1. Januar 1970: Jahreswende nicht ohne Zwischenfall

1.1.2020, 11:20 Uhr
Für Minuten war beim Jahreswechsel der Sternenhimmel über Nürnberg um Tausende von bunten, schnell verlöschenden Sternchen reicher. Nürnberg empfing das neue Jahr mit Kanonenschlägen, Heulern und einer Fülle zischender und sprühender Raketen. Vor den Lokalen und den Haustüren unterbrachen viele das Feiern, um ihren Beitrag zum "Feuerwerk" zu leisten.

Für Minuten war beim Jahreswechsel der Sternenhimmel über Nürnberg um Tausende von bunten, schnell verlöschenden Sternchen reicher. Nürnberg empfing das neue Jahr mit Kanonenschlägen, Heulern und einer Fülle zischender und sprühender Raketen. Vor den Lokalen und den Haustüren unterbrachen viele das Feiern, um ihren Beitrag zum "Feuerwerk" zu leisten.

Und schon in den ersten Stunden des neuen Jahres ging so mancher Wunsch nicht in Erfüllung, der nach einem Taxi nämlich. Allerorts sah man frierende Nürnberger an den Straßen winken, wählten sich Ball- und Partybesucher die Finger an der Telefonwählscheibe wund. Taxis waren so rar, wie die Butter im ersten Nachkriegsjahr.

Doch davon wußten glücklicherweise die vielen tausend Ballbesucher nichts, die sich in den Tanzlokalen und Ballsälen der Stadt vergnügten. In der Meistersingerhalle waren es über 1200, im Deutschen Hof über 1100 Abendgekleidete und Smokingbedresste, die bis in die frühen Morgenstunden das Parkett scheuerten. Hier, wie in den Tanzlokalen war der letzte Platz besetzt, war die Stimmung besser als auf manchem Faschingsball. Offensichtlich hatte das Grippe-Gespenst Lokalverbot. Ja, viele profitierten von der Grippe-Welle, denn dies war die einzige Möglichkeit, noch Karten für einen Ball zu bekommen, der seit Wochen ausverkauft war.

Wer nicht in der Öffentlichkeit trinken, tanzen, lachen und schmusen wollte, der besuchte private Parties, der genoß Wein und Sekt im kleinen Kreis. Und wer auch dazu keine Lust hatte, ließ sich Silvesterstimmung "vorflimmern" – Pessimisten zogen sich zu den Gänsefedern zurück.

Doch so ruhig, wie es sein sollte, ließ sich das alte Jahr nicht über die Schwelle schieben. Die Polizei hatte – wie an anderer Stelle berichtet – alles andere als einen ruhigen Jahreswechsel und auch Sanitäter und Feuerwehrleute waren beschäftigt. 19 Minuten nach Mitternacht ging der Tanz los. Kein Knallkörper, sondern ein Molotow-Cocktail rief die Wehr in die Brunnengasse. Dort mußte eine auf der Straße liegende Benzinflasche, die hellauf brannte, unschädlich gemacht werden. Zwölf Minuten später ging es mit Martinshorn zur Rednitzstraße 31, wo ein Badezimmer in Brand geraten war. Sachschaden 4000 Mark. Vermutliche Brandursache: ein Feuerwerkskörper, der durch das Fenster ins Innere geworfen worden war.

Wie wenig Sorgfalt vielfach bei den Knallereien zum Jahreswechsel aufgewandt wird, bewies ein Vorfall in der Bärenschanzstraße. Dort hattte ein Mann einen brennenden Feuerwerkskörper so gegen einen Jungen geworfen, daß dieser Brandwunden an der Hand und am Oberschenkel erlitt.

Am Neujahrstag, nach ein paar Stunden Schlaf, herrschte vielfach Katerstimmung. Es ist gut, daß der erste Tag des Jahres gleich ein Feiertag ist.

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