Ziel: Planungsstopp für B299-Ausbau bei Neumarkt

30.11.2020, 06:00 Uhr
Ziel: Planungsstopp für B299-Ausbau bei Neumarkt

© Foto: Wolfgang Fellner

Die Zahl lässt erst einmal stocken: 10,8 Hektar Land, das sind etwa 15 Fußballfelder, werden täglich in Bayern zugebaut, mit Häusern, Straßen, Gehwegen, Gewerbegebieten. Und das seit Jahren. "Der Straßenbau braucht gewaltige Flächen", sagte der Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann. Der Fraktionssprecher der Grünen war nach Neumarkt gekommen, um das Aktionsbündnis gegen einen dreispurigen Ausbau der B299 rund um die große Kreisstadt mit aus der Taufe zu heben.

Wie das Bündnis genau heißen wird, wie konkret es losgehen werde, das alles blieb etwas im Ungefähren, denn die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie machen nicht nur das gesellschaftliche Leben einsam, sondern behindern auch die politische Willensbildung. "Eigentlich hätten wir das Bündnis in einem Wirtshaus aus der Taufe gehoben oder wären nach einem Treffen wie hier in eine Gaststätte gegangen", sagte Initiatorin Gabriele Bayer, Grünen-Kreissprecherin. Aber die Wirtshäuser sind zu.

Brillenträger standen im Nebel

So trafen sich rund 40 Bürger auf dem Volksfestplatz zu einer Demonstration. Und nutzten diese, um das Aktionsbündnis zu initiieren. Alles weitere soll in online-Konferenzen festgelegt werden. Die tiefstehende Novembersonne wärmte nur bedingt, es hatte um die null Grad und Brillenträger standen zudem im Nebel – der Atem dampfte aus der Maske direkt auf die kalten Gläser.

 

 

Den Durchblick hatten dennoch alle und ihr Ziel ist klar: Sie wollen einen weiteren Ausbau der B299 rund um Neumarkt verhindern. Keine Dreispurigkeit zwischen dem Gewerbegebiet Stauf und Pilsach ist das Ziel.

"Narben im Gesicht Bayerns"

Gestärkt hat sie darin Ludwig Hartmann. Impulsiv beschwor er die Zuhörer von SPD, ÖDP, Grünen, der Linken, von Bund Naturschutz und den Bündnissen gegen einen Ausbau, im Tun nicht nachzulassen. "Die Umgehungsstraßen sind die Narben im Gesicht Bayerns", sagte er, "sie werden ins Gelände gefräst." Jede Woche gehe die Fläche von zwei Bauernhöfen verloren, rechnete er hoch.

Und zeigte sich selbstkritisch: Bauern hätten zu ihm gesagt, als das Bürgerbegehren zur Rettung der Bienen und der Artenvielfalt in Bayern erfolgreich war, dass die Grünen nun auch dafür sorgen müssten, dass den Bauern nicht der letzte Acker genommen werde. Sonst könnten sie nicht mehr wirtschaften. Wenn es um die Rettung der Bienen gehe, sagte Hartmann, da sei jeder dabei. Wenn es aber um die konkrete Umsetzung gehe, sprich, den Landverbrauch zu stoppen, da schieden sich die Geister.

"Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten", sagte Hartmann. Mit gut ausgebauten Transversalen ziehe man den Verkehr in die Region. Manche Ortsumgehung sei heute schon ausgebaut wie eine Autobahn. Das Glück in Neumarkt sei, sagte er, dass das Aktionsbündnis früh dran sei. Wenn erst einmal die Auslegung der Pläne laufe, sei es meist schon zu spät, da sei nur noch wenig zu erreichen.

Ende der Salamitaktik

Was das Aktionsbündnis erreichen will, definierte Gabriele Bayer. Als erstes brauche es einen vorläufigen Planungsstopp, dann solle die Dreispurigkeit verhindert werden, die Staufer Brücke müsse erhalten bleiben, es müsse ein Ende der Salamitaktik erreicht werden: "Da wird immer nur stückchenweise rausgerückt, was als nächstes kommt. Das soll alles auf den Tisch."

Dafür brauche es von Seiten des Straßenbauamtes und des Landratsamtes mehr Transparenz. Eine Petition soll an den Landtag gehen. Eine Alternativplanung soll ausgearbeitet werden. Vor allem auch unter dem Aspekt, dass man in ein neues Zeitalter der Mobilität wechsle: "Durch Corona ist vieles beschleunigt worden – auch das mobile office." Viele könnten von zuhause aus arbeiten, das reduziere die Pendlerströme. Das müsse berücksichtigt werden.

Arbeitssitzung in großer Runde

Ein Mitglied einer der BI forderte als dringendstes Ziel eine Arbeitssitzung mit Straßenbauamt, Landrat, Oberbürgermeister und den Vertretern der Stadtratsfraktionen und Gruppierungen ein. "Damit keiner hinterher sagen kann, er weiß nicht, was da läuft." Er schien so seine Erfahrungen gemacht zu haben. Ein großes Treffen sollte es geben, es sei aber wegen Corona abgesagt worden. Gabriele Bayer sagte zu, es noch im Dezember zu versuchen.


Auch Verkehrsreferent Böttcher wünscht sich neue Gespräche


Als Sprecher des Aktionsbündnisses fungieren Christian Strutz von der Staufer BI, Thomas Ikert von der Woffenbacher BI, Peter Lehmeier von den Großeltern for future und der SPD, Gabriele Bayer von den Grünen, Ludwig Härteis von der ödp und Tanja Meier vom Bund Naturschutz.

Neben dem Arbeitskreis mit Behörden und Politikern soll die Petition für den Landtag auf den Weg gebracht werden. Außerdem ist für Mitte Dezember eine große Demo vor dem Rathaus geplant.

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