Bürgermeister lobt und mahnt

Wüstenfeeling und Feierlaune: So schweißtreibend war der Start der Neustädter Kerwa

20.6.2022, 09:21 Uhr
Neustadts Bürgermeister Klaus Meier bei der Eröffnung der Kerwa.

© Harald Munzinger Neustadts Bürgermeister Klaus Meier bei der Eröffnung der Kerwa.

Zweimal war die Neustädter Kirchweih der Pandemie zum Opfer gefallen. Entsprechend groß war denn auch die Freude, die sich in der Endlosschleife ausdrückte: "Endlich wieder Kerwa." Da mit dem Nachkirchweihsonntag 2019 auf dem Festplatz für lange Zeit die Lichter erloschen, zeigte sich auch Bürgermeister Klaus Meier erleichtert und erfreut zugleich, wieder das symbolische erste Fass zur 466. Kirchweih anstechen zu können.

Schon am Tag zuvor setzten die Ficht'n-Lupfer das 21 Meter hohe und bunt geschmückte Kerwa-Signal und konnten sich über eine stattliche Besucherkulisse freuen. Der wurde mit Musik und Tanz die "traditionelle Spannung" geboten, bis die Fichte vor dem Rathaus "im Lot" war. Bei "drei Maß im Schatten" wurde der Einzug auf den Festplatz am Samstag für zahlreiche Teilnehmer zum Hitzemarsch durch die Altstadt, in der sich die Zuschauer an den Schattenplätzen scharten.

Hitzefrei für Standkonzert-Musiker

Auf das übliche Standkonzert und Tänze auf dem Marktplatz wurde verzichtet, nur zum Lob Gottes bei der Stadtkirche sowie zu des Komponisten Scherzers Ehren an dessen Denkmal ein kurzer Stopp eingelegt. Am Ziel konnte man sich der schattigen Bäume sicher sein, unter denen sich auch viele Besucher einfanden, um "endlich wieder Kerwa" zu feiern.

Dazu ist nun neun Tage mit einem abwechslungsreichen Programm Gelegenheit geboten. Nach der langen Pause gestand Bürgermeister Klaus Meier vor dem Anstich seine Nervosität und zugleich, dass dieser Akt "auch heuer beim 13. Mal noch etwas ganz Besonderes und Großartiges" für ihn sei.

Mahnung zur Vorsicht

Unter Applaus rief Meier voller Stolz aus, "dass unsere Neustädter Kirchweih ohne jeden Zweifel das größte und schönste Fest im ganzen Landkreis und – ich glaube es ist nicht übertrieben – weit darüber hinaus" sei. Bei "ziemlich authentischem Wüstenfeeling" mit 35/36 Grad und Saharastaub konnte man denn auch froh sein, dass das Kirchweihbier wieder so gut gelungen sei, so Meier, der zugleich mahnte, "verdammt aufzupassen, dass man am bisher heißesten Tag des Jahres "nicht ganz schnell k.o. geht".

Mit seinem Bayerischen Defiliermarsch wurde dem Komponisten Scherzer wieder beim Festzug-Stopp die Ehre erwiesen.

Mit seinem Bayerischen Defiliermarsch wurde dem Komponisten Scherzer wieder beim Festzug-Stopp die Ehre erwiesen. © hjm

Zugleich riet er, "trotz aller Ausgelassenheit und Fröhlichkeit nicht unvorsichtig zu sein und auf sich sowie die Mitmenschen zu achten". Niemand wolle, "dass die Infektionen nach der Kirchweih über Gebühr in die Höhe gehen". Denn, so der Bürgermeister: "Corona ist beileibe noch nicht vorbei."

Wer sich auf den traditionellen Freibierausschank aus dem Pavillon freute, musste sich gedulden, denn das Stadtoberhaupt hatte eine sehr lange Liste von Gästen, die es besonders zu grüßen galt. Unter ihnen die Aischgründer Karpfenkönigin Svenja Viertel und Ipsheims Weinkönigin Anne Schürmer sowie viele ehemalige Neustädter, die regelmäßig zur Kirchweih in die alte Heimat kommen.

Reichlich Spaß ist bei der Kerwa immer auch mit dabei, denn so schnell kann es gehen: Einmal an der Zuckerwatte genascht und der Bart ist schneeweiß.

Reichlich Spaß ist bei der Kerwa immer auch mit dabei, denn so schnell kann es gehen: Einmal an der Zuckerwatte genascht und der Bart ist schneeweiß. © Harald Munzinger, NN

Für sie stand Gerhard Ullrich, der hier seit 60 Jahren mit früheren Klassenkameraden der Handelsschule Kerwa feiert. Lucas Klotz und Carmine Pometti wurden mit einem Geschenk dafür bedacht, dass sie bei der Kirchweih 2019 einem in die Aisch gefallenen Mann das Leben gerettet hatten.

Wenn Durst nach Frieden in der Kehle brennt

Pfarrer Christian Schäfer schlug den Bogen vom Durst nach Leben, Lebendigkeit, Fest und Freude zum Durst so vieler Menschen nur wenige Stunden entfernt sowie auch weltweit "nach Gerechtigkeit und Frieden, der in ihren Kehlen brennt". So rief er dazu auf "unsere Kerwa so zu feiern, dass das Fest ein unübersehbares Symbol dafür wird, dass es Menschen trotz aller Unterschiede viel besser zu Gesicht steht, miteinander das Fest und den Frieden zu suchen und zu feiern, statt aus Neid und Missgunst einander zu bekriegen".

Den symbolischen Durst und Hunger könne man im Leben durch gegenseitige Achtung und Nächstenliebe stillen, sagte Schäfer, der sich mit Rücksicht auf den "unmittelbar spürbaren Durst" im Publikum kurz fasste und im Namen des gesamten Kirchenvorstandes eine gesegnete Kirchweih wünschte.

"Wer gerne mehr vom Pfarrer zur Kirchweih hören" wollte, war am Sonntag zu den Gottesdiensten in der Stadtkirche sowie auf dem Festplatz eingeladen. Auf die "ungeheuer lange Tradition" der Neustädter Kirchweih verwies Bürgermeister Klaus Meier. Sie gehe auf die Wiederweihe der nach einem Brand neu errichteten Stadtkirche im Jahr 1557 zurück.

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