Haus soll schon bald abgerissen werden

Drachenlord ist ausgezogen: Wie es jetzt mit der "Schanze" in Altschauerberg weitergeht

Tobi Lang

Redakteur

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3.3.2022, 10:25 Uhr
Am Montagabend stand die Polizei mit zwei Bussen vor der "Schanze" in Altschauerberg. 

© ToMa Am Montagabend stand die Polizei mit zwei Bussen vor der "Schanze" in Altschauerberg. 

Altschauerberg, ein 42-Seelen-Ort bei Emskirchen, ist das wohl größte Problem seiner Geschichte los. Der Drachenlord ist ausgezogen - und mit ihm verschwinden seine Kritiker, der Lärm, die ständigen Polizeieinsätze. Das zumindest hoffen die Anwohner.

Noch halten Streifen und Kräfte des Unterstützungskommandos (USK) aber permanent Wache an der sogenannten "Schanze", wie das Haus des YouTubers auch genannt wird. Sie war ein Pilgerort für alle, die sich mit Rainer Winkler - so der bürgerliche Name des Streamers - anlegen wollten.

Polizei weiter in Altschauerberg vor Ort

Damit soll schon bald Schluss sein. Mit dem endgültigen Wegzug des Drachenlord, der am Montag relativ still und heimlich aus dem Dorf verschwand, wurde es deutlich ruhiger in Altschauerberg. Die Polizei wird sich vorerst dennoch weiter in dem Ort positionieren, um eine mögliche Souvenirjagd zu verhindern.

Für die Hater, also die Gegner Winklers, ist jeder persönliche Gegenstand aus dem Wohnhaus eine Art Trophäe. Nach Informationen unserer Redaktion gibt es im Inneren davon jede Menge. Der YouTuber ließ Einrichtung, Hefte und sogar einen Kochtopf voller Essen stehen.

Wie die Gemeinde bestätigt, läuft die Räumung der "Schanze" bereits. Unmittelbar nach dem Auszug begutachteten Experten das Gebäude, das durch die täglichen Sprühattacken, Farbbomben und Vandalismus schwer beschädigt wurde. Ein Container, der bereits seit längerem vor dem Wohnhaus steht, füllt sich Stunde um Stunde. Die "Schanze" soll, heißt es aus dem Rathaus, zeitnah abgerissen werden. Den Hatern würde damit der letzte Pilgerort in Altschauerberg fehlen.

Für die Polizei war der Aufwand durch die täglichen Einsätze enorm. "Es sind in den letzten Jahren bestimmt mehrere zehntausend Einsatzstunden angefallen", sagt Siegfried Archut, Leiter der Neustädter Dienststelle, die für Altschauerberg verantwortlich ist. "Es ist schon so, dass die tägliche Polizeiarbeit darunter gelitten hat." Einen solchen Kraftakt könne eine kleine Inspektion wie die Neustädter nur schwer kompensieren. "Die Kollegen sind unisono froh, diesen Klotz am Bein los zu sein."

Archut rechnet damit, dass Streifen noch mindestens ein oder zwei Wochen Wache in Altschauerberg halten müssen. Bis zum Abriss, davon ist auszugehen, werden Souvenirjäger ihr Glück immer wieder versuchen. Am Mittwoch etwa verwies die Polizei etwa 15 Hater auf Basis eines weiter gültigen Betretungsverbotes in dem Dorf. Es dürfen weiter nur Anwohner in das Dorf.

"Bin froh, dass es in eine neue Richtung geht"

Fast 32 Jahre lebte Winkler hier nach eigenen Angaben. "Es fällt mir trotzdem leichter zu gehen, als die meisten vielleicht denken", sagte er in einem kürzlich veröffentlichtem Video. "Ich bin froh, dass es sich jetzt in eine neue Richtung entwickelt." Wo der Drachenlord aktuell lebt, was seine Pläne sind, all das bleibt unklar. Ende März muss er zu einer Berufungsverhandlung am Landgericht Nürnberg-Fürth erscheinen. Winkler drohen nach Gewalt und Beleidigungen zwei Jahre Haft.

Per Video kündigte er für die Zeit bis dahin eine Deutschland-Tour an. Hater spürten ihn und seinen auffälligen Pickup-Truck nur Stunden nach seinem Auszug in einem Frankfurter Hotel auf. Sie jagten ihn förmlich, zwangen ihn durch einen Massenauflauf wohl noch in der Nacht zum schlagartigen Verlassen des Hotels - und fluteten die Unterkunft mit negativen Bewertungen.

Genau das, fürchten Kenner der Community, droht in den nächsten Wochen immer wieder. Dass seine Kritiker vom Drachenlord ablassen, scheint unwahrscheinlich. Zumindest in Altschauerberg stehen die Chancen aber gut, dass endgültig Ruhe einkehrt.

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