. "Ich bin wieder Herrin meines Terminkalenders, kann mich mit Freunden verabreden oder die Kinder besuchen, ohne es vorher abzustimmen", hat Dorner nach einigen Wochen im "Abklingbecken" festgestellt. Auch habe sie mehr Zeit für die Bildungsmaterialien, die sie gemeinsam mit einem Verlag erstellt.

Mit harten Bandagen

In der Neumarkter Lokalpolitik wird mit harten Bandagen gekämpft. Was macht das mit einem Menschen? "Vieles war nicht schön", sagt Dorner. Verletzungen blieben nicht aus.

2012 verließ sie als Bürgermeisterin die CSU und war einige Zeit parteilose Stadträtin bevor sie zur UPW wechselte. Bei der kabalen-umrankten denkwürdigen Bürgermeisterwahl 2014 musste sie zunächst Albert Löhner (CSU) den Vortritt lassen, in der Abstimmung um den zweiten Bürgermeister unterlag sie Gertrud Heßlinger (SPD). "Mittlerweile konnte ich damit abschließen", sagt Dorner. "Für mich ist diese Wunde verheilt."

Parteibuch nicht relevant

Die Parteipolitik habe für sie nie im Mittelpunkt gestanden, sagt Dorner. "Wenn jemand die gleichen Ziele verfolgt, ist es doch egal welches Parteibuch er hat."

Deshalb hat sie einen Tipp für ihre Nachfolger – oder ist es ein Wunsch? "Man muss ein menschliches Vertrauensverhältnis herstellen, ohne Scheuklappen mit allen reden, auch wenn sie eine andere Meinung haben. Im Stadtrat wird zu oft angegriffen, um des Angriffs willen. Das sind reine Energiefresser."

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