Nicht nur in der Fränkischen Schweiz klaffen Funklöcher

14.12.2018, 05:55 Uhr
Ein Traum für Landschaftsfotografen, aber ein Albtraum für Handy-Nutzer. Die schroffen Felsformationen der Fränkischen Schweiz, wie hier in Tüchersfeld, machen eine Vollabdeckung des Netzes nahezu unmöglich.

© Nicolas Armer/dpa Ein Traum für Landschaftsfotografen, aber ein Albtraum für Handy-Nutzer. Die schroffen Felsformationen der Fränkischen Schweiz, wie hier in Tüchersfeld, machen eine Vollabdeckung des Netzes nahezu unmöglich.

Manches in diesem Förderprogramm sieht aber mehr nach Flickschusterei als nach langfristigem Masterplan aus. Für die von zahlreichen Funklöchern geplagte Fränkische Schweiz zum Beispiel werden die geplanten Maßnahmen wohl kaum ausreichen. Die Gegend rund um Pottenstein im Landkreis Bayreuth etwa ist ein Traum für
Ruhe und Abgeschiedenheit suchende Naturfreunde und Wanderer; für Menschen, die regelmäßig mit dem Handy telefonieren müssen, dagegen ist sie oft ein Albtraum. Denn die Berg- und Hügellandschaft der Fränkischen Schweiz mit ihren markanten Felsformationen sorgt dafür, dass die Funkwellen an vielen Stellen geblockt werden.


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Eine Vollabdeckung des Netzes ist aufgrund der physikalischen Eigenschaften der für den Mobilfunk genutzten elektromagnetischen Wellen fast unmöglich bei einer Topographie wie zum Beispiel dem zu Pottenstein gehörenden Tüchersfeld, bei dem manche Fachwerkhäuser an den Felsen zu kleben scheinen. Bürgermeister Stefan Frühbeißer (CSU) sieht den im September geschlossenen Mobilfunkpakt zwischen dem bayerischen Wirtschaftsministerium, Bayerns Städtetag und Gemeindetag sowie den Netzbetreibern deshalb mit gemischten Gefühlen. Die Förderrichtlinien dieser Initiative sehen nämlich einen Zuschuss von maximal 500 000 Euro pro Kommune für den Bau von zusätzlichen Masten und Stromanschlüssen für die Mobilfunkantennen vor.

Eigentlich eine Bundesaufgabe

"Damit könnte man maximal zwei Masten errichten, aber allein für den Raum Tüchersfeld brauchen wir mindestens drei zusätzliche Masten, um die Situation dort merklich zu verbessern", erklärt der Kommunalpolitiker, der auch beim Thema Breitbandausbau seine Stadt massiv im Nachteil gegenüber anderen Kommunen sieht. Schließlich sei schweres und teures Gerät nötig, um den steinigen Untergrund in dieser Region für die Verlegung von zusätzlichen Glasfaserkabeln zu bearbeiten. Solche Unterschiede werden in dem Förderprogramm aber nicht berücksichtigt.

Und was Frühbeißer so gar nicht verstehen kann: Warum müssen hier der Freistaat und die Gemeinden tätig werden, wenn doch eigentlich der Bund für das Telekommunikationsnetz zuständig ist?

"Da wird eine Aufgabe, die eigentlich überregional entschieden werden müsste, an die Kommunen delegiert", kritisiert auch Georgensgmünds Bürgermeister Ben Schwarz (SPD). Auch in der aus 13 Ortsteilen bestehenden Gemeinde im Landkreis Roth gibt es zahlreiche weiße Flecken auf der Landkarte, was das Mobilfunknetz betrifft. Schwarz sieht seine Gemeindeverwaltung aber nicht in der Pflicht, den Netzbetreibern wie der Telekom Planungsaufgaben abzunehmen und mögliche Standorte für zusätzliche Mobilfunkmasten vorzuschlagen. "Da fehlt uns technisch auch das Knowhow dafür."

Außerdem bleibt dann ein Grundproblem an den Bürgermeistern hängen, nämlich das Finden eines nicht nur geeigneten, sondern auch relativ konfliktfreien Standortes für neue Anlagen. Zwar haben die Gesundheitsbedenken gegenüber Funkwellen abgenommen, dennoch will kaum jemand, ähnlich wie bei Windrädern, einen Mobilfunkmasten in der Nähe seines Hauses stehen sehen. "Jetzt soll den Kommunen der Schwarze Peter zugeschoben werden", sagt Schwarz.

Eine ganze Reihe von Kommunalpolitikern im Freistaat hingegen will die Chance nutzen, mit einem gewissen Maß an Eigeninitiative die Funklöcher in ihren Gemeindegebieten zu schließen. Aktuell haben 45 bayerische Gemeinden ihr Interesse an einer Förderung beim Bayerischen Mobilfunkzentrum bekundet, das im August im Zuge des Mobilfunkpaktes gegründet worden war.

Stefan Braun (CSU) ist einer dieser Rathauschefs, die die bayerische Mobilfunk-Initiative durchaus positiv sehen. "Ein tolles Förderprogramm", sagt der Bürgermeister des Marktes Kastl (Landkreis Amberg-Sulzbach), dessen 37 Ortsteile aufgrund ihrer schwierigen Topographie und ihrer Nähe zum Truppenübungsplatz Hohenfels teilweise extrem von Funklöchern betroffen sind. Und bislang hatten die Netzbetreiber abgewunken, wenn es um eine zeitgemäße Versorgung ging. Unwirtschaftlich, weil die Gegend rund um das idyllisch gelegene Kastl zu dünn besiedelt ist – so die Argumentation der Telekom.

1000 zusätzliche Masten

Vor allem im Ortsteil Utzenhofen, von den Nachbardörfern angesichts des dort praktisch nicht vorhandenen Handynetzes oft als "Tal der Ahnungslosen" verspottet, ist der Leidensdruck groß. Nun aber will die Telekom einen rund 35 Meter hohen Mobilfunkmasten am sogenannten Kirchenberg oberhalb von Utzenhofen errichten. Dieser soll ausreichen, um die Netz-Misere im Tal zu beenden.

Alles in allem sollen über Bayerns Mobilfunkförderprogramm 500 neue Maststandorte in bisher unversorgten Gebieten errichtet werden. Dazu kommt noch das eigenwirtschaftliche Engagement der drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefonica, so dass bis Ende 2020 insgesamt etwa 1000 zusätzliche Mobilfunkstandorte für eine Bevölkerungsabdeckung von 99 Prozent im Freistaat sorgen sollen.

Viele Fachleute befürchten allerdings, dass die versprochenen technischen Aufrüstungen nicht einmal ansatzweise für ein nahezu lückenloses Handynetz ausreichen werden. Das Problem: Der Grad der Mobilfunkabdeckung wird zwar gemessen, doch immer wieder erweisen sich die auf Basis dieser Messungen erstellten Karten als ungenau. Darüber hinaus müssen zahlreiche bestehende Anlagen nachgerüstet werden, um in ein paar Jahren den Empfang auf Basis des neuen 5 G-Standards zu ermöglichen. Bekanntlich kann diese Technologie mehr Daten schneller übertragen, benötigt aber eben auch ein leistungsfähigeres Netz.

 

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