Szymanskis «Flucht aus der Zeit»

22.1.2010, 00:00 Uhr
Szymanskis «Flucht aus der Zeit»

© Horst Linke

«Rolf Szymanski macht sich die Arbeit nicht leicht», so Lothar Fischer in seinem Vorschlagsschreiben über den früheren Vizepräsidenten der Akademie der Künste. «Man spürt seinen inneren Kampf, die Spannung zwischen Vorpreschen und Innehalten, den Zweifel, das Ertragen von Entscheidungen. Er baut auf, überarbeitet, verwirft, lässt stehen, beginnt erneut, bis allmählich jener Zustand erreicht ist, den der Betrachter niemals als endgültig begreifen wird, dem aber offenbar eine Art vorläufiger Endgültigkeit oder vielleicht besser: endgültige Vorläufigkeit innewohnt . . .»

Szymanskis Arbeiten wirken auf den Betrachter zunächst vielleicht etwas sperrig, wie es Pia Dornacher bei der Präsentation der Sonderausstellung formulierte. Und doch vermittelt sein Werk einen stark ausgeprägten Drang nach Freiheit, so die künstlerische Leiterin der Museums Lothar Fischer: «Szymanskis Plastiken vereinen in sich zwei völlig gegensätzliche Elemente. So sind sie zum einen geprägt von einem hohen Maß an Expressivität und wirken aufgewühlt; zum anderen zeugen sie, ausgehend von einem stabilen Zentrum, von spürbarer Ruhe und vermitteln ein In-sich-Horchen.»

Gast bei Vernissage

Bereits seit gestern ist Szymanski, der seit seinem Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin lebt, in Neumarkt. Und er wird am Sonntag auch zur Vernissage um 11.30 Uhr kommen. Einführende Worte spricht Professor Jörn Merkert, der Direktor der Berlinischen Galerie.

Szymanski, der zehn Jahre lang zeitgleich mit Lothar Fischer als Professor an der Hochschule der Künste in Berlin unterrichtete, liebt auch die Literatur. Viele seiner Werke weisen schon in ihren Namen auf diese Verbindung hin. So verleiht er der Neumarkter Schau den Titel der 1927 verfassten Schrift des Dadaisten Hugo Ball «Die Flucht aus der Zeit».

Kulturreferent Arnold Graf und Kulturamtsleiterin Gabriele Moritz freuen sich besonders auf das wohl imposanteste Stück der Ausstellung, das heute im Stadtpark neben dem Museum aufgestellt wird: Die sechs Meter hohe Bronze-«Synagoge». Neben Fischers «Humpty-Dumpty sits on a horse» «eine kleine Vorschau auf unseren geplanten Skulpturenpfad», wie Graf anmerkte.

Zu sehen sind in der Ausstellung aber nicht nur Skulpturen, sondern auch eine Auswahl aus Szymanskis großem zeichnerischen Werk, teils großformatige, eigenständige Arbeiten, teils skizzenhafte Entwürfe der späteren Plastiken. All diese Bereiche will Christiane Lischka-Seitz, Verwaltungsleitern des Museums, in ihren Angeboten der Kunstvermittlung zur Ausstellung aufarbeiten. Vom Verbindenden im Werk Fischers und Szymanskis über die Formensprache in Szymanskis Zeichnungen bis hin zum Thema Kunst und Literatur im Dialog erstreckt sich das Angebot für Schulklassen und auch Buben und Mädchen im Kindergartenalter werden schon an die Kunst herangeführt: jeden ersten Sonntag im Monat um 11.15 Uhr bei den Kinderführungen.

Das ausführliche Programm und mehr zur Sonderausstellung über Fischers Weggefährten, die bis zum 6. Juni zu sehen ist, im Internet unter www.museum-lothar-fischer.de JÜRGEN DENNERLOHR