10 Jahre Sör: Der Kampf gegen die To-go-Mentalität

21.7.2019, 05:13 Uhr
10 Jahre Sör: Der Kampf gegen die To-go-Mentalität

© Stefan Hippel

Vor zehn Jahren hat man das Gartenbauamt, große Teile des Tiefbauamts, Stadtreinigung und Bauhöfe der Bürgerämter zusammengefasst. Es war die tiefgreifendste Organisationsveränderung bisher. Bürgermeister Christian Vogel schwärmt als Erster Werkleiter von einer Erfolgsgeschichte und von großer Akzeptanz in der Bevölkerung.

Dass es auch reichlich Kritik und Unmut aus der Bürgerschaft hagelt, entgeht dem Sozialdemokraten nicht: "Sör ist oft einmal der böse Bube, wenn es beispielsweise um Verkehrsumleitungen geht", meint er, "dabei muss die Verwaltung nur die Beschlüsse umsetzen."

Sör demonstriert Bürgernähe: Die Behörde ist über Internet oder Telefon erreichbar – und das wird reichlich genutzt: Exakt 25.367 Anrufe sind 2018 auf dem Servicetelefon eingegangen, 15.000 mehr als vor zehn Jahren. Die Bürger würden mit ihren Anliegen nicht nach dem "Buchbinder-Wanninger-Prinzip" weitergeleitet, meint Vogel. Ihre Beschwerden und Tipps nehme man entgegen und leite sie gegebenenfalls an andere Abteilungen weiter, wenn man selbst nicht zuständig ist.

"To-go-Mentalität"

Auf Bürgerversammlungen richten sich die meisten Anfragen an Sör, weiß Ronald Höfler, kaufmännischer Sör-Werkleiter. Die Hitliste der Anliegen führt das Thema Hunde (freilaufend, Kot) an. Auf Platz zwei folgt das Thema Sauberkeit.

Im ganzen Stadtgebiet sind 3275 Mülleimer aufgestellt, die regelmäßig geleert werden. Trotzdem gibt es immer wieder Forderungen, weitere Körbe aufzustellen. Doch mit dem Aufstellen ist es nicht getan, man muss auch an Folgekosten für die Leerung (Personal, Fahrzeuge) denken.

Und oftmals ist es Abwägungssache: "Ein großes Problem ist die ,To-go-Mentalität‘"; meint Bürgermeister Vogel, "mit einer großen Pizzaschachtel wird ein kleiner Müllbehälter zugestopft. Aber voll ist er damit nicht, man kann nur nichts mehr hineinwerfen." Doch wenn man große Müllbehälter an den Parks aufstellt, ist die Gefahr groß, dass Hausmüll entsorgt wird.

Hochwertige WC-Anlagen

Ein weiteres dringliches Thema: öffentliche Toiletten. Man baue neuerdings wieder mehr WCs auf. Öko-Anlagen sind an der Norikusbucht und am Jamnitzerplatz vorgesehen. Zu den drei bestehenden Litfaß-Klos in der Altstadt sollen heuer drei Anlagen dazukommen: an der Maxtormauer, Grasersgasse und Karl-Grillenberger-Straße. Insgesamt sind zehn dieser kostenpflichtigen, hochwertigen WCs vorgesehen. Aber es ist ziemlich kompliziert, geeignete Standorte zu finden, wo im Untergrund keine Kabelstränge und Kanäle stören.

 

 

 

Beim Radwegebau, für den jährlich 3,5 Millionen Euro bereitstehen, zeichnen sich "große Herausforderungen" ab, merkt Vogel an. Die Neuaufteilung des Verkehrsraums, die politisch intensiv diskutiert wird, geht zulasten der Pkw. So sollen Radwege bis zu 30 Prozent breiter werden. Sechs Standorte hat die Verwaltung im Blick. Zumindest bei einem möchte man heuer die Spuren neu – und zugunsten der Radfahrer anders – markieren.

Lebensraum für Insekten

Immer ein großes Thema sind Bäume, Fällungen und Neupflanzungen. Man sei bemüht, die einzelnen Maßnahmen umfassend zu kommunizieren, erklären die Verantwortlichen. Erfahrungsgemäß gibt es heftige Proteste, sobald die Säge angesetzt wird.

Aktuell erhält Sör einiges an Post, weil große Wiesenstücke nicht gemäht sind. Dies geschehe nicht aus Faulheit, sondern ganz bewusst, um Insekten Lebensraum zu bieten. "Vor drei Jahren wäre das undenkbar gewesen", meint Werkleiter Höfler. Da hätte es Beschwerden gegeben, dass es unsauber und verwildert aussieht. Allerdings wäre es manchmal sinnvoller, Blühstreifen an den Rändern stehen zu lassen, statt eine ganze Wiese zuwuchern zu lassen.

Der Jahresbericht 2018 mit allen Zahlen und Daten kann bei Sör, Sulzbacher Straße 2-6, abgeholt werden. Das Sör-Servicetelefon für Beschwerden und Anregungen hat die Nummer (09 11) 2 31-76 37. Es ist montags, dienstags und donnerstags von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr und mittwochs bis 13 Uhr erreichbar.

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