Neustadt/Aisch: Woher kommt die rote Baumrinde?

31.01.2014, 13:30 Uhr
Neustadt/Aisch: Woher kommt die rote Baumrinde?

© Friedrich Buer

Die Färbung von hellrot über rostrot bis rotbraun entsteht durch Milliarden von rot gefärbten fädigen Algenzellen, jede kaum hundertstel Millimeter groß und nur im Mikroskop zu sehen. Sie gehören nach Auskunft des Diplom-Biologen Dr. Friedrich Buer zur Gattung Trentepohlia und obwohl sie rot aussehen, sind es keine Rotalgen, sondern Grünalgen (Chlorophyta).

Dr. Buer: "Normalerweise leben Algen im Wasser, doch Trentepohlia und einige andere sind quasi zu Landpflanzen geworden, zu Luftalgen. Sie werden durch den Wind verbreitet, überstehen wochenlange Trockenheit und müssen nur gelegentlich feucht werden. Der rote Farbstoff liegt als winzige Körnchen in ihren Zellen und gehört zu den Carotinoiden, die auch die Möhren und Hagebutten rot färben und auch als Provitamin A bekannt sind. Bei Trentepohlia schützen sie wahrscheinlich die Fotosynthese vor Überstrahlung durch UV-Licht.

Teufel mit Belzebub ausgetrieben

Überall findet man neuerdings diese Luftalgen, auch an Waldwegen, Flussläufen und sogar in Reinluftgebieten“. Früher seien solche Algen als "Güllealgen“ bekannt gewesen, denn man habe sie in der Nähe von Ställen und Güllegruben gefunden. "Sie lieben und brauchen Ammonium als Stickstoffdünger und der entweicht als Ammoniak aus Güllegruben und Tierställen“, so der Neustädter Wissenschaftler. “Doch da, wo wir die rote Baumrinde sehen, finden wir weder Güllegruben noch Ställe“. Woher also komme das Ammonium?

Dr. Buer erklärt gegenüber "nn-online“: "Das kommt aus den Katalysatoren von Benzinautos, aber nicht aus denen von Dieseln!” Das habe der bekannte Moosspezialist Jan-Peter Frahm schon vor fünf Jahren herausgefunden und dafür überzeugenden Beweise veröffentlicht ("Biologie in unserer Zeit“ 2/2008(38), 94-101). An den Naturschutzverbänden scheint diese Erkenntnis vorbei gegangen zu sein, weil sie nicht zur modischen Verteufelung des sparsamen Dieselmotors passte“.

Katalysatoren sollen die Stickoxide der Abgase vermindern. Denn die wirken wie Stickstoffdünger, der flächendeckend verbreitet wird und sich auch auf artenreichen Magerwiesen mit Orchideen niederschlägt. Jedes Jahr sind das immerhin 40 Kilogramm Stickstoff auf jeden Hektar. Dr. Friedrich Buer zeigt die Folge auf: “Stickstoffliebende Arten werden einseitig gefördert und Magerpflanzen wie Orchideen verdrängt. Stickoxide sind deshalb Gift für die Biodiversität.

Weniger Salz, mehr Ammoniumnitrat

Doch schon vor fünf Jahren war klar, dass wir den Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben haben. Denn anstelle von Stickoxiden wird Ammoniumnitrat aus dem Auspuff geblasen und zwar als Feinstaub, an dessen Gesamtmenge es sogar 20 bis 70 Prozent beteiligt ist. Schlimmer noch: Ammoniumnitrat düngt noch wirksamerer als Stickoxide! Und das alles aus den sauberen Benzinern und nicht aus den von den Naturschutzverbänden verteufelten Dieseln!”

Vom Ammoniumnitrat profitieren Ammonium liebende (ammoniophile) Pflanzen wie Trentepohlia, aber auch einige Moose und Flechten wie die auffällige Gelbflechte Xanthoria parietina, die man inzwischen überall auf Zweigen und Steinen sieht und deren leuchtendes Gelb jetzt auch besonders auffällt. Ebenfalls stark zugenommen haben nach Feststellung des Experten Brombeeren, Hollunder und Brennesseln, die dank der Düngung per Kat inzwischen in Wäldern wachsen, wo sie früher nur ausnahmsweise vorkamen: “Sogar auf den mageren Böden von Kiefernwäldern wuchern Brombeeren. Das gab es noch nie“.

Ammoniumnitrat sei ein Salz und wirke deshalb ähnlich wie das Meersalz, das der Wind an die Küsten ins Land wehe und das man auf den Lippen schmecken könne. Dr. Friedrich Buer: "Nur salztolerante Küstenpflanzen halten das aus. Nun haben sich aber diese salztoleranten Pflanzen fern der Küsten auf den Mittelstreifen der Autobahnen verstärkt ausgebreitet, obwohl in den letzten Jahren weniger Salz gestreut wurde und die Salztoleranten eigentlich weniger werden müssten. Auch hier soll nach Jan-Peter Frahm Ammoniumnitrat aus den Kats der Benziner Grund sein, denn es wird zwar weniger Salz gestreut, aber es fahren mehr Auto mit Kat“.

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