Kerzen im Fokus

Hintergründe des Lichtmess-Marktes in Neustadt/Aisch: Enormer Andrang trotz Schneeregen

8.2.2023, 11:37 Uhr
Trotz des ungemütlichen Wetters waren zahlreiche Menschen beim Neustädter Lichtmessmarkt.

© Harald Munzinger Trotz des ungemütlichen Wetters waren zahlreiche Menschen beim Neustädter Lichtmessmarkt.

Gegen die wachsende Internetkonkurrenz und großen Supermärkte wird vielerorts die Tradition der Jahrmärkte bewahrt. In Neustadt machte der „Lichtmessmarkt“ den Anfang der über das Jahr verteilten Markttage.

Einst bot dieser den Dienstmägden und Knechten bei dem zu Lichtmess üblichen Wechsel auf einen anderen Bauernhof – auch als „Dienstbotenwandern“ bezeichnet – Gelegenheit, sich mit dem ausbezahlten Lohn manch einen lange gehegten Wunsch zu erfüllen. Längst haben sich die Jahrmärkte zu Warenhäusern mit deren vielfältigem Sortiment entwickelt, dabei aber den Charme der liebevoll gestalteten Marktstände bewahrt, Damit locken sie stets viele Besucher aus der ganzen Region, wie es sich am Sonntag in Neustadt/Aisch selbst dazu weniger einladendem Wetter zeigte.

Beim Bummel über den Neustädter Lichtmessmarkt galt noch Schals, warmen Mützen, Socken oder Decken das besondere Interesse.

Beim Bummel über den Neustädter Lichtmessmarkt galt noch Schals, warmen Mützen, Socken oder Decken das besondere Interesse. © Harald Munzinger

Mit ersten Flocken zur Mittagszeit und leichtem Schneeregen am Nachmittag war der Marktbummel zwar etwas beeinträchtigt, doch mochten erneut viele Gäste nicht auf das Schlendern durch die in eine „Budengasse“ verwandelte Bahnhofstraße vom Leonhard-Bankel-Platz bis zur Polizeistation verzichten. Zumal dabei manch Nützliches zum Kauf verlockte. Wer mochte schon an dem winterlichen Tag den Alpakasocken, der dicken Felldecke oder der Strickmütze und kuscheligen Wolljacke widerstehen.

Dass für jeden Bedarf etwas dabei sein sollte, hatte Lisa Stiefel vom Stadtmarketing bei der Einladung zum Marktbummel nicht zu viel versprochen, schon gar nicht beim kulinarischen Angebot das vom Herzhaften bis zu frischen Küchle keinen Wunsch offenlassen sollte. Ein schöner Blumenstrauß mochte zuhause die Fensterbank zieren und auf den Frühling einstimmen. Die Bauernregeln sollten dabei kaum Prognosen zulassen. Denn es traf weder zu, dass den Dachs bei Sonnenschein der eigene Schatten schreckte, er sich also in seinen Bau zurückzieht und der Frühling weiter auf sich warten lässt. Noch die Regel „wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit“.

Krippen und Weihnachtsbäume entfernt

In der Neustädter Pfarrkirche blieb der Weihnachtsschmuck bis Lichtmess. Der Tag wird nach wie vor gefeiert und hat eine besondere Bedeutung. Historiker vermuten den Ursprung in einer heidnischen Sühneprozession. Auch wird das heidnische Imbolg-Fest benannt, das an diesem Tag im Glauben daran stattfand, „dass die Sonne einen Sprung macht und die Tage von da an wieder länger würden“. In Jerusalem erstmals bezeugt ist das Fest Ende des vierten Jahrhunderts. In Rom gehört eine Lichterprozession bereits ab dem siebten Jahrhundert zur Tradition.

Gedacht wird zu Maria Lichtmess an das jüdische Reinigungsritual, dem sich nach dem Alten Testament eine Frau mit Opfergaben unterziehen musste, die 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes an unrein galt. So ist denn auch Maria Lichtmesse ebenso als Maria Reinigung bekannt. Galt der erstgeborene Sohn einst als Gottes Eigentum, sollte er erst durch ein Opfer ausgelöst werden.

Beim Fest „Mariä Lichtmess“ spielt das Licht eine besondere Rolle. Es ist Brauch, dass Gläubige an Mariä Lichtmess Kerzen in die Kirche bringen, um sie weihen zu lassen. Dies geschah nach Überlieferungen einst für den ganzen Jahresbedarf an Kerzen, da diese mit dem Segen bei Unwettern vor Schäden durch Blitzeinschläge schützen sollten. Mancherorts wird noch heute die Tradition einer Lichterprozession mit den geweihten Kerzen gepflegt.

Dem Schein der am Lichtmesstag geweihten Kerzen wurde einst besondere Bedeutung beigemessen.

Dem Schein der am Lichtmesstag geweihten Kerzen wurde einst besondere Bedeutung beigemessen. © Harald Munzinger

In der Pfarrkirche St. Johanneskirche war nun zum fünften Sonntag im Jahreskreis das Evangelium nach Matthäus aufgeschlagen, nach dem mit der Botschaft „Ihr seid das Licht der Welt“ das Licht vor den Menschen leuchten soll, „damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“. Endete früher die Weihnachtszeit 40 Tage nach dem Christfest, gilt nach der Änderung der Liturgieform der katholischen Kirche dafür nun der Dreikönigstag (6. Januar). Da an diesem einst das Weihnachtsfest gefeiert worden war, fiel Maria Lichtmess auf den 14. Februar, an dem es heute noch in der orthodoxen Kirche Brauch ist.

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