Entscheid für 2020: "Radlbotschafter Nürnberg" machen ernst

14.9.2019, 06:00 Uhr
Das Thema Radfahren - es bleibt auch in Nürnberg weiter aktuell.

© dpa Das Thema Radfahren - es bleibt auch in Nürnberg weiter aktuell.

Dabei handelt es sich eine neue Kerngruppe von rund 20 Bürgern, die sich ehrenamtlich für den Radverkehr und ein gutes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer in Nürnberg engagieren, "um die Verhältnisse für die Radler gezielt zu verbessern". Ausgangspunkt war eine Gesprächsrunde Mitte Juli im Rahmen des „Kulturhauptstädtlas“ auf dem Richard-Wagner-Platz. Dort informierte Christian Hader über das von ihm initiierte Bamberger „Radbegehren“, dessen zehn Ziele wie berichtet, der Stadtrat in der Domstadt bis 2025 freiwillig umsetzen will.

Aus dem Treffen ist durch den Vereins Bluepingu und die Initiative Parents For Future Nürnberg die Kerngruppe der "Radlbotschafter" entstanden. Ihr gehören auch Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) an. Aktive von der allmonatlichen Fahrraddemo "Critical Mass" sind ebenso dabei wie Berufspendler Markus Stipp. Das gemeinsame Credo lautet: "Die Radfahrer in Nürnberg brauchen eine Stimme!" Der 35-jährige Produktmanager, der seine Tochter täglich mit dem Rad zur Kita bringt, sympathisiert mit dem ADFC und hält einen "Radentscheid 2020" für ein "wichtiges Instrument, um ein sicheres Miteinander aller Verkehrsteilnehmer zu erreichen". Auch wenn die Stadtverwaltung gerade neue Fahrradstraßen anlegt, breitere Radstreifen plant und erste Auto-Spuren für Radschnellwege verwenden will, halten Stipp und seine Mitstreiter weitere Schritte für notwendig, um das Radfahren in der Frankenmetropole attraktiver und sicherer zu machen. "Für ein sicheres Miteinander", heißt daher auch das Motto, wovon Radfahrer und Fußgänger profitieren müssten – "in Abstimmung mit dem motorisierten Verkehr", so Stipp.

Er ist überzeugt, dass die etwa 15.000 Unterschriften, die in Nürnberg für so ein Bürgerbegehren vorab gesammelt werden müssen, "ein Pfund wären, das die Politiker nicht ignorieren können". Derzeit befindet sich Initiative in der Sondierungsphase mit möglichen Unterstützern. Neben Umweltorganisationen werden Bürgervereine, Kirchen, Fridays For Future, Fahrradläden und Parteien angesprochen. "Wir sind noch am Anfang", sagt Stipp, an einer Trägerstruktur und an der Formulierung der inhaltlichen Ziele werde bereits gefeilt. Mitte Oktober soll als erste Aktion eine Infoveranstaltung zum Radentscheid stattfinden. Zu den Unterstützern eines Radbegehrens gehört der überregional gefragte Nürnberger Radverkehrsexperte Thiemo Graf. Er hält ein "breites Bündnis an Organisationen" für nötig, damit der große organisatorische Aufwand zu schaffen ist.

Zur Bedeutung der "Radentscheide" sagt Ludger Koopmann, der stellvertretende ADFC-Bundesvorsitzende: "Wir haben uns gefragt, wie Menschen Rad fahren wollen, was sie davon abhält und wie wichtig dabei Sicherheit und Komfort sind.

Viele unserer Ideen und Forderungen finden sich in denen der Radentscheide wieder. Deshalb freuen wir uns, dass der Radverkehr in immer mehr Städten auch durch die Bürger- und Volksentscheide deutlicher in den Fokus rückt."

Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich kennt die "Radbotschafter" bisher nicht. Grundsätzlich ist er der Ansicht, dass in der Stadtpolitik das Thema Radverkehr derzeit durchaus auf Verständnis stößt.


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"Es mangelt nicht an Willen, nicht an Geld, aber an Personal – das ist das Nadelöhr", meint Ulrich. Und das wirkt sich auf die Planung und Umsetzung von Radverkehrsprojekten aus. Nürnbergs ADFC-Vorsitzender Jens Ott verweist beim Thema Finanzen auf den Nationalen Radverkehrsplan 2020 des Bundesverkehrsministeriums. Darin werden für Städte wie Nürnberg ein Gesamtbedarf von 13 bis 18 Euro pro Einwohner und Jahr errechnet. Das wären 6,5 bis 9 Millionen Euro – aktuell sind es 3,5 Millionen Euro im Radwegetopf. Die OB-Kandidaten von SPD, CSU und Grünen stellen eine Erhöhung auf neun bis zehn Millionen Euro in Aussicht. 

Ein NN-Forum zum Radverkehr in Nürnberg findet am Dienstag, 17.September, 19 Uhr, in der Kulturwerkstatt Auf AEG in Muggenhof, Fürther Straße 244d, statt. Auf dem Podium diskutieren Baureferent Daniel Ulrich, ADFC-Chef Jens Ott und Radverkehrsplaner Thiemo Graf. Die Moderation hat NN-Redakteur Jo Seuß. Karten für 12 Euro (Abonnenten zahlen mit ZAC–Karte nur 8 Euro), sind in den Geschäftsstellen Ihrer Zeitung erhältlich, telefonisch unter (09 11) 2 17-27 77 oder per E-Mail unter nn-ticketcorner.de

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