Zwangsurlaub in Berching

18.6.2019, 13:17 Uhr
Zwangsurlaub in Berching

Noch immer herrscht Stillstand auf dem Main-Donau-Kanal, seit ein Schweizer Flusskreuzfahrtschiff am 5. Juni bei der Einfahrt in die Schleuse Riedenburg im Landkreis Kelheim das Schleusentor gerammt und beschädigt hat. Mittlerweile sitzen etwa 80 Schiffe auf dem Kanal fest.

Dazu zählt die MS Excellence Baroness, ein Hotelschiff, das mit 142 Passagieren in Basel gestartet war, über Rhein, Main und den Main-Donau-Kanal bis nach Passau wollte. Doch an der Anlegestelle Maria-Hilf in Berching war Schluss. Dort liegt das Luxus-Schiff jetzt seit dem 6. Juni. Längst wurden die Touristen mit Bussen zurück nach Basel gebracht.

Kapitän Peter Vesely hält mit 19 der ursprünglich 39 Mann Besatzung die Stellung. "Wir nutzen die Zeit für Revisionsarbeiten wie Sonnendeck reinigen, Farbanstriche, Betten abziehen und Vorhänge waschen. Die anderen Besatzungsmitglieder wurden in Urlaub geschickt", sagt der Wiener Vesely, der trotz des Stillstands gut gelaunt ist. Nicht so gut gelaunt dürfte die Reederei sein, der wirtschaftliche Schaden sei groß, sagt der Kapitän, ist eine Tour mit der MS Excellence Baroness wegen der Kanalsperre doch komplett ausgefallen.

Dienstag Abend soll es endlich weitergehen, dann wird Vesely mit seinem Schiff bis Passau fahren, dort neue Passagiere aufnehmen und diese auf der Donau bis zum Schwarzen Meer schippern. Am Mittwoch, 19. Juni, gegen 22 Uhr soll nämlich die Schleuse Riedenburg laut einer Meldung der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung wieder gerichtet und befahrbar sein. Die Reparaturarbeiten seien aufwendig, heißt es, und zögen sich deshalb so lange hin.

Der niederländische Kapitän des 135 Meter langen Schweizer Hotelschiffs war am Mittwochabend des 5. Juni von Kelheim kommend in die Kanalschleuse Riedenburg eingefahren und hatte dabei das Schleusenuntertor gestreift und die sogenannte Anschlagsäule herausgerissen. Die Schleusen auf dem Main-Donau-Kanal sind knapp zwölf Meter breit. Die hier verkehrenden Hotelschiffe sind nur wenig schmaler, zum Rangieren bleiben den Schiffsführern oft nur wenige Zentimeter.

Aufwendige Arbeiten

Für die Arbeiten musste der Revisionsverschluss eingebaut und die Schleusenkammer geleert werden. Auch musste das 45 Tonnen schwere Untertor mit einem großen Autokran ausgebaut werden, um an den beschädigten Bereich zu gelangen. Nach Einbau eines Arbeitsgerüstes konnte der auf sechs Meter Länge beschädigte Bereich des senkrechten Stahlholms, der die wichtige Dichtleiste für das Schleusentor aufnimmt, abgebrannt und abgebrochen werden. Diese Arbeiten konnten am Pfingstmontag abgeschlossen werden.

Danach wurde der Beton des geschädigten Bereiches mit einem Hochdruckwasserstrahlverfahren abgetragen. Gleichzeitig lief die Ausführungsplanung für die Verankerung des neuen Kantenschutzes. Aufgrund der hohen Kräfte, die das Bauteil aufnehmen muss, und der beengten Montagebedingungen habe diese Aufgabe eine besondere ingenieurtechnische Herausforderung dargestellt, teilt die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung mit.

Das neue, sechs Meter lange und verstärkte Stahlbauelement musste eigens beschafft und exakt nach der Ausführungsplanung hergestellt werden. Auch die nach der Montage auszuführenden Betonarbeiten benötigen Zeit zur Aushärtung.

Die Ermittlungen zur Unfallursache durch die Wasserschutzpolizei seien noch nicht abgeschlossen, heißt es. Am unfallverursachenden Schiff seien keine größeren Schäden entstanden, die Besatzung und die Passagiere blieben seinerzeit unverletzt. Auch das Gewässer sei nicht verunreinigt worden. Für die Schifffahrt, die sich aufgrund der Sperre auf dem Main-Donau-Kanal staut, bedeutet diese lange Unterbrechung freilich große Verluste.

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