Opfer schweigen häufig

Vorsicht vor Enkeltrick: Polizei klärt Seniorinnen und Senioren über Trickbetrüger auf

6.6.2023, 16:00 Uhr
Die Seniorenbeauftragte Heike Gareis informierte gemeinsam mit dem Polizeihauptkommissar Dieter Engelhardt über Trickbetrüger.

© Harald Munzinger Die Seniorenbeauftragte Heike Gareis informierte gemeinsam mit dem Polizeihauptkommissar Dieter Engelhardt über Trickbetrüger.

Die Maschen, mit denen Betrüger Bürgerinnen und Bürgern - oft der älteren Generation - Geld aus der Tasche ziehen wollen, sind vielfältig. Doch es gibt hilfreiche Tipps, wie sich Seniorinnen und Senioren schützen können.

Mit fachkundigen Ratschlägen und hilfreichen Handlungsoptionen, Trickbetrügern ordentlich in ihr einträgliches Handwerk zu pfuschen sowie ihre vorwiegend älteren Opfer vor teils beträchtlichen Schäden zu bewahren, war es ein Anliegen der Dritten Bürgermeisterin und Seniorenbeauftragten des Stadtrates, Heike Gareis. Nach einem Vortrag des ehemaligen Leiters der Polizeiinspektion Bad Windsheim, Dieter Engelhardt, war sie zuversichtlich, dass die Aufklärung zur Besonnenheit bei raffinierten Enkeltrick- und Schockanrufen beitragen wird und verabschiedete die Gäste als wichtige Multiplikatoren.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht von Betrugsopfern berichtet wird, die in mutmaßlich tragischen Fällen um ihre Hilfe gebeten und zum Teil um hohe Summen gebracht wurden. Auch wenn man im Landkreis nach der Feststellung von Dieter Engelhardt recht sicher lebe, schlagen sich auch hier diese Betrügereien zunehmend in der Kriminalstatistik nieder, wie es kürzlich auch der Leiter der Polizeiinspektion Neustadt, Carsten Keller, im Stadtrat mitteilte. "Kriminalität zum Nachteil von Seniorinnen und Senioren – nicht mit uns", schloss Heike Gareis daraus und initiierte eine Aufklärungsveranstaltung in der Rathaus-Ehrenhalle.

Eine schier endlose Liste

In der ging Dieter Engelhardt auch aus den Erfahrungen im hiesigen Polizeialltag auf die vielfältigen Tricks raffinierter Betrüger ein. Die gezielt ältere, vielfach alleinstehende Menschen mit dem Bewusstsein im Visier hätten, bei ihnen am leichtesten Ängste, Sorgen und Hilfsbereitschaft auslösen zu können. Dabei setzten sie auch – leider nicht selten – darauf, dass im Zustand von Angst und Sorge logisches Denken beeinträchtigt sei. Damit werde es ihnen erleichtert, mit der Nachricht, dass Schlimmes passiert sei, dabei nahe Verwandte in Notsituationen geraten seien und schnelle finanzielle Hilfe benötigten, diese auch zu leisten.

Gehandelt werde bei solchen Schockanrufen, wie auch bei den Tricks mutmaßlicher rasch hilfebedürftiger Enkel, mit dem Kalkül, dass Senioren über beträchtliche finanzielle Mittel verfügten und auch reichlich Bargeld zu Hause hätten. Engelhardt sprach viele Beispiele von solchen Notfällen an, deren Glaubwürdigkeit mutmaßliche Polizisten oder Justizangestellte vermittelten, dabei auch bekannte Rufnummern wie etwa die 110 verwendeten.

Unter dieser würde niemals von der Polizei ein Anruf erfolgen, sagte der erfahrene Referent, der dazu riet, niemals darauf einzugehen, schnellstmöglich aufzulegen und in Zweifelsfällen die Polizei zu verständigen. Sei es, dass angeblich nach einem Unfall der/die Angehörige nur durch eine Kaution von einer Haft bewahrt werden könne, die Enkelin dringend Geld für ein neues Handy brauche oder einem Verwandten der Tod drohe, wenn er nicht rasch ein (sündhaft teures) Medikament bekomme, man wegen drohender Einbruchsgefahr Barvermögen oder Wertgegenstände "in sichere Hände geben" sollte. Eine Liste, die schier endlos fortgesetzt werden könnte.

Für die Seniorinnen und Senioren wurde Infomaterial ausgelegt. 

Für die Seniorinnen und Senioren wurde Infomaterial ausgelegt.  © Harald Munzinger

Häufig schweigen Betroffene aus Scham

Der Polizeihauptkommissar im Ruhestand berichtete über erschreckend hohe Zahlen solcher Betrugsfälle mit Millionenbeute und war sicher, dass viele dieser Straftaten aus Schamgefühl oder Angst vor Vorwürfen von Angehörigen nicht zur Anzeige gebracht würden, Opfer "ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen". Mit dem eindringlichen Appell zur Vorsicht sprach Dieter Engelhardt auch den mitunter durch Rechtschreibfehler erkennbaren Internetbetrug sowie die Masche von Onlinebekanntschaften an, nach längerer Zeit dringend Geld etwa für eine Operation zu benötigen.

Bei einer Demonstration mit Heike Gareis zeigte er auf, wie raffiniert Gauner bei zufälligen Begegnungen auf dem Parkplatz oder vor dem Supermarkt vorgehen, um ihre Opfer zu berauben. Abstand halten, lautete sein Rat für diese Fälle und für verpasste Anrufe mit meist ausländischer Vorwahl: Ignorieren.

Keinesfalls ignorieren sollte man gerade bei immer raffinierteren Betrugsmethoden mit inzwischen schon eingespielten bekannten Stimmen den eindringlichen Appell zur steten Vorsicht. Dazu hatte Dieter Engelhardt auch zahlreiche Informationsschriften von Polizei und Weißem Ring mit fünf Formeln aufgelegt: Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Lassen Sie sich keine Angst machen. Legen Sie einfach auf. Rufen Sie nie die angezeigte Nummer zurück. Übergeben Sie nie Geld oder Wertsachen. Weitersagen und zusammenstehen riet Seniorenbeauftragte auch zur aufmerksamen Nachbarschaft.

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